DFB-Kampagne gegen sexuelle Diskriminierung in Stadien
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Hitzlsperger über Homosexualität: "Angst scheint zu groß"

Hitzlsperger über Homosexualität: "Angst scheint zu groß"

2014 outete sich Thomas Hitzlsperger als homosexuell. Auch wenn er seine Karriere da schon beendet hatte, war er der erste deutsche Fußballprofi, der diesen Schritt ging. Dass noch keiner seinem Beispiel folgte, erklärt sich der 41-Jährige mit Angst.

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Als Thomas Hitzlsperger sich am 8. Januar 2014 an die Öffentlichkeit wandte, hatte er eine Mission. "Ich äußere mich zu meiner Homosexualität. Ich möchte eine Diskussion voranbringen – die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern", sagte der ehemalige Nationalspieler damals in einem Interview mit der "Zeit".

Seine Mission, das kann man heute sagen, war in einem Punkt durchaus erfolgreich. Das Outing Hitzlspergers hatte sicher einen großen Einfluss darauf, wie über Homosexualität im Sport und besonders im Männerfußball gesprochen wird.

Angst vor Konsequenzen? Hitzlsperger bietet seine Hilfe an

Eines hat sich jedoch nicht geändert: Bislang ist in Deutschland kein weiterer Fußballer in die Fußstapfen von Hitzlsperger getreten. Der 41-Jährige nennt dafür besonders einen Beweggrund: "Die Angst scheint zu groß zu sein, Dinge zu verlieren, die man hat, die man besitzt", glaubt der Münchner, der sein Outing auch erst nach Ende seiner aktiven Karriere hatte. Angst sei da allerdings kein guter Ratgeber.

Doch Angst vor Diskriminierung spüren nicht nur Fußballer. Auch Fans berichten immer wieder von schwulenfeindlichen Parolen und Bannern in Stadien. Wie reagiert man als Betroffener? Stellt man andere Menschen im Stadien zur Rede "Wenn ich in einer großen Gruppe bin, ja", sagt Simon, ein Anhänger vom 1. FC-Nürnberg und regelmäßiger Kurven-Gänger, gegenüber dem BR. "Ich alleine würde mich im Block ungern mit Leuten anlegen. Da scheue ich den Konflikt. Auch wenn man die Leute darauf aufmerksam machen müsste."

FCN-Fan: "Hat sich unheimlich viel entwickelt"

Damit so etwas nicht nur an Fans hängen bleibt, hat der FCN das "Spieltagshandy" eingeführt, wo sich Fans in ähnlichen Situationen mit Fanbetreuern in Kontakt setzen können, die sich um diese Konflikte kümmern. Notfalls auch mithilfe von Ordnern. Auch wegen solchen Aktionen sagt der Club-Fan: "Aber, das muss ich der Fanszene hoch anrechnen, da hat sich seit den Neunzigern unheimliche viel entwickelt."

"Du musst erkennen: Ich bin in Ordnung so wie ich bin"

Hitzlsperger selbst hat seine Rolle gefunden und fühlt sich wohl damit, wie er sagt. Aufdrängen will er sich mit dem Thema Homosexualität freilich niemandem. "Ich bin ansprechbar (...), ich spreche öffentlich gerne darüber und versuche mit meinen öffentlichen Äußerungen Hilfestellung zu geben." Was er macht: Er spricht bei Schulbesuchen mit Jugendlichen, um denen zu vermitteln, was es heißt "anders zu sein, herauszustechen aus dem Mainstream".

Seit langem engagiert sich Hitzlsperger für Toleranz und Antidiskriminierung – nicht zuletzt deshalb erhielt er 2020 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Sein Rat in einer Zeit, in der die Gesellschaft wieder intoleranter zu werden scheint, lautet: "Das Wirkungsvollste ist man selber – einfach zu erkennen: Mit mir ist nichts verkehrt, ich bin in Ordnung so wie ich bin."

Seiner Erfahrung nach zahlt es sich aus, am eigenen Selbstbewusstsein zu arbeiten. "Weil von allen, die irgendwas auszusetzen haben, die kritisieren, die meckern, die beschimpfen, prallt dann alles an mir ab. (...) Das würde ich den Leuten einfach gerne mit auf den Weg geben und gleichzeitig den Leuten, die ausgrenzen und diskriminieren, sagen, dass sie auf dem Holzweg sind."

Alle Folgen der BR24Sport-Story "Der Erste - Homosexualität im Profifußball" in der ARD Mediathek

Im Video: Thomas Hitzlsperger Ende 2023 im Blickpunkt Sport

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Dieser Artikel ist erstmals am 7.11.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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