Die Betreiber eines israelischen Lokals haben antisemitische Schmierereien überklebt
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Überklebte antisemitische Schmiererei an israelischem Restaurant

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Juden in Franken: "Wer Angst hat, ist auch im Bett nicht sicher"

Juden in Franken: "Wer Angst hat, ist auch im Bett nicht sicher"

Seit Beginn des Krieges in Israel und Gaza ist auch in Franken die Zahl antisemitischer Straftaten gestiegen. Die Sicherheitsbehörden sind alarmiert, die Betroffenen beunruhigt. Dennoch will sich die jüdische Gemeinde nicht einschüchtern lassen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Seit Beginn des Krieges in Israel und im Gazastreifen ist die Zahl der Straftaten, bei denen ein politischer Zusammenhang zu diesem Konflikt zu erkennen ist, auch in Franken angestiegen. Die Polizei in Mittelfranken spricht von einer Zahl im unteren zweistelligen Bereich, weist aber daraufhin, dass die Sicherheitslage permanent analysiert und beurteilt werde. Zudem stehe man in ständigem Kontakt mit jüdischen aber auch mit muslimischen Organisationen.

Antisemitische Schmierereien und Parolen

Bei den Straftaten handele es sich überwiegend um Sachbeschädigungen und Volksverhetzung, heißt es aus dem Polizeipräsidium Mittelfranken. Sachbeschädigungen, weil es meist um besprühte Hauswände geht. Volksverhetzung wegen des Inhalts der Schmierereien. Erst am vergangenen Wochenende wurden allein in Nürnberg die Wände von fünf Schulen mit entsprechenden Parolen versehen, hinzu kommen Hakenkreuz-Graffitis in einem Park. Für die größte Aufregung dürfte ein Vorfall an einem israelischen Lokal gesorgt haben. Hier wurden ein Davidstern und die Aufschrift "Kindermörder" angebracht.

Restaurantbetreiberin versteht die Welt nicht mehr

Am Vormittag danach sind die Schmierereien selbst nicht mehr zu sehen. Die Betreiber des Restaurants haben sie überklebt und den Vorfall angezeigt. Damit würden sie es am liebsten bewenden lassen. An einer weiteren medialen Berichterstattung sind sie nicht interessiert. Sie befürchten Nachahmungseffekte durch Trittbrettfahrer. Dennoch kommt es zum Gespräch mit unserem Reporter – wenn auch ohne Namensnennung, Kamera und Mikrofon.

Sie habe das Lokal erst vor einigen Monaten übernommen. Die eigentliche Gründerin, die kürzlich verstorben ist, stammte aus Israel und betrieb das Restaurant gemeinsam mit ihrem aus Nürnberg stammenden Mann. Der Name des Lokals "Tel Aviv - Jaffa", sollte auch auf die arabischen Einflüsse in diesem Landstrich hinweisen, die sich selbstverständlich auch in der Küche widerspiegeln würden. Schon allein deswegen sei dieses Restaurant ein völlig falsches Ziel, sagt sie. Und sie übernimmt den Spruch einer israelischen Gaststätte in Berlin: "Wir machen keinen Krieg, wir machen Hummus".

Israelitische Kultusgemeinde gibt sich selbstbewusst

Davidsterne und Hakenkreuze an Hauswänden, antisemitische Parolen bei pro-palästinensischen Demonstrationen – all das nimmt man auch in der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg zur Kenntnis. Die Gemeinde sei beunruhigt, sagt deren Geschäftsführer, Oren Osterer. Man mache sich Sorgen und Gedanken, aber man lasse sich das Leben und auch das jüdische Leben in der Gemeinde nicht nehmen.

Osterer bestätigt den regelmäßigen Kontakt zur Polizei und die Gemeinde habe auch eigene Sicherheitsvorkehrungen getroffen, auf die Osterer aber nicht näher eingehen will. Ansonsten freue man sich über jede Einladung und darüber, Teil eines öffentlichen Diskurses zu sein. "Und wir werden auch weiterhin das sagen, was wir meinen, sagen zu müssen", erklärt Osterer. Verstecken will sich die jüdische Gemeinde in Nürnberg also keinesfalls. Ihr Vorsitzender, Jo-Achim Hamburger, bringt es auf den Punkt: "Wer Angst hat, ist auch im Bett nicht sicher."

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