Mitarbeiter tragen einen Rednerpult auf die Bühne einer Veranstaltung des Weltwirtschaftsforum
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Am Freitag endet das Weltwirtschaftsforum - neben politischen Krisen waren vor allem das Thema künstliche Intelligenz einer der Schwerpunkte.

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Weltwirtschaftsforum: "Vertrauen wiederherstellen"- nur wie?

Weltwirtschaftsforum: "Vertrauen wiederherstellen"- nur wie?

Das Weltwirtschaftsforum in Davos geht heute zu Ende. Im Mittelpunkt: die Kriege im Nahen Osten sowie in der Ukraine - und das Mega-Thema künstliche Intelligenz. Was bleibt von dem Treffen übrig? Eine Bilanz.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Wie oft wurde das Weltwirtschaftsforum in Davos schon totgesagt: überholt, keine Berechtigung. Eine Plattform, bei der wichtige Menschen aus Politik und Wirtschaft miteinander sprechen - dabei aber nur selten etwas Konkretes beschließen.

Aber sind es nicht genau diese Gespräche, die in Zeiten von immer mehr und immer größeren Krisen, für den nötigen Kitt unter den relevanten Akteuren sorgen könnten? Eigentlich wäre es damit ein Leichtes für das WEF gewesen, die Frage nach der Legitimation beiseite zu wischen. Doch das diesjährige Motto "Vertrauen wiederherstellen" blieb am Ende kaum mehr als ein bloßes Versprechen.

Ukraine: Präsident Selenskyj wirbt in Davos für mehr Unterstützung

Das Weltwirtschaftsforum 2024 war ein politisches Forum - nicht nur, aber wieder. An das wohl politischste aller Treffen aus dem Mai 2022 reichte es nicht heran. Damals hatte Russland nur drei Monate zuvor die Ukraine überfallen. Der Krieg prägte auch diesmal wieder die Agenda - auch weil Präsident Wolodymyr Selenskyj erstmals persönlich nach Davos gereist war.

Selenskyj steht unter Druck: Der Krieg im Nahen Osten droht das Unglück in seinem Land mehr und mehr aus der öffentlichen Wahrnehmung zu verdrängen. Zudem bröckeln die Hilfen aus den USA und der Europäischen Union. Entsprechend eindringlich appellierte der Präsident: Es gebe immer einen Punkt, an dem eine Katastrophe gestoppt werden könne. "Die Ukraine ist dieser Punkt."

Immerhin: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versprach der Ukraine neue Hilfen. Am 1. Februar will die EU über weitere 50 Milliarden Euro für die nächsten Jahre entscheiden. Auch von den USA kamen positive Signale - nur welche Halbwertszeit haben diese, falls Ende des Jahres der neue US-Präsident Donald Trump heißen sollte? Und was bringen all die Gespräche um einen Friedensgipfel, wenn China nicht am Tisch sitzt und Russland jegliche Initiativen "bedeutungslos" nennt?

Krieg im Nahen Osten: Viele Gespräche in Davos – nichts Neues

Von der Sicherheits- zur Geopolitik, von einer Krise zur nächsten: "Die Konfliktparteien ignorieren das Völkerrecht, sie treten die Genfer Konventionen mit Füßen und verstoßen sogar gegen die Charta der Vereinten Nationen", sagte UN-Generalsekretär António Guterres über den Krieg zwischen Israel und der Hamas.

In Davos war dazu vor allem Bekanntes zu hören: die Zweistaatenlösung, gefordert unter anderem von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, mehr humanitäre Hilfe, ein Ende der Kämpfe. Zwar waren neben dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog auch einige Staats- und Regierungschefs arabischer Länder zu Gast. Doch auch hier steht am Ende erneut die Frage: Was bringen alle Gespräche, Forderungen und Diskussionen, wenn währenddessen die Raketen weiterfliegen, die Huthi-Miliz ihre Angriffe im Roten Meer fliegt - und zeitgleich mit dem Iran und Pakistan das nächste Pulverfass zu explodieren droht?

Künstliche Intelligenz als Top-Thema auf dem Weltwirtschaftsforum

Und dann war da noch die Wirtschaft. Zwischen Inflation, Zinspolitik, künstlicher Intelligenz und Industriepolitik schien vieles wie immer. "Davos ist ein Stück weit positiver als die Gesamtwirtschaft", sagte Siemens-Personalvorständin Judith Wiese im ARD-Gespräch. Schließlich seien dort viele Unternehmen vor Ort, die die Zukunft mitgestalten.

Im Audio: Wie KI Wirtschaft und Arbeitswelt verändert

"The future is AI" - "Die Zukunft ist künstliche Intelligenz" steht auf einem Banner zum Weltwirtschaftsforum in Davos
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Auf dem Weltwirtschaftsforum 2024 ist KI neben politischen Fragen das Mega-Thema.

Allein unter den 200 Podien, die live im Internet gestreamt wurden, befasste sich fast ein Fünftel mit dem Thema KI. Dazu kamen unzähligen Experten-Runden und Treffen abseits des Forums. Wer die Hauptstraße in Davos entlang ging, dem sprang die Abkürzung AI ("Artificial Intelligence") überall entgegen. Beinahe jeder Firmen-Pavillon hatte irgendetwas zu KI im Angebot. Jeder will dabei sein, niemand etwas verpassen.

"Vertrauen wiederherstellen": Wo dies gelang - und wo nicht

Doch auch hier waren die Fragen klarer als die Antworten: Ist die KI Job-Killer oder Job-Motor? Wie groß ist die Gefahr massenhaft generierter Fake News? Wie kann künstliche Intelligenz den Kampf gegen den Klimawandel, das Gesundheitswesen oder die Arbeitswelt revolutionieren?

Bei der KI steht die Suche nach den Antworten erst am Anfang, das wurde auf dem Weltwirtschaftsforum deutlich. Davos kann dabei helfen, die richtigen Menschen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammenzubringen. Zumindest beim Thema KI könnte das geglückt sein, nach allem, was Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichten - auch wenn das Forum wohl eher als Start- denn als Endpunkt zu sehen ist.

Mit Blick auf die politischen Fragen und das Motto bleibt am Ende jedoch keine Antwort stehen, sondern bloß eine Frage: "Vertrauen wiederherstellen" - nur wie?

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