Junge Mutter mit Ärztin im Gespräch
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In der Mutter-Kind-Tagesklinik in Nürnberg wird versucht, eine depressive Erkrankung von Schwangeren und jungen Müttern früh zu erkennen.

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Depression: Was tun, wenn Eltern nicht mehr können?

Depression: Was tun, wenn Eltern nicht mehr können?

15 Prozent der Mütter und fünf Prozent der Väter leiden rund um die Geburt ihrer Kinder an Depression. Diese Krankheit kann gut behandelt werden, sofern sie frühzeitig erkannt wird. Ein Fragebogen soll die Diagnose erleichtern.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Schlaflosigkeit, Angstzustände und Suizidgedanken – die Depression rund um die Geburt eines Kindes ist eine schwere Erkrankung, die auch schon in der Schwangerschaft beginnen kann. Mit Medikamenten und Gesprächen lässt sie sich gut behandeln. Jedoch wird diese Krankheit oft sehr spät erkannt, obwohl bis zu 15 von 100 Frauen von einer postpartalen Depression betroffen sind. "Das bedeutet dann oft ein hohes Maß an Leid für die betroffenen Familie", sagt Dr. Susanne Simen, Leiterin der Mutter-Kind-Tagesklinik am Klinikum Nürnberg. Deshalb arbeitet sie intensiv mit einem Fragebogen, der helfen soll, die seelische Krankheit frühzeitig zu erkennen.

Ein Fragebogen, der Leben rettet

Für die Diagnose braucht die Oberärztin möglichst genaue Hinweise von den Patientinnen und Patienten. Der Fragebogen enthält verschiedene Antworten, wie zum Beispiel "Ich war so unglücklich, dass ich kaum schlafen konnte." Die Mütter und Väter brauchen nur anzukreuzen, was auf sie zutrifft. Für die Auswertung benötigt Simen lediglich wenige Minuten.

Ab Februar 2024 soll es diesen Bogen auch in einer App geben. Dazu kooperiert das Klinikum Nürnberg mit zahlreichen Praxen und den Betriebskrankenkassen. Das Projekt wird mit 4,6 Millionen Euro gefördert. Das Geld stammt aus Mitteln der Krankenkassen und des Gesundheitsfonds.

"Unendliche Traurigkeit und Erschöpfung"

Der Fragebogen wird bereits seit Längerem am Klinikum Nürnberg eingesetzt. Dadurch wurde auch die Depression von Jasmin L. entdeckt. Sie konnte nach der Geburt ihrer Tochter nächtelang nicht schlafen. "Einerseits war da das große Glück, ein Kind zu haben, andererseits eine unendliche Traurigkeit und Erschöpfung", erinnert sich die Nürnbergerin. Eigentlich wollte sie von ihrer Ärztin nur Schlaftabletten verschrieben bekommen. Doch die Medizinerin wurde hellhörig, ging mit der jungen Mutter den Fragebogen durch und diagnostizierte so eine schwere Depression.

Jasmin L. verbrachte daraufhin vier Wochen in einer geschützten Station zur Behandlung und weitere sieben Wochen in der Mutter-Kind-Tagesklinik des Klinikums Nürnberg. Inzwischen fühlt sie sich wieder wohl und sagt aus ihrer Erfahrung heraus: "Jeder Tag mit einem Kind ist so wertvoll. Und damit diese Zeit nicht verloren geht, ist eine schnelle Diagnose mit so einem Fragebogen wichtig." Sie fügt hinzu: "Ich hatte dann plötzlich nach der Auswertung das Ergebnis schwarz auf weiß", das habe ihr geholfen, die Depression anzunehmen.

Auch Väter erkranken an Depression

Auch Väter können an Depression leiden. Kurz nach der Geburt sind es fünf Prozent. Doch im ersten Jahr nach der Geburt können bis zu 25 Prozent der Väter erkranken, schreibt das Online-Portal "Neurologen und Psychiater im Netz". Habe die Mutter eine postpartale Depression, steige das Risiko auf bis zu 50 Prozent.

Schlafentzug und Stress fordern ihren Tribut. Hinzu kommen die hohen Anforderungen an die Vaterrolle. Sie können zu einer Überforderung und einer Distanzierung zu Kind und Partnerin führen. Untersuchungen zeigen, dass bei Vätern der Testosteronspiegel abfällt und damit die Neigung zu depressiven Symptomen steigt. Unbehandelt kann sich die Depression auch auf das Kind auswirken, erklärt Dr. Susanne Simen. Kinder spüren, wenn der Vater Abstand zu ihnen hält. Eine fehlende emotionale Bindung aber kann die Entwicklung des Kindes negativ beeinflussen.

Depressions-Fragebogen beim Kinderarzt ausfüllen

Der Bedarf an Früherkennung ist groß, um die Depression gut zu behandeln, erklärt Simen. Sie engagiert sich mit vielen anderen für das Projekt "UPlusE". Die Abkürzung U steht für Untersuchung und E für Eltern. Das bedeutet: Die Eltern sollen, wenn sie mit ihrem Kind zur Vorsorge-Untersuchung beim Kinderarzt gehen, den Fragebogen ausfüllen, den die Projektgruppe entwickelt hat. Seit August 2023 laufen die Vorbereitungen für das Angebot. Bis Mitte 2026 wollen die Verantwortlichen bundesweit 10.000 Mütter und Väter über einen digitalen und standardisierten Fragebogen erreichen.

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