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Von wegen "Suppenkasper": Showmaster und Werbe-Ikone Beckenbauer

Von wegen "Suppenkasper": Showmaster und Werbe-Ikone Beckenbauer

Nicht nur im Fußball war Franz Beckenbauer Vorreiter und Leitfigur. Auch abseits des Platzes wurde er zur Ikone. Als erster deutscher Fußballer verdiente er als Werbefigur und Entertainer viel Geld - getrieben auch von Manager Robert Schwan.

Über dieses Thema berichtet: Beckenbauer am .

Alles begann mit einem großen Schöpflöffel Suppe. Das Fernsehen war noch schwarz-weiß, der Ton knarzte, aber das, was man sehen und hören musste, sah und hörte man recht deutlich. Franz Beckenbauer, im weißen FC-Bayern-Trikot, schöpfte sich seinen Teller voll Suppe und sagte: "Kraft in den Teller - Knorr auf den Tisch." Mit oberbayerisch-kräftig gerolltem "r" versteht sich.

Knorr war Franz Beckenbauers erster Werbepartner. 1966 war das, für den gebürtigen Giesinger gab es damals 12.000 Deutsche Mark, lange sollte er sich nicht mit so geringen Einnahmen zufriedengeben. Schon bald wusste Beckenbauer - und vor allem sein umtriebiger Manager Robert Schwan - um den Werbewert des talentierten Fußballprofis. Aus Beckenbauer erwuchs eine Werbeikone, die mitunter auch als Showmaster oder Entertainer im Fernsehen auftrat. "Es wusste ja keiner, wie so ein Profileben aussieht", sagte Beckenbauer.

Beckenbauers Single "Gute Freunde kann niemand trennen"

Im Jahr 1966 startete dieses Profileben so richtig, als Beckenbauer nach seiner ersten Bundesliga-Saison als Fußballer seine erste Weltmeisterschaft bestritt und auch "Gute Freunde kann niemand trennen" aufnahm. Eine Single, die zeitweise auf dem 31. Platz der Charts stand. Noch heute singen die FC-Bayern-Fans das Lied immer mal wieder. Filme über Beckenbauers Leben kommen ohne den Song ohnehin nicht aus. 1973 erschien der halbdokumentarische Streifen "Libero" in den Kinos, ein Jahr später wurde Beckenbauer Weltmeister.

Ohne den begabten Fußballer Franz Beckenbauer hätte es die Werbe-Ikone Franz Beckenbauer "sicherlich", wie er jetzt wohl selbst eingefügt hätte, nie gegeben. Trotzdem war dieser Weg nicht vorgezeichnet, Beckenbauer gilt vielmehr als Pionier in seiner Branche in Deutschland, er war der erste Medienstar aus dem Fußball. Für die Suppenwerbung wurde er anfangs öffentlich als "Suppenkaspar" belächelt - oder war das schon die erste Form der Anerkennung? Danach gab es da allerdings nicht mehr viel zu belächeln, die Erträge im Hause Beckenbauer wuchsen.

Im Video: Nachruf auf Franz Beckenbauer

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"Untergiesing gegen Obergiesing" - oder schon Weihnachten?

Das hatte viel mit der "franzelnden", der lockeren Art des "Kaisers" zu tun. Er hatte sich stets seine Giesinger Nonchalance beibehalten, kam alleine durch sein einnehmendes Lächeln und den oberbayerischen Witz bei den Zuschauern gut an. "Ich habe noch nie eine große Rede gehalten", sagte er einmal. "Ich habe immer nur gesagt, was mir gerade eingefallen ist." Und damit traf er bei den Leuten meistens ins Herz, wie das ein Entertainer eben so macht. Und in den Köpfen der Menschen schwang im Hintergrund mit: "Gute Freunde kann niemand trennen."

Mitunter erschuf er legendäre Aussprüche wie etwa bei der Bankettrede nach dem 0:3 des FC Bayern München bei Olympique Lyon in der Zwischenrunde 2001, als er über die Münchner "Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft" und "Altherrenfußballer" schimpfte: "Das hat nichts mit Fußball zu tun, das ist eine andere Sportart." "Fun-Fact" am Rande: Wenige Monate später wurden die "Versager" von Lyon unter Ottmar Hitzfeld Champions-League-Sieger.

Zu einem Derby der Bayern gegen den TSV 1860 meinte er einmal: "Das war ein bisschen wie Obergiesing gegen Untergiesing." Werbesätze wie Beckenbauers "Ja, is denn heut scho Weihnachten?", entwickelten sich gar von der Telefonwerbung zum geflügelten Wort in der deutschen Sprache. Den Ausruf "Da legst di nieda" hat sein Werbepartner "O2" später im Münchner Patentamt unter der Marken-Nummer 30246667 eintragen lassen.

Auto-Werbung mit Entschuldigung

Beckenbauer hatte zeitweise bis zu sieben Werbepartner gleichzeitig. Das eherne Branchengesetz, dass ein Gesicht nur für drei Marken werben sollte, sonst mache es sich unglaubwürdig? Für Franz Beckenbauer galt es offenbar nicht. Dabei machte der Fußballer und spätere Trainer auch allerlei Späße mit. "Der 3000 GT von Mitsubashi", hob er etwa an - und beendete seinen Satz mit: "Oh, Tschuldigung." Das neueste Fabrikat der japanischen Autobauer Mitsubishi sollte er da Anfang der 1990er-Jahre vorstellen, was ihm später dann auch formvollendet gelang.

Es war ein geplanter Versprecher, der die Marke so noch einmal berühmter machen sollte - und zu dieser "franzelnden" Art des "Kaisers" passte. Auch weil den, der das neueste Fabrikat des japanischen Autobauers vorstellte, zu diesem Zeitpunkt schon die ganze Welt als Weltmeister-Fußballer und -Trainer kannte.

Beckenbauer wirbt für Konkurrenten der FCB-Vereinspartner

Die Episode steht auch dafür, dass es bei Beckenbauer ganz gleich war, für wen "sein Verein" FC Bayern München warb. Während die Münchner Opel und Audi als Automobilpartner und später Anteilseigner (Audi) hatten, war Beckenbauer das Werbegesicht für Mitsubishi oder Mercedes. Das steht auch dafür, wie sehr sein Manager Robert Schwan (und nach dessen Tod 2002 Marcus Höfl) die Werbefigur immer weiter vorantrieb.

Und das vielleicht wichtigste Erbe von Franz Beckenbauer ist immer noch auf den Fußballplätzen Deutschlands und der Welt zu bestaunen - von der Kreisklasse bis zu den Profis. Die Fußballschuhe des Franz Beckenbauer verkauft sein Ausrüster immer noch, sie überdauern also auch den Tod der Fußball-Legende. "Kaiser 5" heißt das Fabrikat von Adidas, früher firmierte es unter den Namen "Franz" oder "Beckenbauer". Es sind schlichte schwarze Schuhe mit weißen Streifen, keine dieser auffallenden Neon-Treter, aber welche, mit denen man ein Leben lang stilvoll daherkommt.

Am vergangenen Sonntag ist Franz Beckenbauer im Alter von 78 Jahren verstorben.