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Immer mehr Risikogebiete: Zecken-Alarm in Bayern

Immer mehr Risikogebiete: Zecken-Alarm in Bayern

Das FSME-Virus breitet sich immer weiter aus. Es wird von Zecken übertragen und kann lebensgefährlich werden. Was Sie wissen müssen, um sich am besten zu schützen, lesen Sie hier. Von Moritz Pompl

Wer sich die Landkarte Bayerns mit den FSME-Risikogebieten anschaut, wird kaum mehr einen weißen Fleck darauf entdecken: 88 der 96 Landkreise und kreisfreien Städte gelten demnach als Risikogebiet. Dort ist die Gefahr, an der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zu erkranken, besonders hoch.

Fünf weitere Landkreise sind dazugekommen

Das Robert-Koch-Institut überwacht in Deutschland, welche Infektionskrankheiten wo wie häufig auftreten. In seiner aktuellen Erhebung (Stand 05.04.2018) weist es darauf hin, dass über 50 Prozent aller knapp 500 FSME-Fälle, die letztes Jahr in Deutschland registriert wurden, in Bayern aufgetreten sind. Neu als Risikogebiet gelten jetzt die Landkreise München, Günzburg, Augsburg, Weilheim-Schongau und Starnberg. Oder anders ausgedrückt: Als Nicht-Risikogebiete gelten in Bayern nur noch die Landkreise Garmisch-Partenkirchen, Landsberg am Lech, Fürstenfeldbruck und Dillingen an der Donau, sowie die kreisfreien Städte Augsburg, München, Kaufbeuren und Schweinfurt.

Klimawandel begünstigt wohl die Ausbreitung

Als treibender Faktor für die Ausbreitung von FSME gilt der Klimawandel. Die Zecken als Überträger brauchen eine Jahresdurchschnittstemperatur von mindestens fünf Grad Celsius, um zu überleben, und werden ab etwa acht Grad Celsius aktiv. Inzwischen wurden Zecken auch im Bergland über 1.300 Metern Höhe entdeckt. Die Zecken kommen praktisch überall vor, wo es Pflanzen gibt, auch in Gärten und Parks. Meist stecken sie im Gras in einer Höhe bis 50 Zentimeter. Entgegen einer alten Annahme springen sie nicht von den Bäumen. Empfehlenswert, aber im Sommer nicht immer praktikabel, sind lange Kleidung und geschlossene Schuhe. Insekten-Sprays auf der Haut können auf die Zecken abschreckend wirken.

Hier sticht die Zecke besonders gerne zu

Die Zecken suchen sich am Körper gerne geschützte Stellen, um Blut zu saugen: etwa am Haaransatz, hinter den Ohren, unter den Achseln, in Ellenbeugen, Bauchnabel, im Genitalbereich oder in den Kniekehlen. Auch unter dem Uhrarmband kann sich die Zecke sicher fühlen und zustechen. Deshalb sollte man nach einem Aufenthalt in der Natur diese Körperstellen besonders genau absuchen (lassen).

Die Krankheitssymptome ähneln anfangs denen einer Grippe

Schon kurz nach dem Zustechen kann eine Zecke die FSME-Virus übertragen. Die gute Nachricht dabei: Selbst in den Risikogebieten sind nur zwischen einer von Tausend und einer von zwanzig Zecken (je nach Studie) mit dem FSME-Virus infiziert. Und:

Nicht jede infizierte Zecke muss das Virus zwangsweise übertragen. Kommt es doch zur Übertragung, dann verlaufen über zwei Drittel der Infektionen ohne Symptome. In den restlichen Fällen kommt es nach ein bis zwei Wochen zu grippeartigen Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen. Eine Blutuntersuchung mit FSME-Antikörpernachweis bringt Gewissheit.

Nach einer weiteren, symptomfreien Woche kann es dann zur zweiten Krankheitsphase kommen, mit Entzündungen der Hirnhaut (Meningitis) und des Gehirns (Enzephalitis). Schwere Krankheitsverläufe betreffen vor allem Erwachsene über 40 Jahre. Meist werden aber auch sie wieder völlig gesund. Bei jedem Hundertsten kommt es aber zu dauerhaften Lähmungserscheinungen und zum Tod. Eine Infektion von Mensch zu Mensch gibt es nicht.

Wann sich eine Impfung lohnt

Gegen die Krankheit gibt es keine Therapie, und die Ärzte können nur die Symptome behandeln. Deswegen rät das Robert-Koch-Institut dazu, sich gegen FSME impfen zu lassen; und zwar dann, wenn man in einem Risikogebiet lebt (also fast alle Menschen in Bayern), und wenn man sich viel und gerne in der Natur aufhält. Das individuelle Risiko kann jeder auch mit dem Hausarzt besprechen. Entscheidet man sich zur Impfung, dann sind drei Impfdosen im Abstand von einigen Monaten nötig. Alle drei bis fünf Jahre soll die Impfung aufgefrischt werden. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten, wenn man in einem Risikogebiet lebt.

Zweite Zeckenkrankheit: Borreliose

Keine Schutzimpfung gibt es gegen die zweite Krankheit, die durch Zecken übertragen wird: die Borreliose. Typisch ist eine ringförmige Hautrötung um die Einstichstelle herum, die sich nach einigen Tagen bis Wochen bildet. Wenn Sie eine solche Rötung feststellen, sollten Sie ihren Hausarzt kontaktieren. Denn dann sollte eine Antibiotika-Therapie erfolgen, um Langzeitschäden an Nerven und Gelenken zu vermeiden.

So schützen Sie sich vor Zeckenstichen

  • wann immer möglich: lange Kleidung und geschlossene Schuhe tragen
  • Insekten-Spray auf die Haut und die Kleidung
  • nach einem Aufenthalt in der Natur genau absuchen (lassen), vor allem auch an versteckten Körperstellen

Was tun, wenn die Zecke schon zugestochen hat?

  • die Zecke vorsichtig mit einem Messer oder einer Pinzette aus der Haut „hebeln“
  • dabei am Kopf der Zecke ansetzen, NICHT am Körper
  • das Herausdrehen wird NICHT mehr empfohlen!
  • die Einstichstelle desinfizieren und in den nächsten Wochen beobachten (ringförmige Rötung?)

Wann soll ich zum Arzt?

  • Wenn ich eine bis zwei Wochen nach einem Zeckenstich grippeähnliche Symptome bekomme (Verdacht auf FSME)!
  • Wenn sich die Einstichstelle entzündet oder sich eine ringförmige Rötung bildet (Verdacht auf Borreliose)!