Archivbild: Ein schwerkrankes Kind beim Spielen mit einer Pflegerin.
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Betreuung schwerkranker Kinder: Neue Einrichtung in Augsburg?

Betreuung schwerkranker Kinder: Neue Einrichtung in Augsburg?

3.200 Kinder in Schwaben sind pflegebedürftig oder schwerkrank, ihre Betreuung ist oft eine Herausforderung für die Eltern. Eine neue Einrichtung soll sie entlasten – doch dafür musste ein Verein über ein Jahrzehnt kämpfen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Entsteht in Augsburg künftig eine Kurzzeitpflegeeinrichtung für schwerstkranke und schwerstbehinderte Kinder? Darüber hat der Bezirkstag am Dienstag (17.09.) beraten. Noch liegt dem BR keine Stellungnahme vor, wie die Entscheidung ausgefallen ist.

Seit 15 Jahren kümmert sich der Verein "Dachskinder" bereits um betroffene Familien – und hat auch schon einen Namen und einen Plan: Der "Dachsbau" soll ein Haus werden, in dem sechs schwerstkranke und behinderte Kinder in Kurzzeitpflege gehen könnten, zusätzlich soll Platz für zwei zusätzliche Notfälle sein. Doch ob das Haus tatsächlich gebaut werden kann, berät der Bezirkstag.

Dass Bedarf bestehe, darin sind sich alle einig, betont Angela Jerabeck. Die gelernte Krankenschwester ist Mitinitiatorin und Vorsitzende des Vereins Dachskinder e.V., der sich in Augsburg seit nunmehr 15 Jahren um Familien mit schwerstkranken und behinderten Kindern kümmert.

Die Lücke an Betreuungsplätzen ist "immens"

Dem Verein zufolge gibt es in Schwaben rund 3.200 Kinder, die schwer erkrankt sind oder an einer schweren Behinderung leiden. Rund um Augsburg würden allein 250 Kinder mit Pflegestufe vier oder fünf leben. Im Landkreis Augsburg aber gibt es keinen einzigen Kurzzeitpflegeplatz, in ganz Schwaben sind es sieben. Angela Jerabeck: "Das ist die Situation. Und die macht eigentlich schon deutlich, dass da eine immense Lücke ist."

Kurzzeitpflege bei Kindern

Kurzzeitpflege bei Kindern funktioniert im Prinzip genauso wie im Seniorenbereich, schildert Jerabeck. Etwa, wenn die Eltern von pflegebedürftigen Kindern selbst krank werden oder Urlaub brauchen. Auch für den Übergang, etwa von der Intensivstation nach Hause, könne der "Dachsbau" ein kindgerechtes Umfeld und eine stabile Begleitung bieten.

Dazu kommt: Für schwerkranke oder pflegebedürftige Kinder gibt es oft keine Krippenplätze oder Schulmöglichkeiten. Jerabeck berichtet von einer großen Lücke: "Da, wo die Mama gezwungen ist, zu Hause zu bleiben." Das könne auch eine "bereichernde Aufgabe" sein, jedoch immer sehr kräftezehrend.

Bei den meisten Eltern sei eine Sorge vorherrschend: "Was passiert, wenn sie nicht mehr da sind, wer kümmert sich dann um dieses Kind?" Bei kranken Kindern seien die Eltern ein Leben lang gebunden. Genau in dieser Situation würde eine Einrichtung wie der Dachsbau "den Eltern einfach ein Stück Angst nehmen", so Jerabeck.

Eine Frage der zuständigen Behörde

Die Planungen für den "Dachsbau" sind bereits abgeschlossen, eigentlich könnten die Bauarbeiten beginnen. "Wir waren auf einem ganz guten Weg", so Jerabeck, doch jetzt gebe es wieder Fragezeichen: Wegen einer Gesetzesänderung im Rahmen des neuen Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes in Bayern gehe die Zuständigkeit für Kurzzeitpflege für Kinder ab 2028 vom Bezirk auf die Jugendämter in Schwaben über.

Wer übernimmt die Pflegekosten?

Knackpunkt, erklärt die gelernte Kinderkrankenschwester Jerabeck, sei der Tagessatz, den man ansetzen könne. Dieser sei für die Plätze im "Dachsbau" relativ hoch, um für die Kinder einen hohen Betreuungsschlüssel zu erreichen. Das bedeute, dass die Personalkosten hoch seien. Man brauche Fachkräfte, unter anderem mit Intensivweiterbildung. Das Krankheitsbild sei einfach sehr komplex und die Kinder müssten optimal betreut werden. "Ja, es wird eine teure Einrichtung", so Jerabeck.

Träger soll die Katholische Jugendfürsorge (KJF) werden. Laut Jerabeck liegt mittlerweile eine schriftliche Absichtserklärung der Jugendämter vor. Demnach sind diese bereit, die Finanzierung auch ab 2028 zu übernehmen. In einem nächsten Schritt müssten nun Bezirk und Pflegekassen über die Finanzierung verhandeln, damit der Bau beginnen kann.

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