Johannes Negash zusammen mit der Flüchtlingshelferin Brigitte Ertl aus Bad Kötzting.
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Johannes Negash zusammen mit der Flüchtlingshelferin Brigitte Ertl aus Bad Kötzting.

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"Glücklich mit meiner Arbeit" – Asylbewerber in Jobs

"Glücklich mit meiner Arbeit" – Asylbewerber in Jobs

Rund zwei Drittel der Asylbewerber, die während der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 und 2016 in den Oberpfälzer Landkreis Cham gekommen sind, arbeiten heute. Ist die Beschäftigungsquote bei Geflüchteten generell höher, als man landläufig denkt?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Johannes Negash fährt die zehn Kilometer zu seiner Arbeit im Nachbarort mit seinem Fahrrad, bei Wind und Wetter. Er hat noch kein Auto. Aber er ist "sehr glücklich", nach Jahren des Wartens und Herumsitzens vor rund sechs Monaten endlich eine Arbeit gefunden zu haben - als Produktionshelfer in einer Waffelfabrik in Miltach im Landkreis Cham: "Eine sehr nette Firma! Die Leute und der Chef, es ist alles wie eine Familie für mich. Ich bin glücklich mit meiner Arbeit", sagt Johannes Negash.

Äthiopier mit Job als Produktionshelfer

Der 50-Jährige ist 2015 als Asylbewerber in den Landkreis Cham gekommen, bekam aber erst nach sechs Jahren seine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. In der Waffelfabrik hat er sich selbst beworben. Chef Markus Beier, der insgesamt 220 Leute beschäftigt – Deutsche, Tschechen und Rumänen – gab ihm gern eine Chance, trotz gemischter Erfahrungen.

Mit einem Geflüchteten, der schon länger bei ihm arbeitet und inzwischen auch beim örtlichen Fußballverein mitspielt, klappt es hervorragend, erzählt der Firmenchef. Einen anderen habe er dagegen wieder ausgestellt, weil er Probleme gehabt habe, Frauen als Vorgesetzte zu akzeptieren.

Eine Arbeit hat laut Beier positive Auswirkungen auf die Geflüchteten: "Erstens sind sie dann selbstständige Verdiener. Die lernen dann auch eher die Sprache kennen und integrieren sich mehr in der Bevölkerung."

Landkreis Cham: Zwei Drittel der Asylbewerber von 2015 in Arbeit

Im Landkreis Cham sind viele Arbeitgeber offen dafür, Geflüchtete einzustellen, heißt es vom Jobcenter in Cham. Rund zwei Drittel der Menschen, die während der sogenannten Flüchtlingskrise 2015/2016 in den Landkreis Cham gekommen und "erwerbsfähig" sind (also weder Kinder haben, noch dauerhaft krank sind) und deren Asylantrag anerkannt wurde, arbeiten heute. Das sagt Sven Schmuderer, Leiter des Jobcenters. In echten "Personenzahlen" ausgedrückt sind das, so Schmuderer, 827 Menschen, die 2017 noch zu 94 Prozent vom Bürgergeld gelebt haben. Inzwischen liegt der Anteil nur noch bei einem Drittel.

Der Einstieg in die Arbeit sei bei vielen ein einfacher Helferjob, manchmal auch nur ein Mini-Job, sagt Schmuderer. Aber das Jobcenter unterstütze gemeinsam mit der Agentur für Arbeit die Arbeitgeber, dass sich der Mitarbeiter weiter qualifiziert, zum Beispiel eine Lehre macht. Inzwischen gebe es Altenpfleger, Handwerker und Industriearbeiter im Landkreis mit Fluchthintergrund.

Haupthindernis ist die deutsche Sprache

Sven Schmuderer betont, dass das Jobcenter sehr dahinter ist, die Leute in Arbeit zu bekommen. "Wir versuchen bei jedem Einzelnen, alle verschlossenen Türen aufzusperren." Die Zahlen seien weiterhin erfreulich: Von den aktuell fast 3.500 Menschen mit Fluchthintergrund im Landkreis, Ukrainer eingeschlossen, arbeiten momentan fast 1.100. Wenn man Kinder und alte Menschen abzieht, erreiche man eine Beschäftigungsquote von 45 Prozent.

