Ein Mann tritt als Helene Fischer auf, Zuschauer klatschen
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Bingo mit Showeinlage – ein Nachmittag für queere Seniorinnen und Senioren

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Gegen die Einsamkeit: Bingo-Nachmittag für queere Senioren

Gegen die Einsamkeit: Bingo-Nachmittag für queere Senioren

Einsamkeit bedrückt viele ältere Menschen, ganz besonders aber Homosexuelle. Denn in dieser Altersgruppe ist ein Outing immer noch besonders schwierig. Ein Bingo-Nachmittag für queere Senioren in Nürnberg soll deshalb Gleichgesinnte zusammenbringen.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

In einem hautengen, glitzernden Paillettenkleid und Schuhen mit hohen Absätzen singt Moderator Roxy Rüd Schlager von Helene Fischer. Showeinlagen sind auch Teil des ersten queeren Bingo-Nachmittags im Seniorentreff Bleiweiß in Nürnberg. Rund ein Dutzend ältere Menschen sind gekommen. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Gesundheitstage statt, die in diesem Jahr ein buntes Programm gegen die Einsamkeit anbieten.

Gemeinsam Spaß haben – ohne Vorurteile

Zum Bingo eingeladen hatte die Gesundheitsregion Plus der Stadt Nürnberg, die die Gesundheitstage veranstaltet. Sie richten sich gezielt an bestimmte Zielgruppen, beispielsweise Frauen und Mädchen, Männer und Jungen, aber auch queere Menschen. Längst nicht alle Seniorinnen und Senioren, die zum Bingo-Nachmittag gekommen sind, sind schwul oder lesbisch. Aber Räume zu haben, in denen sie es sein können, sei wichtig, sagt ein 66-Jähriger: "Es ist natürlich immer ein bisschen schwierig, ein Umfeld zu haben, in dem man sich einigermaßen aufgehoben fühlt. Weil man sich nie so ganz sicher sein kann, ob die Reaktionen, die man auf ein offenes Auftreten erntet, einem so behagen."

Bisher wenig Angebote für queere Senioren

Ältere queere Menschen sind oft besonders einsam, denn in dieser Altersgruppe können sie ihre Querness oft immer noch nicht zeigen. Organisatorin Christine Burmann vom Nürnberger Menschenrechtsbüro erklärt: "Viele wurden auch von ihrer Familien verstoßen. Wer es geschafft hat, offen zu leben, tut das meist nur im kleinen Kreis. Und wir können auch nicht von älteren Menschen erwarten, dass sie nachts in die Disko gehen. Deshalb versuchen wir solche geschützten Formate anzubieten, brauchen da aber noch mehr Angebote."

Vernetzen ist wichtig

In den Bingo-Pausen können sich die älteren Menschen an Infoständen über Gesundheitsangebote, das Programm des queeren Zentrums Fliederlich oder die Pflege im Alter informieren. Gemeinsam eine schöne Zeit zu haben, darum geht es an diesem Nachmittag. Aber auch darum, dass sich die Teilnehmer hier vernetzen können. Denn in einer Stadt wie Nürnberg gibt es diverse Anlaufstellen, auf dem Land hingegen sind Angebote für queere Menschen noch weniger verbreitet. Deshalb haben einige Teilnehmer weite Wege auf sich genommen, wie ein Senior, der extra aus Neuendettelsau angereist ist und sagt: "Es interessiert mich einfach, alles was mit dem Alter zu tun hat, weil ich auch an der Schwelle stehe und wissen muss, was es für Möglichkeiten gibt und weil es besser ist, unter Menschen zu sein, als allein.“

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