Für viele ist ein Haustier, ein Hund etwa, fast so etwas wie ein Familienmitglied. Wenn es stirbt – dann ist die Trauer groß. Die Frage ist dann auch: Was tun mit dem toten Tier – etwa, wenn es zum Vergraben zu groß ist oder man keinen eigenen Garten hat. Ein Tierkrematorium wäre die Lösung: Dort wird das Tier verbrannt, die Asche bekommt man dann in einer Urne. Eine Abgabestelle für tote Tiere gibt es zum Beispiel im Augsburger Stadtteil Lechhausen. Zur Verbrennung müssen die Tiere derzeit aber etwa 400 Kilometer weit transportiert werden: Das nächste Krematorium der Firma liegt im Hunsrück.
Rund 1300 Unterschriften für Bürgerbegehren gesammelt
Deshalb will Unternehmer Arndt Nietfeld von der Firma Rosengarten jetzt ein Tierkrematorium in Lauingen bauen. Seinen Plänen hatte der Stadtrat bereits zugestimmt - doch jetzt regt sich Widerstand. Zum einen fordern zehn Stadträte die Aufhebung ihres Beschlusses, man sei nicht ausreichend informiert worden. Außerdem haben Mitglieder der Bürgerinitiative „Pro Wohlfühlstadt – Gegen eine Tierverbrennungsanlage in Lauingen“ 1332 gültige Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt. Ob dieses zulässig ist, darum geht es jetzt im Stadtrat.
Das Krematorium soll am Stadtrand am Rande eines Gewerbegebietes auf einer Wiese neben dem naturnahen Friedhof "Herrgottsruh" gebaut werden.
Gegner fürchten Gestank und mehr Verkehr
Die Gegner fürchten, dass die toten Tiere bei der Anlieferung und Verbrennung stinken. Außerdem würde der Verkehr zunehmen. Sie werfen Unternehmer Arndt Nietfeld vor, sie falsch informiert zu haben, er habe immer von einem Bestattungsunternehmen für Tiere gesprochen, geplant sei ihrer Meinung nach aber eine industrielle Tierverbrennungsanlage. Die Bürgerinitiative fürchtet, dass hier bis zu 37 Tonnen Tiere wöchentlich verbrannt werden sollen. Und eine solche Anlage direkt neben dem Friedhof, das gehe nicht, das sei absolut pietätlos, sagt der Sprecher der Bürgerinitiative, Christian von Schwaller. Die hohen Schornsteine seien außerdem optisch störend - auf dem vorgelegten Plan des Unternehmers seien sie gar nicht eingezeichnet gewesen. Von Schwaller plädiert dafür, auf der Fläche am Rande des Gewerbegebiets anderes Gewerbe oder Wohnungen zu bauen. Es sei wichtig, die Fläche für die Stadt zu nutzen und dort entsprechendes Gewerbe anzusiedeln.
Unternehmer widerspricht Behauptungen der Bürgerinitiative
Unternehmer Arndt Nietfeld geht davon aus, dass bei einer durchschnittlichen Auslastung des Krematoriums zwei Sprinter täglich tote Tiere anliefern werden. In der Regel würde jedes Tier einzeln verbrannt - schon dadurch würden die Kapazitäten begrenzt. Die von der Bürgerinitiative angegebene Zahl von bis zu 37 Tonnen wöchentlich sei utopisch. Er wirft der BI vor, Unwahrheiten zu verbreiten. Den Kritikern hat er angeboten, auf seine Kosten eine seiner Anlagen zu besichtigen. Daran bestand bisher kein Interesse. Sein Unternehmen lege Wert auf Qualität und Pietät - die Anlage solle optisch ansprechend gestaltet werden. Gebaut werden soll ein mit Holz verkleidetes Gebäude. Dass die Schornsteine in den bisher vorgelegten Planungsunterlagen nicht in ihrer endgültigen Höhe eingezeichnet waren, liege daran, dass der TÜV erst noch berechnen müsse, wie hoch diese gebaut werden müssten.
Strenge Grenzwerte müssen eingehalten werden
Bereits die Planung, aber auch der Bau und später der Betrieb der Anlage würden streng überwacht und regelmäßig kontrolliert. Die in Deutschland geltenden strengen Grenzwerte würden eingehalten. Damit dies möglich ist, müsse die Höhe der Schornsteine auch vom TÜV berechnet und festgesetzt werden. Mit einer industriellen Tierkörperbeseitigungsanlage habe das rein gar nichts zu tun, so Nietfeld, es würden nur Haustiere und Pferde und nicht, wie von einigen Gegnern befürchtet, auch Schlachtabfälle oder Nutztiere verbrannt. Letzteres ist in Deutschland in so einer Anlage verboten. Die toten Tiere würden außerdem im Gebäude ausgeladen, es würde also niemand durch Geruch oder Anblick gestört.
Anwohner ähnlicher Anlagen fühlen sich nicht gestört
Nietfeld hat bereits seit 20 Jahren Erfahrung mit solchen Anlagen. Das erste Krematorium für Tiere hat er damals in seiner Heimatstadt Badbergen unweit seines Elternhauses gebaut. Auch dort und bei dem Bau weiterer Anlagen habe es im Vorfeld Kritik und Bedenken gegeben- das habe sich aber kurz nach Inbetriebnahme gelegt. Um die Lauinger davon zu überzeugen, hat er Stellungnahmen von Nachbarn, unter anderem einem Kindergarten, eingeholt, und an die Stadt geschickt. In ihren Schreiben bestätigen die Betroffenen, ihre Sorgen seien unbegründet gewesen, sie seien in keinster Weise beeinträchtigt durch die Anlage. Auch in Schwäbisch-Hall, wo die nächste vergleichbare, jedoch kleinere, Anlage eines anderen Unternehmens steht, gab es zwar vorher möglicherweise Bedenken bei dem ein oder anderen Bürgern, Proteste aber gab es keine. Seit dem Bau und Inbetriebnahme aber gibt es laut einer Sprecherin der Stadt keinerlei Beschwerden.
Lauinger Bürgermeisterin ist für das Projekt
Die Lauinger Bürgermeisterin Katja Müller ist für das Projekt: Jede neue Gewerbeansiedlung sei ein Gewinn für die Stadt. Dem Einwand, das Krematorium bringe der Stadt jährlich nur, wie vom Unternehmer angegeben, bis zu 15.000 Euro an Gewerbesteuern und schaffe nur zwölf bis fünfzehn Arbeitsplätze, entgegnet sie: Bei anderen Unternehmen frage man bei der Entscheidung für oder gegen eine Ansiedelung ja auch nicht, was es der Stadt bringe.
Am Dienstag (25.01.) Abend wird der Stadtrat nun über das weitere Vorgehen entscheiden. Wenn ein Bürgerentscheid kommt, soll der am 15. Mai parallel zur Landratswahl stattfinden.
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