An der Motivation, zu arbeiten, fehle es bei Geflüchteten selten, sagt Schmuderer. Haupthindernis sei die deutsche Sprache. Manche bräuchten einen zweiten Sprachkurs, damit es klappt. Es gebe aber auch andere Hindernisse, zum Beispiel fehlende Kinderbetreuung oder fehlende Mobilität.

Landrat: Integration in Arbeit ist aufwendig

Die Wirtschaft im Landkreis Cham ist gut aufgestellt. Der Arbeitsmarkt bietet offene Stellen. Positiv sei aber vor allem das gut funktionierende Netzwerk im Landkreis, sagt der Chamer Landrat Franz Löffler (CSU). "Dazu gehören zum Beispiel die Bildungsträger oder die Berufsschule, die inzwischen rund ein Dutzend Integrationsklassen hat. Oder die Volkshochschule, die dafür sorgt, dass die Leute unsere Kultur kennenlernen."

Unverzichtbar sei außerdem, dass "Gott sei Dank noch Ehrenamtliche da sind", die den Menschen im Alltag helfen. Aber der Aufwand sei immens. Asylsuchende in Arbeit zu bringen, ersetzt laut dem Landrat niemals die "qualifizierte Zuwanderung". Löffler betont außerdem die Kehrseite: Rund ein Drittel der anerkannten Asylbewerber von 2015 im Landkreis lebe noch immer von Bürgergeld, trotz aller Integrationsbemühungen.

Wie gut ist die Arbeitsintegration im Landkreis Cham im Vergleich?

Diese Situation mit anderen Regionen zu vergleichen, ist schwierig. Detaillierte Zahlen auf Kreisebene, wie sie das Jobcenter Cham zur Verfügung stellt, gibt es nicht für ganz Bayern. Fast alle Landkreise und Städte, die BR24 angefragt hat, verweisen auf die Statistik der Bundesagentur für Arbeit, die nur Quoten auf Bundeslandebene enthält.

Diese Quoten zeigen, wie viele der Erwerbsfähigen aus den acht häufigsten nichteuropäischen Asylherkunftsländern – also damit nicht aus allen Ländern und auch ohne die Ukraine – einer Arbeit nachgehen. Diese Quote lag für Bayern im Juli 2023 bei 47,3 Prozent. Der Landkreis Cham hat aktuell 45 Prozent, aber alle Herkunftsländer und die Ukraine mitgerechnet.

Besser steht der Landkreis Cham mit seinen aktuell zwei Dritteln, also 66 Prozent, Arbeitenden unter den 2015 angekommenen und anerkannten Asylbewerbern da. Denn nach einer bundesweiten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung waren 2021 deutschlandweit 54 Prozent der Geflüchteten, die mindestens sechs Jahre im Land waren, erwerbstätig. Zu beachten ist: Die beiden Zahlen - 66 und 54 Prozent - wurden mit unterschiedlichen Methoden und auch in anderen Zeiträumen erhoben, sind also nicht direkt vergleichbar.

Bayern hat dritthöchste Beschäftigungsquote

Wie schneidet denn nun der Freistaat im Vergleich mit anderen Bundesländern ab? Auf den ersten Blick gut, wie Daten der Bundesagentur für Arbeit aus dem Juli 2023 zeigen:

Hinter Hamburg und Baden-Württemberg ist Bayern das Bundesland mit der dritthöchsten Beschäftigungsquote. Fast die Hälfte der Menschen aus den acht häufigsten Asylherkunftsländern (47,3 Prozent) ist in Arbeit. In konkreten Zahlen waren das im Juli 2023 rund 79.000 Menschen in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung und weitere 9.000 in Mini-Jobs.

Aber ein zweiter Blick ist auch angebracht. Denn im Verhältnis zur Einwohnerzahl leben in Bayern vergleichsweise wenige Schutzsuchende (alle Geflüchteten, auch Ukrainer). Das relativiert die gute Beschäftigungsquote etwas.

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