Christoph und Stefan waren mit Freunden in Israel, während des Angriffs der radikalislamischen Hamas. Sie wollten das Land so schnell wie möglich verlassen, doch das war nicht möglich.
Die beiden Münchner machen der Bundesregierung jetzt schwere Vorwürfe. Sie fühlen sich – wie viele andere deutsche Staatsbürger – allein gelassen.
Nazareth, See Genezareth, Tel Aviv – und plötzlich Hamas-Angriffe
Für Stefan und Christoph sollte es eine informative, bereichernde Reise werden. Nazareth hatten sie bereits besucht, den See Genezareth – und sie waren mitten in Tel Aviv, als die Raketen der Hamas das Land so überraschend trafen. Und als bekannt wurde, dass Terroristen in das Land eingedrungen seien, hätten sie "richtig Angst bekommen".
Die beiden Münchner wollten einfach nur raus aus Israel. Doch das war lange nicht möglich. Am Flughafen herrschte Chaos, fast alle Flüge waren gecancelt, Maschinen überbucht, es gab regelrechte Kämpfe um die wenigen Plätze in den Fliegern, die noch gestartet sind. Mitarbeiter des Flughafens riefen in der Zwischenzeit: "Alle in die Kellerräume!" Panik machte sich breit, weinende Kinder, Menschen mit Rollstuhl und dumpfe Geräusche von draußen – die Münchner versuchten zu helfen und gleichzeitig sich nicht gegenseitig zu verlieren. "Es war eine krasse Stimmung", berichtet Christoph. Erst am Abend sei klar gewesen, dass ihr Flug nicht mehr geht.
Keine Reaktion von Botschaft und Auswärtigem Amt
Der 33-jährige Christoph und der 42-jährige Stefan hatten sich, wie Hunderte andere Deutsche auch, sofort beim Auswärtigen Amt registriert. Keine Reaktion. Ebenso bei der deutschen Botschaft in Tel Aviv: Dort ging keiner ans Telefon. Die beiden Münchner beschlossen, nicht in die Stadt zu fahren und sich lieber am Flughafen aufzuhalten. Sie hofften, am Flughafen Ruhe zu finden, doch das gelang in dem allgemeinen Chaos nicht.
Zwei Tage Zittern und Bangen – dann die Enttäuschung
Erst nach zwei Tagen Zittern und Bangen kam dann eine – ernüchternde – Nachricht der Bundesregierung: Die Deutschen in Israel sollen sich selbst Flüge buchen. Währenddessen erfuhren sie aus den Nachrichten im Internet, dass Polen, Bulgarien und Rumänien ihre Bürger schon ausgeflogen hatten. Für die beiden war das wie ein Schlag ins Gesicht. Sie hätten mitbekommen, dass andere Nationen viel weiter seien und ihre Leute proaktiv ausfliegen würden.
Freunde zu Hause helfen bei der Ausreise aus Israel
Freunde daheim in München haben Christoph und Stefan dann geholfen, die wenigen Flüge zu checken, die überhaupt noch von Tel Aviv aus gestartet sind.
"Wir hatten auch zusätzlich die Problematik – an das denkt man gar nicht: Mit jedem Versuch der Flugbuchung wird auf der Kreditkarte ein Betrag geblockt. Extrem teuer. Bis zu 1.500 Euro pro Person. Wenn man zu viert bucht, egal mit welcher Kreditkarte, ist man schnell am Limit. Man kann nicht drauf losbuchen, wir mussten genau überlegen, wie ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich da mitkomme. Nervenkrieg!" Stefan
Am Sonntag Start in Richtung München
Schließlich bekamen die beiden Münchner einen Flug – aber nicht heim nach München. Aber egal: Einfach erstmal raus aus Israel, in die Türkei. Bis zuletzt haben sie gezittert, ob sie wirklich starten können. Über jeden einzelnen Schritt auf dem Flughafen von der Kofferabgabe über die Sicherheitskontrolle bis hin zum Boarding hätten sie sich gefreut. "Als der Flieger abgehoben ist, waren wir heilfroh. Das war ein unbeschreibliches Gefühl", beschreibt Christoph die Situation. Da bekomme Sicherheit nochmal einen ganz anderen Stellenwert, wenn man sowas erlebt habe, so der 33-Jährige weiter.
Stefan, Christoph und ihre Freunde werden die kommenden Tage in der Türkei verbringen, erstmal runterkommen, das Erlebte verdauen. Am Sonntag fliegen sie dann nach Hause, endlich zurück nach München.
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