Severin Freund mit Markus Eisenbichler
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Freund zuversichtlich bei Eisenbichler: "Das Potenzial ist da"

Freund zuversichtlich bei Eisenbichler: "Das Potenzial ist da"

Erstmals seit 2015 starten die deutschen Skispringer ohne Markus Eisenbichler in den Weltcup. Ex-Skispringer Severin Freund kennt die Auf und Abs in der Sportart - und ist im Exklusivinterview mit BR24 Sport deshalb zuversichtlich.

Dieser Urschrei, dieses "Jaaaaaa" aus dem tiefsten Inneren der Skispringer-Brust, das brannte sich ein bei den Skisprung-Fans. Markus Eisenbichler, der oberbayerische Bub aus Siegsdorf, hatte soeben den Weltmeistertitel auf der Großschanze gewonnen - direkt vor seinem Teamkollegen Karl Geiger. Es war Eisenbichlers größter Einzelerfolg überhaupt.

An diesem 23. Februar 2019 durfte sich Markus Eisenbichler zu Recht "König der Lüfte" nennen. In den Tagen danach gewann er bei der WM in Seefeld und Innsbruck zudem als Vorzeigespringer die Goldmedaillen mit dem Team sowie dem Mixed-Team. Zwei Jahre später wurde Eisenbichler Zweiter im Gesamtweltcup. Es war seine stärkste Phase als Skispringer.

Bundestrainer Horngacher verzichtet im Weltcup auf Eisenbichler

Und da man diesen Eisenbichler spätestens seit den Tiroler Triumphen fast nur jubelnd kannte, schlug die Nachricht nach der Deutschen Meisterschaft in Klingenthal, dass der Siegsdorfer zunächst im zweitklassigen Continental Cup an den Start gehen wird, umso heftiger ein: Schließlich wurde der 32-Jährige erstmals seit Langem nicht mehr für den deutschen Weltcup-Kader im Skispringen nominiert. Und erstmals seit 2015 verpasst der zuletzt formschwache sechsmalige Weltmeister die ersten beiden Stationen eines neuen Weltcup-Winters. Diesmal finden die Springen Ende November in Ruka/Finnland und Anfang Dezember in Lillehammer/Norwegen statt.

"Die Sportler, die jetzt leider nicht dabei sind, haben definitiv die Möglichkeit, sich anzubieten. Hier gilt das Prinzip Leistung. Wir sind offen für jeden Sportler", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher nach der deutschen Meisterschaft. "Die Dichte ist sehr groß." Das strikte Leistungsprinzip nach den ersten Lehrgängen und der DM in Klingenthal wurde Eisenbichler in dem Fall auch zum Verhängnis: Er landete lediglich auf Rang zehn und ist vorerst außen vor.

Ex-Springer Freund über Eisenbichler: "Potenzial ist auf jeden Fall da"

Ex-Teamkollege Severin Freund kennt die Auf- und Abs, die sich besonders im Skispringen ergeben. Er möchte bei Eisenbichler aber nicht von einem "Absturz" sprechen. Eisenbichlers größtes Problem sieht Freund in der fehlenden Konstanz: "Er hat immer wieder Sprünge gehabt, die komplett aus dem Stadion geflogen sind, aber hat aber immer auch Sprünge gehabt, mit denen er gar nicht auf Weite gekommen ist“, so Freund gegenüber BR24Sport.

Trotz der Enttäuschung dürfe man aber nicht vergessen, dass er den Probedurchgang in Klingenthal gewonnen hatte. Deshalb macht sich Freund auch wenig Sorgen um Eisenbichler: "Der Eisei kann nach wie vor jederzeit, wenn er die richtigen Sprünge macht, aufs Podest springen im Wettkampf. Das Potenzial ist auf jeden Fall da.“

Die vielen kleinen Rädchen und die Krux beim Skispringen

Im Skispringen ist der Grat zwischen Top-Leistungen und frühen Landungen schmaler als in anderen Sportarten, dafür ist Eisenbichler nicht das erste Beispiel. Er hatte ja bereits Vorgänger wie Martin Schmitt oder Ex-Teamkollege Freund, die nach Gesamtweltcupsiegen auch plötzlich im Continental-Cup antreten mussten. Und sich dort auch wieder zu neuen Höhenflügen bereitmachten.

