Ikonische Darstellung - Schild mit Rollstuhlfahrer-Symbol
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Behinderte oft von Arbeitslosigkeit betroffen

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"Schwer-in-Ordnung-Ausweis" statt Schwerbehindertenausweis?

"Schwer-in-Ordnung-Ausweis" statt Schwerbehindertenausweis?

Weil sie nicht mehr als "schwerbehindert" bezeichnet werden wollte, bastelte sich eine junge Frau kurzerhand einen "Schwer-in-Ordnung-Ausweis". Die Hüllen gibt es schon in mehreren Bundesländern. Aber Bayern will mehr. Von Agnes Popp

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Veronika Maier hat viel zu tun: Die 23-Jährige arbeitet neben ihrem Literaturstudium als studentische Hilfskraft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Was sie von den meisten ihrer Kollegen unterscheidet: Sie besitzt einen Schwerbehindertenausweis.

"Ich persönlich empfinde den Begriff gar nicht mal als so diskriminierend, weil ich werde behindert - ich werde von einer Treppe behindert oder von Menschen, die mir nicht unbedingt helfen. Und ich finde eben auch, dass diese Begriff die schwerwiegende Situation darstellt und eben nichts beschönigt." Veronika Maier, Betroffene

Hüllen schon in einigen Bundesländern

Veronika leidet an chronischem Muskelschwund und sitzt im Rollstuhl. Der Schwerbehindertenausweis begleitet sie durchs Leben: ob beim Einsteigen in den Bus oder beim Museumsbesuch. Dieser Ausweis könnte in Bayern bald eine Hülle mit dem Vermerk "Schwer-in-Ordnung-Ausweis" bekommen. Die Aufschrift verdeckt dann die amtliche Bezeichnung "Schwerbehindertenausweis". In mehreren Bundesländern gibt es die Hüllen schon - dort liegen sie bei den Versorgungsämtern aus.

"Also, ich finde diese Sache mit dem 'Schwer-in-Ordnungs-Ausweis' eine nette Geste. Es ist auch schön, dass es dadurch ein bisschen mehr in die Öffentlichkeit gekommen ist, aber für mich ändert sich dadurch nicht viel." Veronika Maier, Betroffene

Der Wunsch von Veronika Maier: weniger Nachteile zu haben durch ihre Behinderung. Nicht jedes Jahr neu einen Antrag stellen zu müssen, um Helfer zu bekommen, die sie im Alltag unterstützen. Nicht als Sozialhilfeempfängerin eingestuft zu werden und dadurch immer unterhalb einer bestimmten Einkommensgrenze zu bleiben.

"Barrieren in Köpfen abbauen"

Auch Ulrike Mascher, Landesvorsitzende des VdK Bayern und Präsidentin des Bundesverbandes, sieht die Bezeichnung auf dem Ausweis als kleinste Baustelle bei der Inklusion.

"Ich halte das für ein nachrangiges Problem. Also, es gibt viele Probleme, die gelöst werden müssen, viele Barrieren, die noch beseitigt werden müssen - sowohl gebaute Barrieren wie Barrieren in den Köpfen - aber eine Namensänderung, da würde ich jetzt ungern große Energie darauf verwenden." Ulrike Mascher, Präsidentin VdK

Die bayerische Sozialministerin Kerstin Schreyer (CSU) verspricht sich dagegen etwas von der Namensänderung auf dem Ausweis:

"Ich nehme diese Idee sehr ernst und deswegen möchte ich alle Behindertenverbände, Vereinigungen befragen, wie sie diese Idee aufnehmen würden. Mir ist wichtig, dass wir Politik für die Menschen machen, die es betrifft und mit diesen Menschen gemeinsam entscheiden, wie dieser Ausweis heißen soll." Kerstin Schreyer, Bayerische Sozialministerin

Die ehemalige Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele, sagte Ende vergangenen Jahres, man müsse eigentlich nicht besonders hervorheben, dass Menschen mit Behinderung "in Ordnung" seien. Juristisch gesehen geht es beim Schwerbehindertenausweis um bestimmte Rechte und Nachteilsausgleiche für Schwerbehinderte.

"Deswegen fände ich es einen guten Weg, den Ausweis 'Teilhabeausweis' zu nennen, weil's dann tatsächlich klar wird, worum's geht, nämlich um Teilhabe durch den Ausgleich von Nachteilen." Verena Bentele, Behindertenbeauftragte der Bundesregierung

Die Idee des "Schwer-in-Ordnung-Ausweises" kam von einer 15-jährigen Schülerin mit Down-Syndrom aus Hamburg. Eins ist sicher: Die Aktion macht darauf aufmerksam, wie weit wir noch von einer wirklichen Inklusion entfernt sind. Ob die Umwidmung daran etwas ändert, bleibt zu bezweifeln.