Nürnberg hat eine große und lange Tradition als Spielzeugstadt. Hier trifft sich alljährlich die Branche bei der internationalen Spielwarenmesse zu ihrer weltweit wichtigsten Leistungsschau. Und in Nürnberg gibt es die Fair Toys Organisation (FTO), die sich auf die Fahnen geschrieben hat, für faire Arbeitsbedingungen in der Spielwarenindustrie zu kämpfen. Nun vergibt sie erstmal ihr Fair Toys Siegel für soziale und ökologische Verantwortung in der Spielwarenproduktion. Ausgezeichnet werden zwei Firmen.
Lange Lieferketten sind problematisch
Die Plüschtiere der Firma Heunec aus Neustadt bei Coburg dürfen ab sofort das Fair Toys Siegel tragen. Am oberfränkischen Firmensitz hat Heunec 39 Mitarbeiter, in einer Manufaktur werden dort noch immer Kuscheltiere produziert. Die Masse der rund zwei Millionen Kuscheltier, die Heunec pro Jahr verkauft, kommt aber aus China, sagt Geschäftsführerin Barbara Fehn-Dransfeld am Rand der Siegel-Vergabe. Mit zwölf Produktionsfirmen arbeitet Heunec dort zusammen. Dazu kommen noch viele Zulieferer, die etwa Plüschstoff oder Plastikaugen herstellen. "Uns war es schon seit Jahren ein Anliegen, fair und gut zu produzieren", sagt die Firmen-Chefin. "Jetzt haben wir ein Siegel, mit dem unsere Bemühungen sichtbar werden."
Zugeschaltet bei der Vergabe war auch Sven Grabosch von der Firma Plasticant mobilo aus dem baden-württembergischen Sulzburg. Der Hersteller von Konstruktionsspielzeug und Baukästen ist die zweite Firma, die das Fair Toys Siegel bekommt.
Gewissheit für die Kunden
"Verbraucher können sicher sein, dass die Produkte dieser Firmen den Standards der Fair Toys Organisation entsprechen, dass Arbeitsrechte, dass Menschenrechte bei der Produktion eingehalten werden", sagt deren Vorstandsmitglied Maik Pflaum. Solche Standards sind zum Beispiel existenzsichernde Löhne, keine Kinderarbeit sowie Sicherheits- und Gesundheitsauflagen bei der Produktion. Gerade in der Spielzeugindustrie, die häufig in Billiglohnländern produzieren lasse, würden diese häufig nicht eingehalten, sagt Pflaum. "Die Spielzeugindustrie ist eine globale Industrie und wir stoßen immer wieder auf sehr schlechte Arbeitsbedingungen." Deshalb sei es überfällig gewesen, das Siegel mit seinen strengen Standards zu schaffen, "um eine glaubwürdige Einschätzung zu geben, wo sind Arbeitsrechte drin, und wo nicht".
Entscheidungshilfe für Kommunen
Eine Erfahrung, die auch Barbara Fehn-Dransfeld macht. Verbraucher würde immer häufiger nach fairen und sozialen Produktionsbedingungen fragen, sagt sie. "Mit dem Siegel wissen die Kunden, dass wir zu sozial verträglichen Konditionen herstellen und dass die Leute ordentlich bezahlt werden." Das seien auch wichtige Informationen für öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten bei der Beschaffung von Spielwaren. "Da werden Steuergelder für Spielzeug ausgegeben. Und da ist es doppelt wichtig, dass man einschätzen kann, ob es fair produziert wurde oder nicht", gibt Pflaum zu bedenken.
Derzeit durchlaufen weitere Hersteller den Prüfungsprozess. Die Arbeit der Fair Toys Organisation wird zu einem großen Teil durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit gefördert.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!