Eine Unechte Karettschildkröte schwimmt im Wasser.
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Warum Meeresschildkröten Plastik zum Fressen gern haben

Warum Meeresschildkröten Plastik zum Fressen gern haben

Plastikmüll ist tödlich für Meeresschildkröten. Warum die Tiere Plastik so schmackhaft finden, hat nun eine neue Studie aufgedeckt. Nach einiger Zeit im Wasser riecht Plastik für die Tiere wie Futter.

Mehrere Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr am und im Meer. Der Plastikmüll sorgt dort dafür, dass unzählige Seevögel und andere Meereslebewesen verenden. Meeresschildkröten, vor allem junge Tiere, sterben regelmäßig an Plastikteilen im Magen-Darm-Trakt. Bisher nahmen Forscher an, dass die Schildkröten optisch angezogen werden und den Müll irrtümlich für Beute halten. Dass also eine schwimmende Plastiktüte zum Beispiel so aussieht wie eine Qualle. Forscher der University of North Carolina at Chapel Hill haben jetzt herausgefunden, dass der Geruch des Plastikmülls eine entscheidende Rolle spielt. Die Studie wurde am 9. März 2020 in "Current Biology" veröffentlicht.

Bewachsenes Plastik wird zur Geruchsfalle

Wenn Plastik länger im Wasser schwimmt, bildet sich auf der Oberfläche ein Bewuchs aus Biomasse. Laut der Forscher entsteht innerhalb einer Woche eine Art Überzug aus Algen und Mikroorganismen, der einen bestimmten Geruch verströmt. Junge Meeresschildkröten suchen ihr Futter überwiegend an der Meeresoberfläche und richten sich dabei nach Gerüchen in der Luft, um ein vielversprechendes Futtergebiet zu finden. In der Studie wurde getestet, welches Verhalten verschiedene Gerüche bei den Schildkröten auslösen.

Plastik oder Schildkrötenfutter?

Jungen Unechten Karettschildkröten wurden im Labor unterschiedliche Gerüche präsentiert. Auf den Geruch von sauberem Plastik reagierten sie nicht. Auf den Geruch des mit Biomasse überzogenen Plastiks reagierten sie ebenso stark wie auf den Geruch von Schildkrötenfutter. Ihre Suchaktivität erhöhte sich deutlich beim Versuch, die Futterquelle zu finden. Die Forscher waren überrascht, dass das bewachsene Plastik die gleiche Intensität hervorrief wie das Futter, das die in Gefangenschaft aufgezogenen Schildkröten inzwischen sehr gut kannten.

Lockmittel Plastik - Gefahr für Meeresbewohner

Nach Meinung der Forscher lässt die Studie befürchten, dass dieses Phänomen weitreichende Folgen für alle Meeresbewohner haben könnte. In Teilen des Pazifischen Ozeans seien riesige Flächen mit schwimmendem Plastikmüll bedeckt. Diese könnten Meeresschildkröten oder andere Meerestiere in Scharen anlocken, die die riesigen Ansammlungen an Plastik fälschlicherweise für reichhaltige Futterplätze halten. Wenn die Plastikteile einmal im Meer sind, könne man nicht verhindern, dass sie wie Futter riechen. Im besten Fall gelangt also Plastik gar nicht erst ins Meer.