Flugzeuge der El Al Israel Airlines auf dem internationalen Flughafen Ben Gurion in Lod, in der Nähe von Tel Aviv, Israel (Symbolbild)
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Flugzeuge der El Al Israel Airlines auf dem internationalen Flughafen Ben Gurion in Lod, in der Nähe von Tel Aviv, Israel (Symbolbild)

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"Im Stich gelassen": Deutsche warten auf Ausreise in Tel Aviv

"Im Stich gelassen": Deutsche warten auf Ausreise in Tel Aviv

Nach dem Angriff der Hamas auf Israel versuchen vier Münchner verzweifelt, aus dem Land auszureisen. Sie sind fassungslos und traurig, fühlten sich von der Bundesregierung im Stich gelassen, berichten sie. Und sie sind nicht die einzigen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Es sollte eine schöne Reise nach Israel werden, aber für vier Männer aus München kam es wie für viele weitere Urlauber ganz anders als geplant: Die Hamas griff Israel an, tötete und entführte Menschen, die Opferzahlen steigen stündlich. Aus Urlaub wurde schnell Alptraum.

Seitdem wollen die zwei Paare wie viele andere ausländische Staatsangehörige das Land verlassen. Mehr als 100.000 Deutsche halten sich derzeit laut Auswärtigem Amt in Israel auf, ein großer Teil von ihnen jedoch deutsch-israelische Doppelstaatler. Doch einen Flug zu bekommen ist in der aktuellen Situation schwierig, wie mehrere Deutsche aus Tel Aviv gegenüber BR24 berichten. Von den Behörden fühlen sie sich alleingelassen: Eine Sonderausreise für deutsche Staatsbürger ist bisher nicht geplant, teilte das Auswärtige Amt auf Anfrage des ARD-Hauptstadtstudios mit. Später hieß es, man prüfe aber, die Flugkapazitäten der Airlines aus Israel zu erweitern.

Urlauber: "Es war erst so friedlich und dann so beängstigend"

Als vier Männer aus München am ersten Oktober im Norden Israels in ihren Urlaub starteten, ahnten sie von alldem noch nichts. Zwei Tage vor dem blutigen Angriff der Hamas reisten sie weiter nach Tel Aviv. "Bis dahin war alles friedlich. Da war alles frei, friedlich, schön, wofür Tel Aviv bekannt ist", erinnert sich Christoph Nuscheler. Im Zentrum von Tel Aviv hatte er mit seinem Partner, Stefan Waas, und ihrem befreundeten Pärchen, Tino Spagnuolo und Jürgen Czech, eine Wohnung als Unterkunft gebucht.

In der zweiten Nacht in Tel Aviv hören sie morgens plötzlich Sirenengeheul. "Wir wussten erst nicht, ob es diese 'bekannten' Angriffe sind, von denen man wusste, dass es mal vorkommen kann", sagt Nuscheler gegenüber BR24. "Aber dann wurde es beängstigend. Wir haben zwei richtige Einschläge gehört - und wir wussten nicht, wo ein Schutzraum ist", berichten die Münchner.

"Pure Chaos" am Flughafen Tel Aviv

Als sie hörten, dass Palästinensern über Grenze von Gaza gekommen waren, seien sie verunsichert gewesen. "Wir hatten riesige Angst, wie es weitergeht." Die vier Münchner beschlossen kurzerhand, sich auf den Weg zum Flughafen zu machen, wollten so schnell wie möglich aus Israel ausreisen.

Doch am Flughafen herrschte zu diesem Zeitpunkt schon "pures Chaos", wie die beiden Paare berichten: "Da waren Menschenmassen - es war schnell klar, dass wir nicht mitkommen. Der einzige Flug, der rausging, war voll." Den ganzen Tag verbrachten die vier am Flughafen und versuchten, wie viele andere, noch irgendeinen Flug ins Ausland zu bekommen. Zweimal gelang es ihnen, einen Flug in die Türkei zu buchen. Doch beide Flüge wurden kurz darauf abgesagt.

Auswärtiges Amt verweist auf Registrier-System "Elefand"

Der Frust bei Betroffenen wie den zwei Pärchen aus München ist groß nach den letzten nervenzehrenden Tagen. Während Länder wie Österreich, Polen oder Spanien planen, ihre Bürger mit Militärmaschinen zurückzuholen, heißt es vom deutschen Auswärtigen Amt, es sei derzeit keine Sonderausreise für deutsche Staatsbürger geplant. Später heißt es dann, das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes sei aber "unter Hochdruck mit Airlines in Kontakt", um mehr Flüge zu ermöglichen. Sie verweisen auf das System "Elefand", kurz für "Elektronische Erfassung Deutscher im Ausland". Dort hätten sich bisher rund 5.000 Menschen registriert.

