Die Virologin Ulrike Protzer ordnet die aktuelle Lage rund um die Delta-Variante des Coronavirus wissenschaftlich ein.
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Corona: Virologin Protzer glaubt nicht mehr an Herdenimmunität

Corona: Virologin Protzer glaubt nicht mehr an Herdenimmunität

Die Virologin Ulrike Protzer glaubt, dass Herdenimmunität "fast nicht mehr zu erreichen" ist. Das sagte die Direktorin des Instituts für Virologie an der TU München im B5-Interview. Grund dafür seien die neuen, ansteckenderen Corona-Varianten.

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Nach Einschätzung der Münchner Virologin Ulrike Protzer ist es in Deutschland vermutlich nicht mehr möglich, zu einer Herdenimmunität zu gelangen. Im B5-Thema des Tages im Bayerischen Rundfunk sagte sie: "Mit den ansteckender werdenden Varianten ist eine Herdenimmunität eigentlich fast nicht mehr zu erreichen."

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Denn eine Herdenimmunität würde bedeuten, dass so viele Menschen immun sind, dass das Virus sich nicht mehr ausbreiten kann. Das werde man vermutlich wegen der neuen, ansteckenderen Corona-Varianten nicht schaffen. "Aber dass wir die Ausbreitung des Virus deutlich verlangsamen können, und dass wir diejenigen alle schützen können, die jetzt ein Risiko haben, ins Krankenhaus zu kommen, das schaffen wir auf jeden Fall."

Protzer: Reiserückkehrer sollten getestet werden

Protzer plädiert angesichts der sich ausbreitenden Delta-Variante dafür, Reiserückkehrer zu testen: "Das halte ich schon für sehr sinnvoll. Denn jetzt einfach gar nicht zu kontrollieren, und dann abzuwarten, bis die Zahlen wieder ansteigen, das macht ja keinen Sinn."

Zweitimpfung nötig zum Schutz gegen Delta

Die Delta-Variante sei ansteckender und führe zu mehr Krankenhausaufenthalten bei denen, die sich angesteckt hätten. Das zeigten die Daten aus England eindeutig. Wichtig sei jetzt, möglichst viel wirksamen Impfstoff zur Verfügung zu stellen: "Man weiß inzwischen leider auch, dass eine einmalige Impfung noch nicht so gut gegen die Delta-Variante schützt, sondern erst die komplette Impfung."

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Verkürzung der Impf-Abstände bei mRNA-Impfstoffen

Zudem plädierte Protzer für eine Verkürzung der Impf-Abstände - allerdings nur bei den mRNA-Impfstoffen, also Biontech und Moderna. "Da kann man die Impfabstände ruhig auf vier Wochen verkürzen." Für die Vektor-Impfstoffe, also hauptsächlich Astrazeneca, empfiehlt die Direktorin des Instituts für Virologie an der TU München das nicht. "Gegen den Vektor, der diesen Impfschutz im Endeffekt initiiert, gibt es auch eine Immunantwort im Körper." Und die müsse erst mal abflauen, bevor es die zweite Impfung geben sollte. "Ansonsten kriege ich hauptsächlich mehr Immunität gegen Adenovirus und nicht zu sehr gegen Coronavirus. Und das will man natürlich nicht."

Protzer hält Kreuzimpfung für sinnvoll

Eine Kreuzimpfung, also das Impfen eines mRNA-Impfstoffs nach einer Erstimpfung mit Astrazeneca, hält die Virologin für sinnvoll. "Wir selber haben Daten erhoben, gemeinsam mit der Universität Köln und der Universität Erlangen" - das Ergebnis: Diese Kombination "ist sehr, sehr wirksam und auch gut verträglich".

Dass bestimmte Gruppen in diesem Jahr zudem noch eine Drittimpfung bekommen, hält Protzer für möglich. "In den Herbst hinein muss man das tatsächlich überlegen, dass diejenigen, die vielleicht schon im Januar geimpft wurden, ob man da dann im November oder so noch mal nachlegen muss." Protzers Wunsch an den heutigen bayerischen Impfgipfel: "Möglichst viel Impfungen zur Verfügung stellen, möglichst wirksame Impfstoffe zur Verfügung stellen."

Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie an der TUM und am Helmholtz Zentrum München.
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Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie an der TUM und am Helmholtz Zentrum München.

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