Ein Silo als mobiler Kunstort.
Bildrechte: BR/Kari Hennig
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Auf einem Kunstmarkt stellen Künstlerin Karin Bergdolt und Landwirtin Marlen Maußner den mobilen Kunstraum aus.

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Neue Ideen für die Landwirtschaft: Mit Kunst zu mehr Verständnis

Neue Ideen für die Landwirtschaft: Mit Kunst zu mehr Verständnis

Was tun mit den Überbleibseln aus etlichen Generationen Landwirtschaft? Ein Bauernhof in Lauf an der Pegnitz zeigt: Es muss nicht immer der Schrottcontainer sein. Wie eine Künstlerin ihre Muße inmitten von Traktorenlärm und Pferdekoppel gefunden hat.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Es ist dunkel im Ausstellungsstück von Karin Bergdolt. Auf jede Bewegung folgt ein dumpfes Geräusch, mit jedem Schritt wankt der Boden. Und doch treibt es die Besucher des Kunstmarkts in Neunkirchen am Sand ins Innere des sogenannten mobilen Kunstorts – auf der Suche nach Antworten: Was ist dieser verrostete, rund zehn Meter lange, Metalltunnel? "Es ist bewusst hier keine Erklärung, was es sein soll", sagt Künstlerin Karin Bergdolt, "der eine denkt sich, das wird eine Sauna, der Nächste, das ist eine Rakete und das löst die Kunst aus."

Vom Düngemittelsilo zur Kunst: Eine Umnutzung mit Erfolg?

Ein ausrangiertes Düngemittelsilo als Kunstort – gefunden hat die Künstlerin Karin Bergdolt ihr Werk direkt an ihrer Schaffensstätte: Der Bauernhof von Marlen und Helmut Maußner in Weigenhofen bei Lauf an der Pegnitz. "Das war halt 20 Jahre hier gestanden", sagt Landwirt Helmut Maußner, "aber wir haben den Platz gebraucht, weil wir den Hof pflastern wollten".

Nach der Umstellung auf Biolandbau vor fünf Jahren erfüllte das Düngemittelsilo keinen Zweck mehr. Das Paar riss es ab und legte die Zukunft der Silos in Karin Bergdolts Hände – mit Erfolg, findet Marlen Maußner: "Es ist immer die Frage, was man daraus macht, und das ist im Falle von diesem Silo gut gelungen." Ihr Mann Helmut musste von der Idee erst überzeugt werden. "Geschmäcker sind verschieden, aber es ist nicht verschleudert worden und das finde ich auch interessant", sagt er.

Offen für neue Ideen – auch in der Landwirtschaft

Die Wiederverwendung landwirtschaftlicher Überbleibsel in der Kunst – Helmut und Marlen Maußner sei es wichtig, offen zu bleiben für neue Ideen, erzählen sie. Material dafür bietet der Betrieb reichlich: Auf rund 150 Hektar bauen die Maußners Getreide, Mais, Kartoffeln und sogar Erbsen und Lupinen an:

"Man lässt sich immer wieder was Neues einfallen. Im gleichen Verharren bringt eigentlich keinen weiter, speziell in der Landwirtschaft ist das sehr extrem, weil da die Zeiten oft sehr unstetig sind." Helmut Maußner, Landwirt

Kunst im Rhythmus des Bauernhofs

Für reichlich Inspiration im Bauernhof-Alltag sorgt Marlen Maußner: Sie ist gelernte Schreinerin, heiratete 2003 auf den Maußnerhof ein und findet immer neue Ecken zum Gestalten. Mit Karin Bergdolt holte sie sogar noch kreative Verstärkung: Die Künstlerin hat einen Teil des Gartens gepachtet.

Bunte Bretter umzäunen Karins Garten. Die Spitzen zu Tieren geschnitzt – rote Hasenohren, ein orangefarbener Fisch, im Beet eine Zeichnung von grünen Blättern. Karin Bergdolt hat hier ihre Muße gefunden. "Das Jahr bestimmt den Ablauf", sagt sie, "ich kann nicht hier hergehen und sagen: Ich mache jetzt eine Arbeit, die gar nichts dem Umraum zu tun hat. Das entspricht mir nicht."

Öffentlichkeitsarbeit für den Berufsstand Landwirt

Eine Zusammenarbeit, die Karin und Marlen teilen wollen – auf einem Kunstmarkt im nahegelegenen Speikern stellen die beiden das Silo und einige Drucke aus. Die Gelegenheit, mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen: "Ich finde es wirklich schön, dass man die Landwirtschaft auch in einer anderen Richtung präsentieren kann. Dass man aus dem klassischen Bild rauskommt", sagt Marlen Maußner.

Bereits in der Vergangenheit lockte Karins Kunst immer wieder Interessierte auf den Hof – für Landwirt Helmut Maußner ein Gewinn: "Man tauscht sich dann über die Landwirtschaft aus und ich denke, ich mache da schon ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit für den Berufsstand."

Kunstmarkt-Besucher zeigen sich begeistert

Kunst als die etwas andere Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft? Ein Konzept, das aufzugehen scheint: Das Publikum auf dem Kunstmarkt ist neugierig, auf das, was im Silo zu finden ist: "Das ist innen ganz anders, als man sich das vorstellt", sagt ein Besucher, "dass das jetzt doch ein Silo ist, finde ich sehr spannend." Spirituell sei es, angenehm und sogar gemütlich. In jedem Fall steht fest: Das ausrangierte Silo hat wieder einen Zweck gefunden, haucht einem Stück Bauernhofgeschichte neues Leben ein – und zeigt vielleicht dem ein oder anderen die Landwirtschaft von einer ganz anderen Seite.

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