Wer sich einträgt, soll in akuten Krisenfällen schnell von deutschen Vertretungen informiert und in mögliche Krisenmaßnahmen einbezogen werden. Doch Betroffene kritisieren, dass genau das nicht funktioniert: "Wir haben uns in die Liste des Auswärtigen Amts eingetragen, aber da kam überhaupt keine Rückmeldung", berichtet zum Beispiel Stefan Waas. "Wir haben uns im Stich gelassen gefühlt". Es hätte auch keine klaren Handlungsempfehlungen gegeben, außer ganz allgemeine Infos im Internet, wie zum Beispiel auf der Seite der Botschaft. Telefonisch hätten sie niemanden erreicht. Andere berichten, sie hätten den Bereitschaftsdienst des Auswärtigen Amtes erreicht, allerdings nicht die gewünschte Hilfe erhalten.

"Wir wussten nicht, wie es weitergeht"

Am Flughafen in Tel Aviv verzweifelten die vier Münchner zunehmend. Plötzlich habe es geheißen: "Gepäck stehenlassen, ab in den Schutzraum." Die beiden Paare berichten, wie sie mit unzähligen anderen Menschen in engen Gängen unterhalb des Flughafens ausharrten. "Wie in einem Hollywood-Film" sei es gewesen: Massenpanik, viele hätten geweint, erzählt Tino Spagnuolo. "Wir wussten nicht, wie es weitergeht." Der Münchner arbeitet selbst in der Reisebranche, durchdachte alle Möglichkeiten, wie etwa eine Ausreise über den Landweg über Jordanien.

Letzten Endes blieben die vier Männer eine weitere Nacht in Tel Aviv. Am nächsten Tag hatten sie Glück: Sie ergatterten vier Plätze bei einer kleinen türkischen Fluglinie, die sie ins türkische Dalaman brachte. "Bis zum Abheben der Maschine haben wir gezittert und gebangt", erzählen die vier.

Inzwischen sind sie in der Türkei angekommen und froh, sich wieder in Sicherheit zu fühlen. Was bei ihnen neben den schockierenden Erlebnissen aber bleibe, sei das Gefühl, von deutschen Behörden keine Hilfe bekommen zu haben, berichten die Münchner.

Münchnerin versucht verzweifelt auszureisen

Während die vier Männer also Israel verlassen konnten, müssen andere noch ausharren und versuchen auszureisen. So zum Beispiel die Münchnerin Anna W., die nicht mit ihrem echten Namen genannt werden will. "Heute war ich vier Stunden umsonst am Flughafen, um irgendeinen Flug nach Europa zu bekommen", sagt sie.

Das Land Israel kenne sie sehr gut, habe viele Kontakte, sei gut vernetzt. Seit vielen Jahren fliegt sie regelmäßig nach Israel, meist beruflich. Doch trotz allem gelinge es ihr nicht, einen Flug zu buchen - so rar sind die Plätze und so viele Menschen versuchen auszureisen. Ihr ursprünglicher Rückflug war gestrichen worden. Inzwischen ist ihr eine Flugbuchung für Mittwochabend gelungen. Nach Dubai. Von dort aus will sie dann weiter nach Deutschland fliegen. Bis zum Abheben des Flugzeugs aus Tel Aviv bleibe aber die Unsicherheit, sagt sie.

Münchnerin: Situation hat "neue Dimension"

Sie habe sich auch mit der Deutschen Botschaft in Tel Aviv in Verbindung gesetzt. "Polen, Ungarn, Bulgaren - allen wurde geholfen. Bei uns passiert überhaupt nichts", kritisiert die Münchnerin. Sie habe lediglich den Hinweis erhalten, dass sie ihren Eintrag in der Elefand-Liste des Auswärtigen Amts aktuell halten und ansonsten bitte nur in schwerwiegenden Notfällen anrufen solle.

Obwohl sie schon vieles mitgemacht habe in Israel, sei die Situation diesmal eine andere, sagt Anna W.: "Ich habe schon 2014 und 2018 kriegsähnliche Unruhen hier erlebt. Aber seit gestern Abend habe ich Bauchschmerzen." Israel, das für sie "schon halb zu Hause" sei, ist nicht mehr das gleiche Land, das sie kennengelernt hat. Die vielen Toten, die Gewalt - das alles habe eine neue Dimension: "wesentlich brutaler".

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