Es kommt auf so viele kleine Rädchen an, die über einen weiten Segelflug oder einen kurzen Hüpfer entscheiden. Wenn der Sprung läuft, dann scheinen alle diese Bewegungen wie von Geisterhand ineinanderzugreifen, meist müssen die Springer gar nichts korrigieren, - und wenn es mal nicht läuft, kann sich wiederum jede kleinste Korrektur fatal auswirken.

Freund: "Man versucht ein Gefühl zu beeinflussen, das sich ständig ändert"

Warum das so diffizil ist: "Weil Leistung im Skispringen sehr schwer zu reproduzieren ist", weiß Freund. Die körperliche Komponente könne man relativ gut korrigieren. Die Technik sei aber "ständig im Prozess des Wandels", erklärt der Team-Olympiasieger von 2014. Als Skispringer versuche man, "ein Gefühl zu beeinflussen, das sich immer ändert. Das kann dann dazu führen, dass man das, was vor zwei Jahren funktioniert hat (...) auf einmal gar nicht mehr funktioniert". Deswegen habe jeder Skispringer in seiner Karriere Phasen, "wo es mal nicht so läuft".

Freund war bei den Deutschen Meisterschaften vor Ort und hat Eisenbichlers Sprünge gesehen. Es habe so ausgesehen, als ob er zu viel Geschwindigkeit bei seinen Wettkampfsprüngen gehabt hätte und "dass das Anheben vom Sprung, damit man die nötige Höhe erreicht, gefehlt hat."

Geiger und Wellinger führen Weltcup-Team an - auch Schmid fehlt

Eisenbichler ist nicht der einzige Arrivierte, der nun fehlt. Auch der zuletzt zum Weltcup-Kader zählende Constantin Schmid (Neunter bei der DM) ist nicht dabei in Finnland. Das liegt auch daran, weil die Plätze mittlerweile begrenzter sind. Nur noch fünf statt sechs Fixstarter hat jede Nation mittlerweile. Und da wird's enger.

Neben dem gesetzten Duo Karl Geiger und Andreas Wellinger wurden stattdessen Philipp Raimund, Martin Hamann, Stephan Leyhe und Pius Paschke nominiert. Gerade Wellinger, so wirkt es, hat nach seiner starken Vorsaison Eisenbichler so ein wenig den Rang abgelaufen als oberbayerische Leitfigur in der Mannschaft.

Ex-Bundestrainer Schuster: "Er ist nicht mehr so stabil"

Für den ehemaligen Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster, unter dem Eisenbichler den WM-Einzeltitel gewann, ist der Verzicht auf den deutschen Skiflug-Rekordhalter durchaus nachvollziehbar. "Er ist nicht mehr so stabil, wie er es einmal war. Seine Qualitäten hat er nach wie vor, aber leider nicht mehr die Stabilität", sagte der Österreicher bei eurosport.de. Schuster arbeitet mittlerweile für den deutschen Nachwuchs.

Hoffnung hat Schuster aber dennoch: "Seine guten Sprünge sind weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, es gilt sich hier zu stabilisieren. Dann kann er spätestens bei der Vierschanzentournee – wenn nicht sogar früher – wieder zur Mannschaft stoßen." Bei der Vierschanzentournee kurz nach Weihnachten ist ohnehin mit Eisenbichler zu rechnen. Da wird er dann mindestens Teil der nationalen Gruppe sein, in der mehr als die sonst erlaubten fünf Springer antreten dürfen." Und auch Severin Freund geht "fest davon aus", dass sich Eisenbichler zurückkämpft.

Schuster findet: "Wenn man glaubt, dass Markus Eisenbichler geschlagen ist, dann täuscht man sich! Er ist ein Stehaufmännchen."

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