Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht: Die Allersheimer Landsynagoge war an ihrem ursprünglichen Standort in Unterfranken im Landkreis Würzburg nicht viel mehr als ein verfallendes Haus. Drumherum türmte sich der Schutt, unmöglich zu erkennen, dass dieses Gebäude ein wertvolles Stück Zeitgeschichte ist.
Vor mehr als acht Jahren wurde die Synagoge in Allersheim abgetragen und nach Bad Windsheim gebracht, wo das Gebäude wieder aufgebaut wurde. Nun erstrahlt die Synagoge in neuem Glanz und ist Teil der Häusergruppen auf dem Gelände des Fränkischen Freiluftmuseums in Bad Windsheim. Am Vormittag wird sie mit einem Festakt eröffnet. Festredner ist der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster.
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Synagoge zog von Unter- nach Mittelfranken
Museumsdirektor Herbert May ist begeistert von der Verwandlung der Synagoge. Er berichtet, wie das Museum, in dem in mehr als 150 Häusern das Leben von früher gezeigt wird, an das Gotteshaus gekommen ist: "Die Synagoge wurde uns vom Landesamt für Denkmalpflege angeboten." Denn in Allersheim, so May, habe es kein Nutzungskonzept für das historische Gebäude gegeben. In Bad Windsheim war die Synagoge jedoch mehr als willkommen: "Das war jetzt die Gelegenheit, die Synagoge zu übernehmen ins Museum, weil das Landjudentum für Franken eine erhebliche Bedeutung hatte und wir hier im Museum zu diesem Thema nichts zu bieten haben."
Besonders: Eine Mikwe im Keller
Die Allersheimer Synagoge stammt aus dem Jahr 1742. Dass sie optisch wenig repräsentativ ist, liegt vermutlich an der eher ärmlichen Situation der jüdischen Gemeinde in Allersheim zum Zeitpunkt der Nutzung. Doch die Synagoge war weit mehr als nur ein Platz zum Beten: Der Rabbiner lebte zusammen mit seiner Familie in dem Haus, der Betsaal im Obergeschoss wurde auch als Versammlungsraum genutzt. Und im Keller des Hauses befindet sich eine sogenannte Mikwe, das jüdische Ritualbad. Das Becken aus Sandstein war am Standort in Allersheim immer ausreichend mit Grundwasser gefüllt. Jüdinnen und Juden nutzten es zur rituellen Reinigung.
Besonderheiten: Schabbat-Lampe und Bücherregal
Auffällig ist auch eine große Lampe, die im Hauptwohnraum von der Decke hängt. "Was man auch in der Stube eines Rabbiners findet, ist eine solche Leuchte, eine Schabbat-Leuchte. Die zündet man vor Beginn des Schabbat an und gibt da so viel Öl hinein, dass sie für die Dauer des Schabbats auch reicht und brennt", sagt Museumsdirektor May.
Eine weitere Besonderheit in der Stube fällt nicht gleich ins Auge, weil es für die heutige Zeit ganz alltäglich ist. Doch ein Bücherregal war damals eher eine Seltenheit und eben nur bei bestimmten Menschen zu finden: "Ein Rabbiner war ein Schriftgelehrter. Und wir haben auch Spuren eines Wandregals gefunden, und das haben wir auch nachgebaut", so May.
Geschichten der Allersheimer Jüdinnen und Juden
Das Herzstück der Synagoge aber ist der Betsaal, der unter einem Gewölbe im Dachgeschoss liegt. Rund 30 Menschen hatten hier auf einmal Platz, schätzt May. Er und sein Team haben auch Biographien der Jüdinnen und Juden recherchiert und zusammengetragen, die damals Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Allersheim waren.
"Wissen schützt vor Antisemitismus"
Durch die Synagoge aus Allersheim kann das Fränkische Freilandmuseum nun eine Lücke schließen. Sie kann nicht nur eine Synagoge zeigen, sondern in Zukunft auch Wissen über das jüdische Leben im ländlichen Franken weitergeben. Denn Synagogen wie in Allersheim gab es viele in den fränkischen Dörfern. Wissen über jüdisches Leben und jüdische Bräuche ist für den Museumsdirektor gerade in der aktuellen Zeit unverzichtbar: "Dr. Ludwig Spaenle, der Antisemitismusbeauftragte der Staatsregierung, hat mal gesagt: Wissen schützt vor Antisemitismus. Und das kann vielleicht hier ein kleiner Beitrag sein, indem wir über das Judentum berichten."
Im Video: Synagoge von Allersheim steht nun saniert im Fränkischen Freilandmuseum
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