Der Further Drache faucht beim Traditions-Festspiel.
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Der Further Drache faucht beim Traditions-Festspiel (Archivbild)

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"Further Drachenstich": Erstmals in 500 Jahren kein Gnadenstich

"Further Drachenstich": Erstmals in 500 Jahren kein Gnadenstich

Zuerst der Lanzenstich, später der Gnadenstich. So läuft es normalerweise beim traditionellen Further Drachenstich. Doch heuer ist in der rund 500-jährigen Geschichte erstmals kein Gnadenstich ausgeführt worden. Wie es dazu kam.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Der Further Drache ist zum Ende der diesjährigen Drachenstich-Saison erstmals ohne den so genannten "Gnadenstich" davongekommen. Nach elf gelungenen Aufführungen des Festspiels in Furth im Wald ist der Darsteller von Ritter Udo bei der letzten Vorstellung vom Pferd gestürzt. Hat nach rund 500 Jahren Drachenstich-Geschichte quasi das erste Mal der Drache gewonnen?

Nach dem Sturz ins Krankenhaus

Diese Frage stand in Furth im Wald nach dem Unfall am Sonntagabend aber erst mal hinten an. Udo-Darsteller Ludwig Fleischmann war kurzzeitig bewusstlos, erlitt eine Gehirnerschütterung und Prellungen. Er konnte aber selbstständig aufstehen und abgeschirmt von den Darstellern zum Rettungswagen gehen. Dieser brachte ihn zur Beobachtung ins Krankenhaus.

Den Lanzenstich vom Pferd aus habe Udo-Darsteller Fleischmann noch gemeistert, schilderte Ulrike Eder, Leiterin der Drachenstich-Organisation. Beim erneuten Anritt auf den Drachen für den Schwertkampf geriet der Reiter dann aber in eine leichte Schieflage auf dem Sattel, aus der er sich nicht mehr aufrichten konnte. Der Darsteller rutschte seitlich am Pferd herunter und stürzte am hinteren Drachenfuß auf den Boden.

Die Vorstellung wurde abgebrochen, der sogenannte "Gnadenstich" ins Herz des Drachen vom Boden aus, der das Ende jeder Vorstellung markiert, musste ausfallen. "Der Schock bei allen Mitwirkenden und Besuchern war groß", so Eder.

Ritter-Darsteller hat sich erholt

"Unserem Ritter geht es mittlerweile wieder gut", sagte Ulrike Eder am Dienstag dem BR, Darsteller Ludwig Fleischmann habe sich erholt. Es sei zwar eine kurze Szene, aber für den Ritter "ein Riesenakt", mit dem Pferd gegen den Drachen zu reiten, mit dem Drachen zu kämpfen. Deshalb habe der Ritter im Vorfeld zahlreiche Reitstunden. Auch, damit sich das Pferd an ihn gewöhnen könne.

Man sei froh, dass der Sturz so glimpflich ausgegangen ist. Es sei unglücklich, dass die "sehr erfolgreichen" drei Wochen Festspiele von so einem Unfall überschattet werden.

Eder lobte die verständnisvollen Besucher, von denen sich einige seit Sonntag auch nach dem Ritter-Darsteller erkundigt hätten: "Die Anteilnahme ist groß, wir kriegen viele Mails bei uns rein."

Bürgermeister Bauer: Restrisiko bleibt

Bürgermeister Sandro Bauer erlebte den Unfall als Zuschauer mit. "Wir befinden uns gerade in der Analyse, welche Erkenntnisse und Vorkehrungen aus diesem Ereignis getroffen werden können", erklärte er. "Selbstverständlich sind wir immer bemüht, Risiken so gering wie möglich zu halten." So habe man am Sonntag zum Beispiel die beiden Ritterpferde extra noch mal in die Drachensticharena geführt, damit sie die Bewegungen des Ritters noch einmal wahrnehmen. Es bleibe aber "natürlich auch immer ein gewisses Restrisiko".

Ist der Drache nun tot?

Hat der Further Drache die diesjährige Festspielzeit nun überlebt oder nicht? Organisatorin Ulrike Eder stellt klar: "Was letztendlich nur gefehlt hat, war der Herzstoß." Der Drache ist also auch bei der letzten Aufführung gestorben - wie bereits bei den elf gelungenen Vorstellungen davor.

Was ist der Drachenstich?

💡 Der Further Drachenstich gilt als ältestes Volksschauspiel Deutschlands und ist immaterielles Kulturerbe Bayerns. Der Drachenstich, der knapp drei Wochen dauert und immer im August gefeiert wird, gilt als fünfte Jahreszeit in Furth im Wald.

Seine Entstehung reicht rund 500 Jahre zurück und fing mit Darstellungen der Legende vom Heiligen Georg, dem Drachentöter, während der Fronleichnamsprozession an. Die szenische Darstellung der Georgslegende war auch in anderen bayerischen Städten, zum Beispiel in München, Teil der Prozession. Doch während sie überall anders abgeschafft und schließlich von der Kirche verboten wurde, hielten die Further daran fest. 1879 wurde der Drachenstich zum weltlichen Schauspiel und in den August verlegt. Seitdem gab es immer wieder verschiedene Versionen des Theaterstücks, die jetzige ist von 2006.

Im Video: BR24 Retro: Drachenstich in Furth im Wald 1974

Feuerspeiender Drache mit Techniker
Bildrechte: BR Archiv
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Drachenstich in Furth im Wald 1974

Dieser Artikel ist erstmals am 20.08.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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