Der Münchner Künstler Eren Kılıç im Westend
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Eren Kılıç hat kurdisch-alevitische Wurzeln. Aufgewachsen ist er im Münchner Viertel Westend und ist unter dem Künstlernamen KCEO bekannt.

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Integration von Menschen mit Migrationshintergrund: Wo hakt es?

Integration von Menschen mit Migrationshintergrund: Wo hakt es?

Die Grünen im Landtag wollen ein neues Teilhabe- und Integrationsgesetz. Eines, das sich auch an Menschen mit Migrationshintergrund richtet, die hier aufgewachsen sind. Auch die fühlen sich teils benachteiligt, wie sich im Münchner Westend zeigt.

"Wir sind hier im Herzen des Viertels, Schwanthalerhöhe, mitten in der Hood, wie man das so schön sagt in der Hip-Hop-Sprache", erklärt Eren Kılıç. Kılıç, Künstlername KCEO, ist hier im Westend aufgewachsen. Dass er sein Viertel liebt, merkt man dem Künstler mit kurdisch-alevitischen Wurzeln sofort an. Hier im Westend leben Griechen, Serben, Kroaten, Türken und Deutsche, erzählt er und biegt in eine Nebenstraße ein. Traditionell ist das Westend ein Migrantenviertel, ein Arbeiterviertel – aber auch hier schlägt die Gentrifizierung zu. Für viele Menschen mit Migrationshintergrund sei es schwerer geworden, eine Wohnung zu finden, sagt Kılıç. Wegen teurer Mieten. Und, weil ein ausländisch klingender Nachname bei der Wohnungssuche immer noch Probleme mache.

Schule: Migranten unter sich

Vor einem großen Gebäude bleibt Eren Kılıç stehen. Seine frühere Schule – damals eine Brennpunkt-Hauptschule, wie er sagt. Eine, die sich nicht gut im Lebenslauf mache. "Auf der Schule waren die Minderheit die Deutschen. Das war für uns was ganz Normales, dass wir in der Schule in der Klasse nur maximal drei oder vier deutsche Mitschülerinnen hatten", sagt Kılıç. "Und das prägt auch, weil man so ein bisschen den Bezug zur Realität verliert".

Auch wenn er selbst seinen Weg gemacht hat – als Mensch mit Migrationshintergrund habe man es oft schwerer, Zugang zu höherer Bildung zu bekommen, ist sich Kılıç sicher. Seine Schwester zum Beispiel hatte sehr gute Noten in der Grundschule, die Klassenleitung hatte seinen Eltern trotzdem gesagt, sie sollen das Kind nicht aufs Gymnasium schicken – wegen der fehlenden Unterstützung von zuhause. Die Eltern kamen als Gastarbeiter, ihr Deutsch ist nicht perfekt.

Chancengleichheit - Fehlanzeige

Dabei sollten doch alle die gleichen Chancen auf sozialen Aufstieg haben, betont Eren Kılıç. Aber auch er merke immer noch, dass er allein wegen seines Namens, wegen seiner Herkunft anders behandelt werde. "Und man hört immer diesen typischen Satz: 'Ah, du sprichst aber ganz gut deutsch'", sagt Kılıç. Natürlich, am Anfang freue man sich, akzeptiert zu werden. Aber mit dem Älterwerden realisiere man: "Ich bin ja hier geboren, ist doch klar, dass ich Deutsch spreche. Warum ist das überhaupt ein Thema?"

Spielen zwischen Spritzen

Nächster Stop: Gollierplatz. Hier ist Eren Kılıç aufgewachsen. Das Haus mit den Mietwohnungen ist mittlerweile frisch gestrichen, damals war es übersät von Graffiti. Die Kinder spielten zwischen den benutzten Spritzen von Drogenabhängigen, immer wieder kam die Polizei, wegen Schlägereien, erzählt Kılıç. Die Polizei, das ist überhaupt ein besonderes Thema für ihn. Als Mensch mit sichtbarem Migrationshintergrund werde man deutlich häufiger gestoppt, von der Polizei auf Drogen kontrolliert, ist sich Kılıç sicher.

Integration – aber wie?

Eren Kılıç führt vorbei an heruntergekommenen Sozialwohnungen, zeigt dann auf Häuser, in denen, wie er sagt, Menschen seit zwanzig Jahren leben und kaum ein Wort Deutsch können. Das liege nicht nur an ihnen, sagt Kılıç. Sein Opa zum Beispiel habe sein Leben lang gearbeitet, er hatte keine Zeit, um gut Deutsch zu lernen, Integrationsangebote gab es damals kaum.

Kinder als Übersetzer

Und hätte Kılıç selbst Hilfe bei der Integration gebraucht? Eren Kılıç überlegt kurz, sagt dann: Sein Leben wäre einfacher verlaufen, wenn seine Eltern die Chance gehabt hätten, sich besser zu integrieren. Während seine Freunde draußen spielten, mussten er und seine Schwester zuhause übersetzen: Briefe von Behörden, vom Arbeitgeber des Vaters. Weil das Deutsch der Eltern zu schlecht war, mussten die Kinder ran. Integration sei ein langer Prozess, man müsse auch die Menschen mit Migrationshintergrund unterstützen, die schon länger hier sind, fordert Kılıç. "Wir haben schließlich die Mittel", sagt er. Deutschland sei ein reiches Land. Und werde durch Menschen mit Migrationshintergrund kulturell noch reicher.

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