Das „Projekt Waldrappteam“, ein internationales Forschungsprojekt, das die EU finanziert, zieht die kurios aussehenden Waldrappe von Hand auf und begleitet sie seit Jahren mit Ultraleichtfliegern über die Alpen. Auch in Burghausen gibt es eine erfolgreiche Brutgruppe. Das Ziel: Die Vögel lernen so den Weg ins Winterquartier und können den auch anderen Vögeln beibringen.
Zug der Waldrappe von Kärnten über die Alpen
Am 11. Dezember flog eine Gruppe von 12 Waldrappen von Ferlach in Kärnten los Richtung Toskana. Wegen des schlechten Wetters im November hatten sie dort zunächst einen Zwischenstopp eingelegt.
Doch anstatt über Slowenien nach Italien zu fliegen, bogen sie quasi falsch ab und folgten der Küstenlinie weiter Richtung Süden. Sie erreichten das kroatische Zadar, aber kurz nach der Ankunft der Vögel starben drei der Waldrappe. Die Forscher des Waldrappteams vermuten, dass sie illegal von Jägern erlegt worden sind. Die Chancen, denjenigen zu finden, der dafür verantwortlich ist, ist sehr gering, so die Forscher. Die kroatische Polizei ermittelt dennoch. Auch in Italien wurden in den vergangenen Jahren schon mehrere Waldrappe aus dem Projekt abgeschossen, es kam schon zu Verurteilungen.
Junge Waldrappe wissen nicht weiter
Für die Vogelgruppe ist das ein Problem, denn zwei der getöteten Tiere waren erwachsene Leitvögel. Nur sie kennen den Weg ins Winterquartier, das heißt, die Jungvögel können das Gebiet nicht allein erreichen. Zwei Mitarbeiter des Teams sind nun unterwegs nach Kroatien, um die Jungvögel einzufangen und sie zu einer anderen Gruppe von Waldrappen zu bringen, die sich in Norditalien befindet und den Weg in die Toskana schon kennt.
Welchen Weg nehmen die Zugvögel?
Die ganze Situation ist für das Waldrappteam frustrierend. Aber sie bietet auch einen neuen Einblick in das Zugverhalten der Vögel. Schon länger sei bekannt, dass die Vögel über große Distanzen hinweg in einer direkten Geraden in Richtung ihres Ziels fliegen. Auch diese Gruppe habe das zunächst getan, bis sie in Istrien die Mittelmeerküste erreichte.
Hier kamen nun wohl zwei Dinge zusammen. Erstens: Waldrappe fliegen nicht über offene Wasserflächen, sie mussten also ausweichen. Zweitens: Sie versuchen weiterhin, den kürzesten Weg einzuhalten. Von Istrien aus hätten sie eigentlich einen Umweg fliegen müssen, um dann über die italienischen Landfläche in die Toskana zu kommen. Das taten sich nicht, sondern flogen weiter nach Süden – bis nach Zadar.
Zadar am kroatischen Festland ist der nächstgelegene Punkt zum Überwinterungsgebiet, wenn auch mit dem Meer dazwischen. Dort stoppten die Waldrappe ihren Flug. Wenn die Leitvögel nicht abgeschossen worden wären, hätte man herausfinden können, wie die Vögel auf diese Situation reagieren würden. Flug zurück nach Norden? Oder Direkt-Flug in die Toskana über die Adria hinweg? Diese Frage bleibt leider unbeantwortet.