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Laserpointer (Symbolbild)

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Augenärzte schlagen Alarm wegen Laserpointer

Augenärzte schlagen Alarm wegen Laserpointer

Bleibende Augenverletzungen durch Laserpointer haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Denn bei starken Laserstrahlen reichen Sekundenbruchteile, und die Netzhaut ist irreparabel verletzt. Von Christoph Dicke

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Plötzlich blitzt er auf: Ein grüner Lichtstrahl trifft die Augen des Busfahrers vom Moorexpress in Bad Aibling. Er reagiert sofort, klappt die Sonnenblende aus und bringt den Bus rechtzeitig zum Stehen. Denn der Busfahrer sieht teilweise nichts mehr und muss zum Augenarzt. Der Vorfall geschah vor drei Wochen - ein Beispiel von vielen. Noch gefährlicher sind Attacken auf Piloten im Landeanflug. Markus Wahl, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, nennt das Beispiel eines Kollegen, den ein Laserstrahl von einem unbekannten Täter beim Anflug auf den Frankfurter Flughafen getroffen hat. 

"Der sagte: Ich habe mich gefühlt, als wenn ich in einem Auto auf der Autobahn mit 200 km/h für zehn Sekunden die Augen schließe. So, als hätte er mit offenen Augen in die Sonne geschaut. Und dann ist es sehr schnell so, dass man gar nichts mehr sieht, dass man die Landebahn nicht mehr sieht. Und da hilft nur durchstarten. Denn blind zu landen ist definitiv keine Alternative." Markus Wahl, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit

Illegale Zehntausend statt erlaubte ein Milliwatt

Das Durchstarten besorgte dann geistesgegenwärtig der Copilot. Es sei nicht die Frage, ob mal etwas Schlimmeres passiere, sondern wann. Da ist sich Pilotensprecher Markus Wahl sicher. Es geht hier um Laserpointer mit einer Leistung von zum Teil über Zehntausend Milliwatt – statt der erlaubten 1 Milliwatt. Sie dürfen in Deutschland an Privatpersonen gar nicht verkauft werden. Doch im Internet wimmelt es von solchen Angeboten – vor allem aus dem Ausland. Die Deutsche Flugsicherung zählt im Jahr rund 150 gemeldete Laserattacken. Doch geht die Pilotenvereinigung Cockpit inzwischen von über 700 Blendangriffen pro Jahr aus. Denn längst nicht alles wird zur Anzeige gebracht.

Gefährlicher Eingriff in den Flugverkehr

In Würzburg hat die Polizei im November einen Laser-Angreifer erwischt. Er hatte eine Hubschrauber-Besatzung geblendet, die nach einem Vermissten suchte. Der 41-jährige Angreifer muss sich nun wegen gefährlichen Eingriffs in den Flugverkehr verantworten und - wegen gefährlicher Körperverletzung. Denn ein Pilot oder Busfahrer kann bei einer solchen Attacke schlimmsten Falls blind werden. Deshalb schlagen nun auch die Augenärzte Alarm: Die Zerstörungskraft der Laserpointer werde von den Beteiligten immer noch unterschätzt, warnt Prof. Horst Helbig, Direktor der Universitäts-Augenklinik in Regensburg:

"Wenn diese hochenergetische Laserlicht ins Auge gerät durch die Pupille, kann es zu Verbrennungen auf der Netzhaut kommen. Das kann zu irreversiblen Sehstörungen bis hin zur Erblindung führen. Der Mensch, der durch einen Laser geblendet ist, der sieht zunächst mal einen dunklen Fleck, mit dem wir nichts mehr erkennen können. Wenn der Schaden irreversibel ist, dann bleibt dieser Fleck." Horst Helbig

In Sekundenbruchteilen gefährlich

Denn im Gegensatz zu den handelsüblichen Laserpointern von maximal einem Milliwatt, wie sie bei Vorträgen auf der Leinwand zum Einsatz kommen, sind die Hochernergie-Laser schon in Sekundenbruchteilen gefährlich. Solche Laser sind definitiv kein Kinderspielzeug. Doch selbst die für den Verkauf an Privatpersonen zugelassenen Laserpointer von einem Milliwatt sollte man laut Prof. Helbig nicht direkt auf’s Auge richten:

"Denn wenn sie mehrere Sekunden durch die Pupille auf die Netzhaut fallen, können auch Niedrigenergie-Laser Schaden machen. Dazu kommt es gottseidank sehr selten, weil wir Reflexe haben, die das Auge schließen, wenn wir geblendet sind." Horst Helbig

Problematisch wird es laut Helbig nur dann, wenn dieser Schutzreflex aussetzt. Ganz ungefährlich sind für Helbig die Laser an Supermarktkassen oder Terminals, auf den Strichcodes von Waren oder Kreditkarten erfasst werden. Die gefährlichen Hochenergie-Laserpointer indes sollten schleunigst unter das Waffengesetz fallen. Hier ist sich der Leiter der Regensburger Uni-Augenklinik mit der Pilotenvereinigung Cockpit einig. Denn dann wäre auch der Besitz dieser Laser strafbar, nicht erst die Blendattacke.