Farbholzschnitt mit einer großen Welle vorne, und dem schneebedeckten Berg Fuji im Hintergrund
Bildrechte: Bayerische Staatbibliothek
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KATSUSHIKA Hokusai (1760–1849): "Unter der Welle im Meer vor Kanagawa", auch bekannt als "Große Welle", 1830–1832, Ausschnitt.

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"Die große Welle" und die Farben Japans in München

"Die große Welle" und die Farben Japans in München

"Die große Welle" von Katsushika Hokusai ist eines der berühmtesten Kunstwerke der Welt. 2023 kaufte die Bayerischen Staatsbibliothek in München einen Abzug des Farbholzschnitts. Jetzt ist das Blatt das Highlight der Ausstellung "Farben Japans".

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Die Prunktreppe der Bayerischen Staatsbibliothek ist an sich schon ein Spektakel, jetzt aber schwappen Teile der großen Welle von Hokusai über die Stufen: Dank Wand-Tattoo steigt man vermeintlich mitten hinein in die Wassermassen - und mitten hinein ins Japan des 18. und 19. Jahrhunderts: 130 Farbholzschnitte zeigen das historische Japan in seiner ganzen Fülle.

Theateraufführungen und Kampfszenen, Pflaumenblüten und Dämonen, Karpfen im Teich und Porträts schöner Frauen, und das alles in einer künstlerischen und handwerklichen Qualität, wie sie in der weltumspannenden Geschichte des Holzschnitts selten erreicht wurden. Thomas Tabery, Leiter der Orient und Asienabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek: "Der Holzschnitt hat in seiner mehr als 1.000-jährigen Geschichte ganz unterschiedliche Höhepunkte erlebt, man denke an Dürer, Munch oder Ernst Ludwig Kirchner, und im Japan im 18. und 19. Jahrhundert hat er auch einen glänzenden Höhepunkt erlebt, und ein Merkmal war seine Farbigkeit."

In Japan gab es seinerzeit keine Druckerpressen und auch keinen Buchdruck mit beweglichen Lettern à la Guttenberg: Texte und später auch Bilder wurden in feste Druckstöcke aus Kirschholz geschnitten. "Man hat lange schwarzweiß gedruckt" erklärt Thomas Tabery, "und irgendwann kam Farbe ins Spiel und man hat diesen Druck mit bis zu 15 verschiedenen Farben produziert und eine große Perfektion entwickelt. Also, diese Drucke zeichnen sich nicht nur durch künstlerische Exzellenz aus, sondern auch durch ein hohes kunsthandwerkliches Können."

Atemberaubende Farben und Details

Die Detailfülle der meist um die 30 Zentimeter breiten Blätter ist atemberaubend: Von den Mustern der Gewänder über die einzelnen Haarsträhnen bis zu Zähnen und Fußnägeln ist alles zu erkennen. Die Drucke entstanden in Arbeitsteilung: Die Künstler lieferten die Entwürfe, spezialisierte Holzschneider und Drucker sorgten für die perfekte Umsetzung.

Einer der Höhepunkte der Ausstellung: Die große Welle von Katsushika Hokusai: Eine riesige, schaumbekrönte Welle stürzt von links ins Blatt hinein, kaum wahrnehmbar im Wellental zwei Boote, kurz davor, von der Welle getroffen zu werden. Im Hintergrund: der Berg Fuji, schneebedeckt, stoisch und in allbekannter gleichschenkliger Schönheit.

"Das dynamische Geschehen im Vordergrund, die Welle und - entrückt im Hintergrund - der heilige Berg Fuji: damit kommt das Spannungsverhältnis zwischen Schönheit der Natur und Zerstörungskraft der Natur zum Ausdruck, aber auch die Spannung zwischen Ewigem und Vergänglichem. Und Dinge, die verschiedene Interpretationen zulassen, sind grundsätzlich interessant und offen für eine Rezeption, die über lange Zeit trägt", erklärt Tomas Tabery den großen Erfolg der großen Welle.

Hokusais "Große Welle" ist das Highlight der Schau

Das Blatt stammt aus den 1830er Jahren. Es ist eines der bekanntesten Kunstwerke der Welt. Schon kurz nach seiner Entstehung wurde es in Europa bekannt und inspirierte Künstler und Musiker wie Claude Monet oder Claude Debussy und löste ein regelrechtes Japan-Fieber aus. 2023 erwarb die Staatsbibliothek einen besonders frühen, schönen und gut erhaltenen Abzug der Welle, denn das Haus ist nicht irgendeine Leihbibliothek: "Die Bayerische Staatsbibliothek als große Universalbibliothek und Gedächtnisinstitution verfügt über ganz verschiedene Spezialsammlungen, so z.B. auch über eine umfangreiche Ostasiensammlung, also unsere Japansammlung, und hier haben wir eben eine Sammlung aufgebaut im Lauf der letzten 100 Jahre, die die gesamte Bandbreite der Buchproduktion und ähnlicher Publikationsformen, eben auch der Einblattdrucke, umfasst."

Ausstellung bis 6. Juli zu sehen

"Farben Japans" ist die größte Ausstellung der Staatsbibliothek seit mehr als 15 Jahren. Und es ist eine seltene Gelegenheit "die große Welle" und all die anderen Preziosen im Original zu sehen: denn die Arbeiten sind lichtempfindlich, damit die Farben Japans auch noch viele Jahrhunderte so prächtig strahlen, werden sie nur selten gezeigt.

"Farben Japans. Holzschnitte aus der Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek": Bis 6. Juli in der Staatsbibliothek an der Ludwigstraße in München. Falls Sie noch mehr wissen wollen über die "Große Welle", empfehlen wir das Radiowissen-Feature "Hokusais große Welle: Wirbel um ein Bild vom Meer", abrufbar in der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.

Dieser Artikel ist erstmals am 27. März 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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