Der Stolleneingang  - rundes Tor führt ins Berginnere, mit Licht an der Decke und Stromkasten
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Der Eingang zum "Wetterstollen Deisenried". Hier sollen dann auch die Besucher in den Berg einfahren.

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Licht am Ende des Stollens: Schau-Bergwerk bei Fischbachau kommt

Licht am Ende des Stollens: Schau-Bergwerk bei Fischbachau kommt

Im südlichen Oberbayern soll es bald eine neue Attraktion geben: den begehbaren Stollen eines alten Kohle-Bergwerks. Die Gemeinden Fischbachau und Bad Feilnbach haben beschlossen, die nötigen Finanzmittel für das Projekt bereitzustellen.

Er könnte ein Tourismus-Magnet werden, der Wetterstollen Deisenried, benannt nach einem Weiler in der Nähe des Eingangs. Die Gemeinden Fischbachau im Landkreis Miesbach und Bad Feilnbach im Landkreis Rosenheim wollen den Ausbau gemeinsam stemmen. Fischbachau hatte schon vor ein paar Tagen beschlossen, die nötigen Mittel bereitzustellen, jetzt hat Bad Feilnbach nachgezogen. Am späten Donnerstag Abend stimmte der Gemeinderat mit großer Mehrheit dafür, das Schau-Bergwerk in Angriff zu nehmen.

Reise ins Berginnere

Bis 1966 fuhren hier Bergmänner ein, um Pechkohle aus den Tiefen des Auerberges zu fördern. Über fast 15 Kilometer zogen sich die Gänge des Bergwerks hin, zwischen Hausham im Leitzachtal und Au im Mangfalltal. Der Wetterstollen soll auf 150 Metern Länge so hergerichtet werden, dass Touristen eine kleine Reise in die Vergangenheit unternehmen können. Aber nicht nur sie, sondern auch Einheimische, die einen Teil der Geschichte ihrer Heimat wiederentdecken wollen, der in Vergessenheit geraten ist.

Große Hoffnungen und viel Geld

Für die beiden durch das Stollensystem verbundenen Gemeinden war es keine leichte Entscheidung, jeweils 300.000 Euro für das Projekt freizugeben. Zunächst war man von weniger als 150.000 Euro ausgegangen, doch die allgemeine Preissteigerung hatte auch den Kostenvoranschlag für den Schaustollen in die Höhe getrieben. Aus dem EU-Förderprogramm „Leader“ sind 400.000 Euro bereits zugesagt. Mit insgesamt einer Million Euro muss der Ausbau des Stollens nun geschultert werden. Als erstes steht der Abschluss eines Pachtvertrages mit dem Konzern Eon an, dem Eigentümer der Anlage. Dann kann eine auf den Ausbau solcher Stollen spezialisierte Firma mit den Arbeiten beginnen. Dabei muss vor allem die Sicherheit des Rundganges gewährleistet werden, der für die Besucher vorgesehen ist.

Geschichte des Bergbaus bewahren

"Mit diesem Schaustollen bewahren wir unsere Geschichte“, sagt Anton Wallner, Bürgermeister von Bad Feilnbach. Er vergleicht die Anlage mit einem denkmalgeschützten Haus, um das man sich ebenso kümmern müsse. Auch sein Kollege aus Fischbachau, Stefan Deingruber, freut sich, dass nun "die Geschichte des Bergbaus für die Nachwelt erhalten bleibt“. Viele Menschen in beiden Gemeinden wissen noch von Groß- oder Urgroßvätern, die als Bergmänner einer harten Arbeit nachgegangen sind und damit vergleichsweise gutes Geld verdient hatten.

Ein Bergmann mit langem Atem

Dass der alte Wetterstollen überhaupt in einem Zustand ist, dass er begangen werden kann, ist vor allem einem Mann zu verdanken, der selbst als 16-jähriger Lehrbub in das Bergwerk eingefahren ist: Martin Schmid vom Bergmannsverein St. Barbara Leitzachtal. Er hat einen Freundeskreis gegründet, der in vielen tausend freiwilligen Arbeitsstunden den Stollen freigelegt hat, wo er verschüttet war, altes Werkzeug und Ausrüstung gesammelt, und letztendlich die Gänge so erhalten hat, dass aus ihnen jetzt ein Rundgang durch die Heimatgeschichte werden kann. Vor allem aber hat Martin Schmid getrommelt und geworben für das Projekt und Gemeinderäte und Bürgermeister überzeugt, in die Historie zu investieren, um in Zukunft eine – wetterunabhängige - Attraktion zu haben.

Erste Besucher in zwei Jahren

Eine Attraktion ist der alte Bergmann selbst, wenn er erzählt, wie er 1957 an einem Montag ein paar Erklärungen und Ermahnungen bekommen hat und am Tag darauf in das Bergwerk eingefahren ist. Viele spannende Geschichten kann er über die achteinhalb Jahre erzählen, in denen er unter Tage die Pechkohle abgebaut hat, bis sie vom billigen Erdöl verdrängt wurde. Für Schmid wäre es das Größte, wie er sagt, wenn in gut zwei Jahren die ersten Besucher in den Stollen einfahren könnten. Bis dahin gibt es für den alten Hauer noch viel zu tun.

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