Plakat zum Thema Organspende
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Finanzielle Sanktion für fehlende Organspende-Erklärung?

Finanzielle Sanktion für fehlende Organspende-Erklärung?

Ein verpflichtender Eintrag in einem Register könnte besser gegen den Mangel an Spenderorganen helfen – so der Vorschlag des CSU-Experten Stephan Pilsinger. Wer die Entscheidung verweigere, könne mit einem finanziellen Zusatzbeitrag belegt werden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

In Deutschland werden weit weniger Organe gespendet als von Todkranken benötigt. Ein neuer Vorschlag in der Debatte um eine Neuregelung der Organspende zielt darauf ab, dass sich alle Bürgerinnen und Bürger erklären sollen – anderenfalls soll sich dies im Geldbeutel bemerkbar machen.

Zehn Euro bei fehlendem Eintrag der Haltung zu Organspende?

Der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger schlägt eine Verpflichtung vor, die Haltung zur Organspende in das geplante Organspenderegister einzutragen. "Versicherte, die dieser Aufforderung trotz ausreichender Frist nicht nachkommen, sollten einen zusätzlichen Krankenkassenbeitrag von monatlich zehn Euro bezahlen, bis die Eintragung ins Register erfolgt ist", so Pilsinger in einem Brief an Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Das Schreiben lag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor, das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag) berichtete zuerst darüber.

Pilsinger: "Ja", "Nein" und "Vielleicht" als Optionen

Pilsinger schlug vor, dass alle Krankenkassen zukünftig all ihre Versicherten zweimal schriftlich auffordern sollen, ihren Willen zu dokumentieren. Eintragen können soll man neben der Bereitschaft und einem "Nein" zur Organspende auch "Ich kann mich nicht entscheiden". Pilsinger begründete dies damit, "dass es Menschen gibt, die sich nicht für oder gegen eine Organspende entscheiden können, weil sie die Dimension dieser Entscheidung aus ihrer kognitiven Fähigkeit heraus nicht erfassen können oder weil sie psychisch nicht in der Lage sind, eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen".

Eine Eintragung in das Register soll nach den Vorstellungen Pilsingers nicht nur bei den Krankenkassen, sondern auch bei Apotheken, Ärzten und Zahnärzten sowie etwa zu Hause online ermöglicht werden.

Die "verbindliche Entscheidungslösung" soll laut Pilsinger dazu führen, dass sich "die gesamte Bevölkerung aktiv mit der Thematik der Organspende auseinandersetzt und bewusst eine Entscheidung trifft".

Freiwilliges Organspenderegister soll 2024 starten

Die Einrichtung eines Organspenderegisters war 2020 beschlossen worden. Nach einigen Verzögerungen sollte es voraussichtlich im ersten Quartal 2024 starten. In dem Register soll man Erklärungen zu seiner Spendebereitschaft online speichern können. Alle Bürgerinnen und Bürger sollen mindestens alle zehn Jahre direkt auf das Thema angesprochen werden.

Derzeit gilt in Deutschland eine Zustimmungslösung, nach der nur derjenige für eine Organspende in Frage kommt, der zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt hat. 2020 scheiterte der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Bundestag mit seinem Versuch, eine Widerspruchslösung einzuführen. Danach wäre jeder automatisch Organspender, es sei denn, er widerspricht ausdrücklich.

8.400 Schwerstkranke warten auf Organe

Derzeit warten laut Deutscher Stiftung Organtransplantation rund 8.400 Patienten in Deutschland auf ein oder mehrere Organe. Im vergangenen Jahr hätten 965 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe gespendet, 96 mehr als im Jahr zuvor.

Mit Informationen von dpa und KNA

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