Das Jahr 2024 ist geprägt von extremen Wetterereignissen. Jochen Loy, Geschäftsführer des Bauernverbands Nürnberg, blickt beim Erntegespräch in Eismannsberg (Landkreis Nürnberger Land) auf die vielen und vor allem heftigen Niederschläge. Sie haben die Bilanz verwässert. "Im Nürnberger Umland hat es im ersten Halbjahr 2024 rund ein Drittel mehr geregnet als im langjährigen Durchschnitt"; sagt Loy. Das habe zwar geholfen, dass die Grundwasserspeicher nach den trockenen Jahren zuvor wieder gefüllt sind. Aber der Regen hatte Auswirkungen auf die Erträge – je nach Feldfrucht mehr oder weniger. "Unterm Strich kann man nur von einem durchschnittlichen Jahr sprechen", bilanziert Loy.
Mastrinder bekommen nur Futter vom eigenen Hof
Das sieht auch Jürgen König so. Auf dessen Betrieb findet das Erntegespräch für Nürnberg und das Nürnberger Land statt. Rund 100 Mastrinder stehen in seinem Stall. Jürgen König verfüttert an sie nur, was er auf seinem Betrieb in Eismannsberg bei Altdorf auch selbst anbaut. Gras, Silomais, Erbsen und Getreide. Die Wiesen, der Mais und das Kleegras seien gut gewachsen, sagt er. "Das Getreide war Durchschnitt, an den Qualitäten hapert es ein wenig." Die Eisweißwerte seien zu gering. "Aber im Großen und Ganzen passt es."
Nasser Boden bremst Maschinen aus
König ist Nebenerwerbslandwirt und arbeitet in einem Industriebetrieb in Altdorf. Um die Mastrinder kümmert er sich nach Feierabend. Das geht nur, weil die ganze Familie mitarbeitet. Tochter Nicole will den Betrieb einmal übernehmen. Die Getreidefelder, die zum Hof gehören, sind abgeerntet. Jetzt werden sie für die nächste Aussaat vorbereitet. Die Maschinen sind viele Tonnen schwer. Der Boden muss trocken sein, damit sie aufs Feld fahren können. Sonst sie verdichten den Boden viel zu stark. Oder sie bleiben sogar stecken.
Biobauern sind besonders betroffen
Bei dem vielen Regen bisher in diesem Jahr ist das ein Problem. Vor allem für Bio-Landwirte. Denn die bekämpfen das Unkraut nur mit Maschinen. Axel Lämmermann ist Biobauer aus Deckersberg im Landkreis Nürnberger Land. Lachend erinnert er an den alten Spruch, dass man einem Bauern das Wetter nie recht machen kann. Und wird dann ernst: "Wir haben heuer noch keine drei Wochen am Stück ein Hochdruckgebiet gehabt." Im Frühjahr war es zu nass, um zu Unkrautbekämpfung, zum sogenannten Striegeln, auf den Acker zu fahren. "Als wir dann kurz reinkonnten, war das Unkraut schon zu groß." Bei der Ernte sei es nun es ähnlich. "Zwei Tage heiß, dann kommt schon wieder das nächste Gewitter."
Hoffnungen ruhen auf einem warmen Herbst
Nochmal zur Bilanz: Das Futtergetreide war okay, beim Weizen haben sich die fehlenden Sonnenstunden bemerkbar gemacht. Der Eiweißgehalt der Körner ist deshalb zu niedrig. Und es gibt Betriebe, die Probleme mit nassem Heu und Stroh haben. "Das heizt sich dann auf und es besteht Brandgefahr", sagt Verbandsgeschäftsführer Loy. Es sei eben immer eine Herausforderung, mit der Natur zu arbeiten. Die Landwirte hoffen jetzt auf einen warmen und trockenen August und September. Einer dieser beiden Monate könnten die Erntebilanz 2024 noch entscheidend verbessern.
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