Der Glasfaserausbau in Lohr am Main stockt. (Symboldbild)
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Pfusch beim Glasfaserausbau: Stadt Lohr zeigt Baufirma an

Pfusch beim Glasfaserausbau: Stadt Lohr zeigt Baufirma an

Immer neue Verzögerungen und Pfusch am Bau: Jetzt reicht es der Stadt Lohr in Unterfranken. Sie hat beim Glasfaserausbau die Reißleine gezogen. 200 Mängel sind bislang bekannt. Offenbar kein Einzelfall in Bayern.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Weil eine Baufirma beim Glasfaserausbau in Lohr im Landkreis Main-Spessart seit eineinhalb Jahren pfuscht, hat die Stadt jetzt die Notbremse gezogen: Sie wird Strafanzeige gegen die Baufirma Circet stellen – wegen Sachbeschädigung an öffentlicher Infrastruktur.

Wie der Pressesprecher der Stadt Lohr gegenüber BR24 bestätigt, werden außerdem künftig nur noch einzelne Straßenzüge für den Glasfaserausbau freigeben. Bisher war es der Baufirma gestattet, überall im Stadtgebiet zu graben. Den Verantwortlichen in der Stadt war dadurch oft gar nicht bekannt, wo überall Bautrupps unterwegs sind.

Rund 200 Mängel bekannt

Wegen der vielen Mängel bei den Bauarbeiten und den zahlreichen Beschwerden, auch von Anwohnern, gibt es bereits seit fast einem Jahr einen wöchentlichen Jour-Fixe mit allen Beteiligten. Zuletzt sei die Arbeitsqualität aber immer schlechter geworden, heißt es von der Stadt – trotz ständiger Beteuerungen der Baufirma, sich darum zu kümmern.

Aktuell geht die Stadt von rund 200 bekannten Mängeln aus. Unter anderem wies neu verlegtes Pflaster Senkungen auf, weil der Untergrund nicht richtig verdichtet war. Es wurden kaputte Pflastersteine eingebaut oder nicht richtig verfugt und Asphaltarbeiten nicht fachgerecht ausgeführt. Bisher wurde kein einziger Meter abgenommen, so die Stadt.

Jahrelange Verzögerungen

Sie rechnet damit, dass sich die Arbeiten weit bis ins Jahr 2024 ziehen werden. In der komplett gepflasterten Altstadt wurde noch nicht mal mit den Arbeiten begonnen.

Im Frühjahr 2022 hatte der Glasfaserausbau begonnen und hätte bis Ende des Jahres 2022 über die Bühne gehen sollen.

Auch anderswo gibt’s Probleme

Schleppende und mangelhafte Arbeiten beim Glasfaserausbau sind aber mitnichten ein Lohrer Sonderfall. Die oberbayerische Gemeinde Isen klagte im Frühjahr 2023 ebenfalls über Pfusch am Bau und Verzögerungen. In der Oberpfalz sorgte die Insolvenz einer Firma Anfang des Jahres dafür, dass 15 Kommunen den Glasfaserausbau vorerst auf Eis legen mussten. Auch solche Insolvenzen sind beileibe kein Einzelfall.

Hinzu kommt, dass Endkunden immer wieder über Probleme mit Firmen berichten, die einen Glasfaseranschluss bis ins Haus versprechen und dann vor allem Ärger liefern. BR-Netzwelt-Experte Christian Sachsinger nannte das im Sommer 2023 eine "Goldgräberstimmung" in der Glasfaser-Branche, die von massiven staatlichen Förderungen befeuert wird – und die eben zu aggressiven Vertriebsmethoden an der Haustür, Verzögerungen und Baumängeln führe.

Telekom muss entscheiden

Auch in Lohr wird der Glasfaserausbau wohl noch Geduld erfordern. Auftraggeber ist nicht die Stadt Lohr, sondern die Telekom bzw. deren Tochterfirma GlasfaserPlus. Sie hat die Baufirma Circet mit den Arbeiten beauftragt, die wiederum auch auf Subunternehmen zurückgreift. Ob künftig Circet für die Beseitigung der Mängel und den weiteren Ausbau zuständig ist, obliegt der Telekom bzw. ihrer Tochterfirma.

Insgesamt sollen 4.800 Gebäude mit 9.000 Haushalten an das Glasfasernetz angeschlossen werden. Im Lohrer Stadtteil Ruppertshütten ging es los, anschließend sollten alle Stadtteile und Lohr selbst angeschlossen werden.

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