Ein Priester sitzt alleine in einem hölzernen Beichtstuhl (Symbolbild)
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Neuer Vorwurf gegen Pfarrer: Missbrauch im Beichtstuhl

Neuer Vorwurf gegen Pfarrer: Missbrauch im Beichtstuhl

Der Pfarrer habe auch sie missbraucht - im Beichtstuhl. So der Vorwurf einer Frau, die sich nach unseren Berichten über Heimkinder in Feldafing beim BR gemeldet hat. Neue Recherchen in Kooperation mit der Augsburger Allgemeinen Zeitung.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

"Während der Pfarrer die Beichte abgenommen hat, wollte er wissen, ob man sich selbst anfasst. Dabei hat er sich befriedigt", so lautet der Vorwurf einer mutmaßlichen Betroffenen gegen einen früheren Pfarrer aus Feldafing in Oberbayern. Der BR hat mehrfach über sexuellen Missbrauch durch diesen Geistlichen an Feldafinger Heimkindern berichtet. Es geht um Vorwürfe der Vergewaltigung, der Kinderprostitution und geistlicher Täternetzwerke.

Drohte Geistlicher mit der Hölle?

Der Pfarrer ist längst tot, aber in ihren Träumen sieht Gabriele Höpfel (Name von der Redaktion geändert) ihn noch immer: "Ich musste dann immer ganz viel beten, sonst komme ich in die Hölle und vorher muss ich durchs Fegefeuer", schildert die Frau die angsteinflößenden Drohungen des Geistlichen. Sie habe schweigen müssen.

Betroffene sah BR-Berichte

Die ehemalige Feldafingerin, eine 65-jährige Demenzbetreuerin, sah die Dokumentation "Das Netzwerk der Täter" des ARD-Politikmagazins report München, in der ehemalige Heimkinder berichten, dass Dorfpfarrer Otto Oehler sie in den 1960er Jahren sowohl in der Sakristei der alten Kirche als auch im Keller des Heims vergewaltigt habe. Gabriele Höpfel war geschockt. Nach ihrer Aussage handelte es sich exakt um jenen Täter, der auch sie im Beichtstuhl sexuell bedrängt habe – seit der dritten Klasse über mehrere Jahre.

Vorwurf des Missbrauchs öffentlich machen

Nach knapp 60 Jahren bricht die ehemalige Feldafingerin erstmals ihr Schweigen und will die Übergriffe öffentlich machen: "An die Öffentlichkeit soll es kommen, das ist mir sehr wichtig", sagte die Frau im Interview. Bislang hat sie ihre Vorwürfe noch nicht bei den Missbrauchsbeauftragten des Bistums gemeldet, will dies aber noch tun. Die Pfarrei Feldafing gehört zur Diözese Augsburg.

Reaktion des Bistums Augsburg

Das Bistum erklärt auf Anfrage, bekannt seien nur Vorwürfe gegen den Dorfgeistlichen durch vier ehemalige Heimkinder, nicht aber die von Betroffenen aus der Gemeinde: "Zugunsten dieser Heimkinder hat die Diözese Augsburg finanzielle Leistungen in Anerkennung des erlittenen Leids erbracht. Weitere Meldungen von Betroffenen oder Bürgern sind nicht bekannt."

Kampf der Betroffenen um Glaubwürdigkeit

Jahrelang haben die ehemaligen Heimkinder um ihre Glaubwürdigkeit gekämpft. Erstmals habe ein Betroffener die Übergriffe schon im Oktober 1973 bei einer Münchner Polizeidienststelle gemeldet – man habe ihn damals der Lügen bezichtigt und ihn sogar verprügelt, sagt das ehemalige Heimkind aus. Für die ehemaligen Heimkinder sind die Aussagen der neuen Betroffenen sehr wichtig, da nun erstmals eine Frau aus dem Ort – kein Heimkind – Anschuldigungen gegen Otto Oehler erhebt. Der Geistliche ist im Ort bei vielen Menschen bis heute hochgeachtet – ist er doch für den Bau der neuen Kirche Heilig Kreuz 1965 verantwortlich.

Aufarbeitung in der Gemeinde

"Ich konnte es nicht glauben und war entsetzt, dass ein Mensch, den man gut kennt, zwei total verschiedene Gesichter hat", so kommentiert eine ältere Feldafingerin die BR-Berichte. Sie war als Mädchen in der Jugendgruppe des Geistlichen und hat ihn persönlich geschätzt. Die Kirchengemeinde Feldafing will die Vorwürfe nun unter Begleitung des aktuellen Gemeindepfarrers Leander Mikschl aufarbeiten. Mikschl bemüht sich um Transparenz und hält die Vorwürfe gegen Pfarrer Oehler für glaubwürdig.

Konsequenzen aus den Missbrauchs-Vorwürfen

1968 wurde Otto Oehler von Feldafing nach Betzigau ins Allgäu versetzt. Ob damals schon Missbrauchsvorwürfe gegen den Geistlichen bekannt waren, kann das Bistum Augsburg nicht sagen. Die Personalakte des Priesters sei vorhanden, aber aus "archivrechtlichen Gründen" könne diese Frage nicht beantwortet werden. Die Gemeinde Betzigau hat den Pfarrer zu Lebzeiten sogar mit der Goldenen Bürgermedaille geehrt.

Die Gemeinde hat jetzt Konsequenzen aus den BR-Recherchen gezogen. Die Medaille wurde Otto Oehler am 26. Juli dieses Jahres postum aberkannt – "aus Respekt vor den Opfern", wie es offiziell im Gemeinderatsbeschluss heißt.

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