Polizeifahrzeuge am Tatort in der Münchner Innenstadt
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Schüsse in München: Der aktuelle Stand der Ermittlungen

Schüsse in München: Der aktuelle Stand der Ermittlungen

In München schießt ein 18-jähriger Österreicher am israelischen Generalkonsulat um sich. Die Waffe hatte er kürzlich gekauft. Der Schütze wird vor Ort von der Polizei erschossen. Die Ermittlungen laufen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

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Nach dem Schusswechsel in der Nähe des israelischen Generalkonsulats in München, bei dem Polizisten einen 18-jährigen Österreicher erschossen haben, erhärtet sich der Verdacht auf einen versuchten Terroranschlag. Was bisher bekannt ist:

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  • Was ist passiert?

    Am Donnerstagmorgen gab es einen Großeinsatz der Polizei rund um das NS-Dokumentationszentrum. Wie sich später herausstellte, feuerte ein Mann mit einer älteren Langwaffe und angebautem Bajonett auf das israelische Generalkonsulat. Beamte schossen nach Angaben der Polizei den Verdächtigen nieder. Zunächst teilte die Polizei mit, dieser sei schwer verletzt und befinde sich noch am Einsatzort. Kurz darauf gab Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bekannt, der Niedergeschossene sei tot.

    Auch am Freitagmorgen waren Bereiche um den Tatort noch gesperrt. "Die Straßen sind frei, aber einzelne Gebäude oder Bereiche noch abgesperrt", sagte ein Polizeisprecher. "Da finden auch heute noch Spurensicherungsmaßnahmen statt." Es handle sich nach wie vor um einen Tatort. Auch woher der Täter die Waffe hatte, wird derzeit noch ermittelt.

    Was ist bisher über den Tatverdächtigen bekannt?

    Wie im Laufe des Tages bekannt wurde, handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 2006 geborenen österreichischen Staatsangehörigen mit bosnischen Wurzeln. Sein Name wird mit Emra I. angegeben. Er war demnach nicht in Deutschland, sondern in Österreich wohnhaft und soll erst vor Kurzem eingereist sein. Er lebte mit seinen Eltern in Neumarkt am Wallersee im Salzburger Land.

    Das Wohnhaus und angrenzende Gebäude wurden durch die österreichische Polizei durchsucht. Zur Sicherheit seien das Wohnhaus und die benachbarten Gebäude evakuiert worden, sagte ein Polizeisprecher. Im Nachhinein habe sich aber herausgestellt, dass keine Gefahr bestanden habe. 

  • Zum Artikel: Experte: Zwei Drittel der Terror-Verdächtigen sind Teenager
  • Was ist über das Motiv bekannt?

    Zu den Hintergründen der Tat laufen derzeit Ermittlungen. Ob ein Zusammenhang zwischen dem Schusswechsel und der Veranstaltung zum Gedenken an das Olympia-Attentat besteht, ist noch unklar. Auf den Tag genau vor 52 Jahren ereignete sich das Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München.

    2023 war der damals noch 17-jährige Tatverdächtige den Behörden bereits nach einer Drohung gegen Mitschüler und einer Körperverletzung aufgefallen. In diesem Zusammenhang sei ihm die Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen worden, hieß es. Beim Täter wurde dschihadistisches Propagandamaterial entdeckt. Zudem sei man dem Verdacht nachgegangen, dass er sich für Anleitungen zum Bombenbau interessiert und sich an einer terroristischen Vereinigung beteiligt haben könnte, in dem er in einem Online-Spiel islamistische Gewaltszenen darstellte.

    Am Freitag wurde bekannt, dass nach Angaben der Staatsanwaltschaft Salzburg trotz Ermittlungen 2023 keine Beweise in Bezug auf Radikalisierung oder islamistische Propaganda vorlagen. Demnach bewegte sich der 18-jährige Österreicher in der Vergangenheit nicht in islamistischen Kreisen. Vergangenes Jahr war ein Waffenverbot verhängt worden. Dieses wäre noch bis mindestens Anfang 2028 in Kraft geblieben, hieß es von der Salzburger Polizei.

    Nach BR-Informationen sympathisierte der Täter offenbar mit der Terrorgruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS). Die HTS konkurriert mit der Terrororganisation IS. Ihr wird eine Nähe zum Terrornetzwerk al-Qaida nachgesagt – auch wenn sie sich in den vergangenen Jahren distanzierte. Die HTS ist bis heute in Syrien aktiv – auch Kämpfer aus Bayern und anderen Teilen Deutschlands sind darunter. Im Messengerdienst Telegram verbreiten sie laut BR-Informationen massive antisemitische Propaganda.

    Wer ermittelt?

    Das Verfahren wird von der Generalstaatsanwaltschaft München geführt: von der dort angesiedelten Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET). Nach derzeitigen Erkenntnissen gehe man bei dem Angriff des mit einem Gewehr bewaffneten 18-jährigen Österreichers von einem "Bezug zum Generalkonsulat des Staates Israel" aus, so Polizei und Generalstaatsanwaltschaft. 

    Die österreichischen Behörden forschten intensiv, am Wohnort des jungen Mannes im Salzburger Land fänden Vernehmungen statt. Es gelte zu klären, mit wem er in Kontakt gestanden habe und wie seine vermutete Radikalisierung sowie eine zunehmende Nähe zu islamistischen Terrororganisationen vonstattengegangen sei.

    Gibt es Verletzte?

    Nein. Laut Polizei gebe es weder verletzte Beamte noch Passanten. Auch das israelische Außenministerium teilte mit, es seien keine Mitarbeiter des Konsulats verletzt worden. Im Konsulat habe es eine Gedenkfeier zum Olympia-Attentat in München 1972 gegeben, deshalb war es den Angaben zufolge geschlossen.

    Welche Folgen hat der versuchte Anschlag?

    Mit Blick auf die Radikalisierung der Täter in sozialen Medien kündigte Herrmann eine Prüfung der Präventions-Konzepte an: "Wir werden natürlich auch in Bayern darüber reden müssen: Welche Schlüsse müssen wir daraus ziehen? Wie gehen wir mit Menschen um, wo wir erkennen, dass sie sich für die IS-Ideologie interessieren? Dass sie vielleicht sich selbst radikalisieren? Da werden wir in Bayern auf jeden Fall unsere Konzepte überprüfen und sehen, wie können wir da noch aufmerksamer sein."

    Auch das Oktoberfest hält Herrmann für sicher. Er sieht auch keinen Anlass für eine weitere Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen. "Wir haben wieder bestmögliche Vorkehrungen getroffen, Sicherheitsvorbereitungen. Wir werden die Lage genau beobachten, aber ich freue mich trotzdem auf ein - wie ich hoffe - doch entspanntes Oktoberfest", sagte er dem BR.

    Auch weitere Politiker, wie auch die israelische Generalkonsulin, haben sich zum mutmaßlichen Anschlag geäußert: Die Reaktionen lesen Sie hier: "Lässt uns den Atem stocken": Entsetzen nach Schüssen in München.

    Mit Informationen von dpa

    Im Video: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) im BR24-Interview

    Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußert sich im BR24-Interview zum versuchten Terroranschlag in München.
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    Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußert sich im BR24-Interview zum versuchten Terroranschlag in München.

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