Der deutsche Verdächtige im Vermisstenfall des britischen Mädchens Madeleine "Maddie" McCann ist Mitte September aus der Haft entlassen worden. Einem "Spiegel"-Bericht zufolge lebt Christian B. inzwischen als Obdachloser im schleswig-holsteinischen Kiel. Zuvor hatten Behörden den mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter in Hotels einquartiert. Die weigerten sich nun, ihn weiter zu beherbergen.
Bedrohungen gegen Hotels
Mitte September wurde der wegen Sexualdelikten mehrfach vorbestrafte 48-Jährige aus einem Gefängnis in Niedersachsen entlassen, in dem er eine mehrjährige Haftstrafe wegen einer Vergewaltigung im Jahr 2005 absaß. Seit dem wurde er von den Behörden und seinen Rechtsanwälten zunächst zeitweise in einer Wohnung in Neumünster und einem Hotel in Kiel einquartiert.
Nach "Spiegel"-Angaben wurde dies allerdings publik und sorgte für Unruhe und Bedrohungen unter anderem in sozialen Netzwerken. Am Ende weigerten sich Hotels, den Ex-Häftling, der rund um die Uhr von zwei Polizisten bewacht wird, weiter zu beherbergen. "Ich bin jetzt obdachlos", sagte B. dem "Spiegel". Demnach lebt er derzeit in einem Zelt in einer Grünanlage.
Freier Mann – aber "hochgefährlich"
Grundsätzlich ist Christian B. nach seiner Haftentlassung ein freier Mann. Doch es bestehen gerichtliche Auflagen, die ihn unter anderem zum Tragen einer elektronischen Fußfessel verpflichten.
Nach Einschätzung eines psychiatrischen Gutachters, der B. vor Gericht beurteilte, besteht die Gefahr weiterer Sexualstraftaten. Er stufte ihn als "hochgefährlich" ein. Es gibt aber keine rechtliche Handhabe, etwa für freiheitsentziehende Maßnahmen. Laut "Spiegel" wird der Mann deswegen zusätzlich zur elektronischen Fußfessel permanent von zwei Polizisten überwacht. Die Beamten sollen offiziell unter anderem auch Angriffe auf ihn verhindern.
Verbindung zum Fall "Maddie"
Maddie war am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus der Ferienwohnung in einer Ferienanlage in Praia da Luz in Portugal verschwunden, während ihre Eltern in einem nahen Restaurant aßen. Trotz jahrelanger Suche fehlt von ihr bisher jede Spur.
Im Fokus internationaler Berichterstattung ist der mehrmals vorbestrafte Sexualstraftäter seit einigen Jahren, weil die deutschen Ermittler ihn im Fall Madeleine McCann unter Mordverdacht haben. Mit Blick auf die öffentlichen Verdächtigungen im Maddie-Komplex spricht Anwalt Friedrich Fülscher von einer "massiven Vorverurteilungskampagne".
Mit Informationen von dpa und AFP
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