Eine Frau füllt einen Organspendeausweis aus.
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Organspender-Zahl in Bayern stagniert – Ministerin: "Bedrückend"

Organspender-Zahl in Bayern stagniert – Ministerin: "Bedrückend"

Über 1.100 Menschen in Bayern warten auf ein Spenderorgan, doch die Zahl der Spender stagniert - auf viel niedrigerem Niveau. Für Gesundheitsministerin Gerlach eine "bedrückende" Diskrepanz.

Die Zahl der Organspender in Bayern lag in den ersten zehn Monaten des Jahres auf dem Niveau von 2022. Von Januar bis Oktober wurden in Bayern 101 Menschen nach ihrem Tod Organe entnommen, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) mitteilte. Im Vergleichszeitraum 2022 waren es 100. Deutschlandweit wurden 788 dieser sogenannten postmortalen Spenderinnen und Spender gezählt, elf Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit wurde laut DSO der unerwartete Rückgang von 2022 zwar wieder kompensiert, "aber immer noch auf niedrigem Niveau". Gleichzeitig warten den Angaben zufolge bundesweit 8.459 Menschen auf ein Spenderorgan, in Bayern sind es 1.177.

Mediziner und Ministerin beklagen Mangel an Spenderorganen

Der medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel, sprach von einem "eklatanten Mangel an Spenderorganen" in Deutschland. Angesichts der schwer kranken Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten könne und dürfe man sich mit dem derzeitigen Niveau nicht abfinden.

Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) sagte: "Es ist bedrückend, dass die Diskrepanz zwischen den Spendern und den Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, nach wie vor so groß ist." Es müssten daher deutlich mehr Menschen dafür gewonnen werden, "sich für einen Organspende-Ausweis zu entscheiden und damit Leben zu retten".

Viele Spenden scheitern an fehlender Zustimmung

Nach Angaben der DSO wurden in den ersten zehn Monaten des Jahres insgesamt 2.821 potenzielle Organspender gemeldet. Davon konnte ein Drittel realisiert werden. Die Entscheidung, ob Organe entnommen werden oder nicht, konnte laut DSO nur in 35 Prozent der Fälle auf Grundlage des mündlichen oder schriftlichen Willen des Verstorbenen gefällt werden. Eine schriftliche Willensbekundung gab es sogar nur in 15 Prozent der Fälle. Bei fast zwei Dritteln der Fälle mussten die Angehörigen entscheiden: nach dem vermutlichen Willen des Verstorbenen oder nach eigenen Wertvorstellungen.

Insgesamt wurden den Angaben zufolge von Januar bis Oktober in Deutschland 2.381 Organe entnommen und schließlich in Deutschland oder im Ausland transplantiert - im Vorjahreszeitraum waren es 2.180 gewesen. In Bayern waren es mit 292 Transplantationen 50 weniger als im Jahr zuvor.

Gerlach: Zu Lebzeiten selbst für Klarheit sorgen

Gesundheitsministerin Gerlach will erreichen, dass sich mehr Menschen mit dem Thema Organspende auseinandersetzen. "Denn die meisten Bürgerinnen und Bürger stehen der Organ- und Gewebespende grundsätzlich positiv gegenüber – das ist ein wichtiges Signal und zeigt das enorme Potenzial bei der Organspende." Allerdings habe eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergeben, dass nur 44 Prozent einen Organspende-Ausweis oder eine Patientenverfügung hätten, die sich mit der Organ- und Gewebespende befasse. "Das ist jedoch genau bei der Organspende entscheidend."

Wer zu Lebzeiten selbst für Klarheit sorge, nehme seinen Angehörigen die Last einer Entscheidung in schweren Stunden, erläuterte die CSU-Politikerin. "Das bayerische Gesundheitsministerium wird daher auch künftig dafür werben, dass sich die Menschen mit dem Thema befassen und einen Organspende-Ausweis bei sich tragen." Im Juni habe das Ministerium unter anderem eine Social-Media-Kampagne unter dem Motto "Du Entscheidest! Organspende? Deine Wahl." gestartet. Damit sollten Menschen zum Nachdenken und idealerweise zum Ausfüllen eines Organspende-Ausweises angeregt werden.

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