Zum Terror gegen Israel kursieren auf X diverse Fakes und Falschnachrichten
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Zum Terror gegen Israel kursieren auf X diverse Fakes und Falschnachrichten

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Israel und Social Media: Wie groß ist Xs Fakenews-Problem?

Israel und Social Media: Wie groß ist Xs Fakenews-Problem?

Bei den Terror-Attacken auf Israel ist X (früher Twitter), eine der wichtigsten Informationsquellen überhaupt. Allerdings werden hier auch Propagandavideos und Falschinformationen geteilt. Das ruft nun auch die EU-Kommission auf den Plan.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Lichtblitze erhellen den Himmel, dazu lautes Donnern. Unter dem Clip steht "Eilmeldung – Hamas Militärs starten neuen Angriff auf Teile Israels". In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um einen Ausschnitt aus dem Computerspiel "Arma3".

Kein Einzelfall: Social-Media-Experten beobachten seit dem Wochenende einen Anstieg an Desinformationen auf der Plattform. Gleichzeitig seien wichtige Quellen wie Augenzeugenberichte schwerer zu finden. Diese Beobachtungen sind durchaus plausibel, weil sich X unter Musk stark verändert hat.

Was ist bei X anders als bei Twitter?

Elon Musk hat mit seiner Übernahme Tausende Mitarbeitende entlassen, darunter viele, die sich um fragwürdige Inhalte gekümmert haben. Registrierte X-User können zwar bei den sogenannten "Kollektiven Anmerkungen" auf irreführende Posts hinweisen – das passiert aber längst nicht bei allen.

Alex Stamos, Direktor des Internet Observatory der Universität Stanford, schreibt auf bei der Konkurrenz-Plattform "Threads", dass die Entlassung von Teams, die organisierte Manipulation aufdecken sollten, dazu führt, dass X mit Inhalten von Troll-Farmen überschwemmt werde.

Als Beleg postet der renommierte Sicherheitsforscher ein Video, das vermeintlich brennende Häuser zeigt. Mehrere Accounts hätten es seit Samstag gepostet, immer in Kombination mit einem Israel-feindlichen Text. Allerdings zeige das Video laut Stamos in Wirklichkeit drei Jahre alte Bilder aus Algerien.

Mit Fakenews kann man auch Geld verdienen

Bei X, früher Twitter, lässt sich Sichtbarkeit auch kaufen. Die Posts derjenigen, die für ihren X-Account zahlen, werden bevorzugt. Sie sind am blauen Haken erkennbar. Kommentare dieser Accounts werden zum Beispiel prominenter ausgespielt. Das kann dazu führen, dass fragwürdige Autoren ihre Falschnachrichten leichter unter die Leute bringen können. Auf der anderen Seite gibt es auch einen finanziellen Anreiz, Falschinformationen zu verbreiten. Seit ein paar Monaten beteiligt X Creator User an Werbeeinnahmen. Dabei geht es um eine möglichst große Reichweite, ob der Inhalt echt oder unecht ist, spielt keine Rolle.

Auch Musks persönliches Verhalten auf der Plattform sorgt für Debatten: In einem mittlerweile gelöschten Post empfahl er zwei Accounts, um sich über den Krieg zu informieren. Einer davon ist dafür bekannt, antisemitische Informationen zu verbreiten. Musk hat aktuell 154 Millionen Follower.

Diskussion mit Musk auf X

Mittlerweile hat sich auch die Politik zu Wort gemeldet. In einem Schreiben wies EU-Kommissar Thierry Breton Musk auf seine Pflicht hin, unzulässige Inhalte zu entfernen. Es gäbe Anzeichen dafür, dass einige Bilder verfälscht oder aus Videospielen entnommen würden. Daraufhin antwortete Musk und wies darauf hin, dass X transparent und quelloffen sei und bat Breton, die Verstöße aufzulisten. Breton wiederum entgegnete, dass Musk die gefälschten Inhalte und die Aufrufe zur Gewalt bekannt sein dürften. Am Montag wurde auf Xs Profil, der über Sicherheitsmaßnahmen der Plattform informiert, mitgeteilt, dass man am Wochenende gegen "Zehntausende" Beiträge, die Gewalt oder Hassreden enthielten, vorgegangen sei. Zudem wurden demnach neu angelegte Accounts, die Verbindungen zur Hamas aufwiesen, gelöscht.

Antidiskriminierungsstelle verlässt X

Unterdessen hat die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bekannt gegeben, X verlassen zu wollen. Die Behörde äußerte erhebliche Kritik an den Plattformbetreibern und betonte die unzureichende Anwendung geltenden Rechts auf der Plattform. Alle Ministerien und andere öffentliche Stellen sollten sich fragen, ob es weiterhin tragbar sei, auf einer Plattform zu bleiben, die zu einem Desinformations-Netzwerk geworden ist und dessen Eigentümer antisemitische, rassistische und populistische Inhalte verbreitet, so die Antidiskriminierungsstelle.

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