Bags – Bregenz version, 1994–2023, Ausstellungsansicht 1. Obergeschoss Kunsthaus Bregenz, 2023
Bildrechte: Foto: Markus Tretter © Solange Pessoa, Kunsthaus Bregenz
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Solange Pessoa im Kunsthaus Bregenz

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Das Museum duftet: Solange Pessoa im Kunsthaus Bregenz

Das Museum duftet: Solange Pessoa im Kunsthaus Bregenz

Die brasilianische Künstlerin Solange Pessoa stammt aus dem Bundesstaat Minas Gerais, eine fruchtbare Gegend, die reich an Bodenschätzen ist. Ihre Arbeiten handeln von der organischen Beziehung zwischen Mensch und Natur.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Der Boden ist mit einer Schicht Erde bedeckt, von der Decke hängen miteinander vernähte Jutesäcke, wie Wandteppiche als Raumteiler. In den Säcken ist ebenfalls Erde. Das alles ist aber nur das Gerüst für eine Art Archiv gespeicherter Naturkräfte: Lindenblüten und Schafgarbe, Currypulver und Silberdisteln, getrocknete Baumwollblüten, Samen und Getreidekörner, Kohlestücke und Knochenreste.

Das alles duftet stark, nach einer Mischung aus feuchter Erde und Gewürzladen. Und mittendrin in diesem Naturkraftwerk: menschliche Speichermedien, Schallplatten von Chico Buarque und Marisa Monte, Zettel mit Gedichten, ein Handbuch über Anthropophagie oder ein Bild von Maria Leopoldine von Österreich, der Kaiserin von Brasilien.

"Die Beziehungen zwischen Österreich und Brasilien dauern seit vielen Jahrhunderten an", sagt die Künstlerin Solange Pessoa. "Überhaupt sind unsere Museen voll von europäischen Künstlern, deshalb habe ich für diese Arbeit Pflanzen aus Brasilien, aber auch von hier verwendet."

Blätter, menschliche Haare, Wolle, Federn, Stroh

Kultur und Natur, Pflanzen und Menschen, Brasilien und Österreich. Alles steht in Beziehung zueinander. Das gilt auch für die Arbeiten in der zweiten Etage: große amorphe Gefäße verteilen sich im Raum oder wachsen aus den Wänden. Ihre asymmetrischen Formen erinnern an Körper von Tieren oder Menschen.

Solange Pessoa hat die Gefäße zunächst von Hand aus Ton geformt, in einer alten, traditionellen Technik, danach wurden sie Bronze gegossen. Aus den Öffnungen wachsen die verschiedensten Materialien heraus: trockene Blätter, menschliche Haare, Wolle, Federn, Stroh, ein Stück Fell. Es sind organische Materialien, Reste von Tieren oder Pflanzen. Leben und Tod sind hier untrennbar miteinander verwoben. Das Ganze mutet rätselhaft an und archaisch, genau wie der Titel: "ó ó ó ó".

In Brasilien hätten ihre Arbeiten es schwer, sagt sie

"Es geht um das Ursprüngliche, das Wilde", sagt Solange Pessoa. Es gibt eine große brasilianische Dichterin, Clarice Lispector, sie hat ein Buch geschrieben: 'Perto do Coracao Selvagem - Nahe dem wilden Herzen'. Ich habe auch ein wildes Herz. Ich kann meine Werke selbst nicht so genau deuten. Es sind Archäologien, fast Analysen. In Brasilien haben es diese Arbeiten bis heute schwer."

Im obersten Geschoss dann eine Reihe schwarzweißer Malereien: Schattenrisse einfachster Formen, amorphe Piktogramme. Sie zeigen Mischwesen, halb Lurch, halb Palmen; halb Schlange, halb Mensch; halb Affe, halb Luftwurzel. Und in der Mitte des Raums: eine Art Lebensbaum. Als dunkler Stamm mit riesiger Krone schwebt er unter der hell leuchtenden Decke des Kunstbaus. "Miracéus - Schau in den Himmel" heißt die Installation. Die Krone des Baums besteht aus Zehntausenden Federn, allerdings nicht von Papageien oder Paradiesvögeln: Es sind Federn in Braun und Grau.

Bei Solange Pessoa ist alles miteinander verbunden, materiell und spirituell

"Es geht nicht nur um Federn", sagt Pessoa. "Die Federn sind mit dem Körper verbunden, mit der Haut und den Haaren, mit dem Körper der Tiere, genau wie Wolle, es ist kein isoliertes Material, eines kommt aus dem anderen, aus der Epidermis. Es handelt sich um Hühnerfedern, also von Nutztieren. Die Federn bleiben übrig, sie sind ein Abfallprodukt und ich nutze sie."

Leben und Tod, Tiere, Pflanzen und Menschen, alles ist bei Solange Pessoa miteinander verbunden, materiell und spirituell. So ganz genau könne sie ihre Arbeiten auch nicht erklären, sagt die Künstlerin. Und genau dieses Fünkchen Unverständliches, dieses Fremde, diese Ahnung, dass da etwas ist, was sich mit Worten nicht erklären lässt, macht die Kunst von Solange Pessoa so spannend.

Die Ausstellung "Solange Pessoa" der gleichnamigen Künstlerin ist noch bis 4. Februar 2024 im Kunsthaus Bregenz zu sehen.

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