Hochwasser in Passau  (Archivbild)
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Teure Elementarschaden-Versicherung: Schwarz-Rot will das ändern

Teure Elementarschaden-Versicherung: Schwarz-Rot will das ändern

Ein Hochwasser kann zum Alptraum für die Anwohner werden - mit der Vernichtung der Existenz. Eine Elementarschaden-Versicherung federt die finanziellen Risiken ab. Aber oft ist sie unerschwinglich. Die nächste Bundesregierung will das ändern.

Fast ein Jahr ist es her, dass zahllose Familien in Schwaben mit einer großen Flut zu kämpfen hatten. Starkregen über Tage, viele, auch kleine Flüsse und Bäche traten über die Ufer. Jonas und Susanne Ziegler zeigen Bilder von damals. Ihr Fotostudio und Café in Wertingen im Landkreis Dillingen wurde praktisch vollständig zerstört - durch das Wasser der Zusam, ein Nebenfluss der Donau. Und obendrauf hatten die Zieglers auch keine Elementarschadenversicherung, "da sind wir abgelehnt worden", so Jonas Ziegler.

Kommt eine Pflicht für Elementarschaden-Versicherung?

Die nächste Bundesregierung von Union und SPD will laut Koalitionsvertrag, dass neue Wohngebäudeversicherungen verpflichtend auch Elementarschäden einschließen. Alte Versicherungs-Verträge, also für sogenannte Bestands-Gebäude, sollen bis zu einem Stichtag erweitert werden. Als Elementarschäden sind vor allem Schäden bei Hochwasser versichert, aber auch Starkregen, Erdbeben, Schneedruck, Erdrutsche und Lawinen.

Wie hoch werden die Prämien?

Wie eine Pflichtversicherung für Elementarschäden gesetzlich ausgestaltet wird, wird großen Einfluss auf die Prämien haben. Je nachdem, bis zu welcher Höhe was versichert ist, und wo das Gebäude liegt, kann das jährlich weit über 1.000 Euro kosten. In Bayern hat nicht einmal jeder zweite Hausbesitzer eine Elementarschaden-Versicherung. Und mehr Versicherte bedeutet nicht unbedingt niedrigere Prämien für alle. "Elementarschaden ist keine Mischkalkulation", sagt Anja Käfer-Rohrbach vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Die Versicherungen kalkulieren ihre Prämien individuell nach Schadensrisiko. Das heißt, Kunden in Hochrisikogebieten, oder – noch ungünstiger - solche, die bereits einen Elementarschaden hatten, müssen auch weiterhin mit hohen Prämien und einer hohen Selbstbeteiligung rechnen. Der Verband der Versichertenwirtschaft sieht das Vorhaben einer Pflichtversicherung im Koalitionsvertrag aber grundsätzlich positiv – mit Einschränkungen.

Elementarschaden-Versicherung – was ist das Opt-Out-Modell?

So legt der GKV großen Wert darauf, dass die Versicherungen ihren Kunden ein sogenanntes Opt-Out-Modell anbieten dürfen. Das bedeutet, dass Kunden einer Pflichtversicherung am Ende doch ausweichen könnten - zum Beispiel, wenn sie die hohen Prämien scheuen. Das widerspricht aber dem Modell eines kollektiven Pflichtsystems. Der Bund der Versicherten – sozusagen der Verband der Gegenseite – fordert, die Last der Kosten im Katastrophenfall auf möglichst viele Schultern zu verteilen.

Elementarschäden - Vorsorge ist wichtig

Das Beste für alle Beteiligten ist sicherlich, wenn es so wenig wie möglich überhaupt zu Schäden zum Beispiel bei einem Hochwasser kommt. Hausbesitzer können bauliche Vorsorge treffen, mit Rückhalte-Ventilen, Abdichtungen, wasserdichten Türen und Fenstern. Natürlich gehört dazu auch die ganze Palette des behördlichen Hochwasserschutzes, also Deiche, Polder, Stärkung von Auen.

Aber erstaunlicherweise werden auch noch immer Neubauten in Hochwasser-Risikozonen genehmigt. Pro Jahr rund "1.500 neue Gebäude in amtlich ausgewiesenen Hochwasserzonen", klagt Anja Käfer-Rohrbach vom Verband der Versicherungswirtschaft. Immerhin hat die Politik dieses Problem erkannt. Im Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot heißt es, man wolle die Planungsbehörden für dieses Thema "sensibilisieren". Geplant sei auch, die Staatshaftungsregeln zu "konkretisieren", wenn eine Behörde trotz Risiko einen Neubau genehmigt. Die genaue Ausformulierung des geplanten Gesetzes zur Elementarschaden-Versicherung dürfte auf vielen Ebenen noch für Diskussionen sorgen.

Zum Hören: Schäden durch Naturkatastrophen - "Klimawandel zeigt Krallen"

Ein Auto steht im Hochwasser der Mindel in einem Wohngebiet.
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Auch Bayern traf das extreme Wetter in Form des Hochwassers vom Juni 2024.

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