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Coronavirus: Wie Schutzmasken tatsächlich vorbeugen

Coronavirus: Wie Schutzmasken tatsächlich vorbeugen

In manchen Ländern gilt inzwischen die Pflicht, in der Öffentlichkeit oder zumindest beim Einkaufen eine Schutzmaske zu tragen. Kann ein Mundschutz die Ausbreitung des Coronavirus tatsächlich bremsen und wenn ja, wie?

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

In Tschechien und der Slowakei gilt eine allgemeine Pflicht zum Tragen von Schutzmasken, in Österreich muss ab kommendem Montag in Drogerie- und Supermärkten eine Maske getragen werden. In Deutschland gibt es eine solche Pflicht außer in Jena (noch) nicht, wird aber weiterhin diskutiert. Die Nationale Akademie der Wissenschaften in Deutschland Leopoldina sprach sich am 3. April für den möglichst flächendeckenden Einsatz von Mund-Nasen-Schutz aus. Wegen der Knappheit echter Schutzmasken solle dieser Schutz vorerst durch improvisierte, selbstgemachte Masken oder durch Schals oder Tücher angestrebt werden.

Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) rät auf seiner Webseite zum Coronavirus Sars-CoV-2 inzwischen nicht nur Menschen mit Atemwegserkrankungen zum Tragen einer Maske. "Es ist zu vermuten, dass auch Behelfsmasken das Risiko verringern können, andere anzustecken". RKI-Präsident Lothar Wieler warnte allerdings davor, sich durch das Tragen in einer "falschen Sicherheit" zu wiegen. Das sei "das Schlimmste, was passieren könnte". Die Menschen müssten weiter Abstand halten, sich an die Husten- und Niesregeln halten und die Handhygiene beachten. "Sonst schadet das Tragen einer solchen Maske mehr als das nutzt". Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beurteilte bisher einen Mundschutz nur für Kranke und Menschen, die Kranke pflegen, als sinnvoll. Am 1. April kündigte sie jedoch an zu prüfen, ob das Tragen eines Mundschutzes in der Öffentlichkeit die Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 eindämmen kann.

"Die WHO trägt alle verfügbaren Informationen zusammen und wägt ab, ob das umfassendere Tragen von Mundschutz Ansteckungen eindämmen kann." WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus

Maske schützt andere vor Ansteckung

Umstritten ist, ob eine allgemeine Pflicht zum Tragen eines Mundschutzes in der Öffentlichkeit ein effektiver Beitrag gegen die Ausbreitung von Sars-CoV-2 ist oder nicht. Kaum Differenzen gibt es dagegen bei der Frage, welche Wirkung eine Schutzmaske, genauer ein einfacher Mund-Nasen-Schutz, in der Praxis hat. Der Träger eines einfachen Mundschutzes gibt beim Atmen, Husten und Niesen weniger Speicheltröpfchen in seine Umgebung ab. Diese Tröpfchen können das neue Coronavirus in sich tragen. Der Mundschutz verringert also die Wahrscheinlichkeit, andere Menschen anzustecken. Das ist bei Sars-CoV-2 besonders wichtig, denn ein Infizierter kann Viren schon verbreiten, wenn er (noch) keine Krankheitssymptome hat. Das bedeutet: Als Fremdschutz, also um andere zu schützen, ist das Tragen eines Mundschutzes sinnvoll.

Eigenschutz nicht nachweisbar

Für den Träger selbst bietet der Mundschutz hingegen im Normalfall kaum Schutz. Das zeigt auch ein Vergleich mehrerer Studien zur Wirkung von Schutzmasken. Die feinen Tröpfchen in der Luft, mit denen die Viren durch die Luft schweben, sind so klein, dass ein einfacher Mund-Nasen-Schutz sie nicht aufhält. Dazu sind nur Spezialmasken mit FFP (filtering face piece)-Klassifizierung in der Lage. Diese müssen allerdings ganz dicht am Gesicht abschließen. Bei einem einfachen Mundschutz ist das kaum möglich.

Maske schützt bei Husten auf kurze Distanz

Es gibt aber auch Situationen, in denen ein einfacher Mund-Nasen-Schutz seinen Träger schützen kann, nämlich etwa, wenn er aus kurzer Distanz angehustet oder angeniest wird. Für einen solchen Fremdschutz gibt es laut RKI zwar keine wissenschaftlichen Belege. Er erscheint aber plausibel, falls der Mund-Nasen-Schutz größere Speicheltropfen bremst, die eine große Menge an Sars-CoV-2-Viren enthalten können. Das kann von entscheidender Bedeutung sein, denn möglicherweise können diese Viren in diesem Fall in die Lunge gelangen und dort direkt eine Infektion auslösen. In der Folge könnte es zu einem schwereren Krankheitsverlauf kommen als bei einer Infektion, die zunächst den Rachen befällt, lautet eine Hypothese des Virologen Christian Drosten. Deshalb soll zuerst das Personal in Medizin und Pflege Schutzmasken bekommen, wenn diese knapp sind. Im Kontakt mit Patienten lässt sich der geforderte Mindestabstand nämlich meist nicht einhalten. Ärzte, Krankenschwestern und -pfleger sind daher auf die Schutzmasken angewiesen, und zwar nicht nur auf die Spezialmasken, sondern auch auf die einfachen. Wenn keine FFP2-Masken verfügbar sind, empfiehlt das Robert-Koch-Institut für medizinisches Personal einen einfachen Mund-Nasen-Schutz.

Fazit: Kein Ersatz für Hygiene und soziale Distanz

Wenn jeder in der Öffentlichkeit eine Schutzmaske trägt kommt es möglicherweise tatsächlich zu weniger Sars-CoV-2-Ansteckungen. Allerdings nicht, weil sich die Träger mit der Maske selbst vor einer Ansteckung schützen, sondern weil sie andere nicht anstecken. Gegen das Tragen von Schutzmasken spricht hingegen, dass es Menschen möglicherweise in falscher Sicherheit wiegt. Davor warnen unter anderem das RKI und die WHO. Andere Vorsichtsmaßnahmen mit nachgewiesener Wirkung wie gründliches Händewaschen und räumliche Distanz zu anderen könnten dann möglicherweise vernachlässigt werden im Glauben, man sei durch eine Maske vor einer Infektion geschützt.

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