Paula Piechotta (Grüne/Bündnis 90)
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Dr. Paula Piechotta (Bündnis 90 / Grüne) im Kontrovers-Interview

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"Ein Verdachtsfall ist noch keine bewiesene Impfnebenwirkung"

"Ein Verdachtsfall ist noch keine bewiesene Impfnebenwirkung"

Den Zusammenhang zwischen Ursache und Nebenwirkung von Impfungen zu beweisen, sei schwierig, betont Ärztin und Grünen-Bundestagsabgeordnete Paula Piechotta im Interview mit Kontrovers. Trotzdem dürfe man die Menschen nicht allein lassen.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Mehr als 63 Millionen Menschen sind in Deutschland doppelt gegen das Coronavirus geimpft. Bei nur 0,02 Prozent traten schwere Nebenwirkungen auf. Doch die Angst davor ist bei manchen groß. Ein Grund dafür ist laut Paula Piechotta, stellv. Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags, dass es zu Beginn der Impfkampagne beim Astrazeneca-Wirkstoff tatsächlich dramatische Sinus-Venen-Thrombosen gegeben habe. "Diese Sorge ist ja begründet. Aber wir müssen jetzt, wo wir auch auf der ganzen Welt Millionen Menschen geimpft haben, genau unterscheiden: Was ist nur ein Verdacht und was ist eine echte Nebenwirkung."

Die Bundestagsabgeordnete der Grünen ist selbst praktizierende Ärztin und betont: "Natürlich brauchen die Menschen, die sich jetzt schlapp fühlen, eine ärztliche Betreuung. Hier sind die Hausärztinnen und Hausärzte die erste Anlaufstelle. Und dann wollen wir mit der Ampel-Regierung gerade für die Long-Covid-Fälle eine neue Versorgungsstruktur schaffen." Darin vorgesehen sei, dass die Betroffenen gebündelt dort behandelt werden, wo Ärzteteams besonders viel Erfahrung mit dem Krankheitsbild haben.

Menschliche Organismen sind kompliziert

Impfnebenwirkungen liefern Impfskeptikern und Impfgegnern Argumente dafür, sich nicht immunisieren zu lassen. Piechotta erklärt im Kontrovers-Interview, dass man strikt unterscheiden müsse zwischen einer bewiesenen Nebenwirkung und einem bloßen Verdachtsfall. "Grundsätzlich sind menschliche Organismen kompliziert. Es können viele Dinge mit dem menschlichen Körper passieren, die aber nicht immer dadurch bedingt sind, dass gerade eine Impfung stattgefunden hat."

Ursache und Wirkung klar herauszustellen, gilt in der Medizin als große Herausforderung. "Ein Verdachtsfall ist noch keine bewiesene Impfnebenwirkung. Das wäre so, als ob jede Anzeige, die bei der Polizei erstattet wird, eine sofortige Verurteilung nach sich ziehen würde", stellt Piechotta klar.

Mögliche Herbst-Welle: "Nicht noch einmal so unvorbereitet"

Derzeit sinken die bundesweiten Inzidenzen, doch zahlreiche Fachleute warnen, dass das Virus in der kalten Jahreszeit wieder größere Probleme bereiten könnte. Wie gut sind wir also auf den kommenden Herbst vorbereitet? "Ich glaube, hier sind sich fast alle einig: Wir können in den dritten Corona-Herbst in Folge nicht noch einmal so unvorbereitet gehen wie in den ersten und in den zweiten."

Der große Unterschied bestehe aber darin, dass es inzwischen "wirklich sehr gute Medikamente" gebe, die zielgerichtet eingesetzt werden und damit "sehr, sehr viele Krankenhausaufenthalte verhindern können." Zudem hätten viele Menschen bereits eine Corona-Infektion durchgemacht, viele seien geimpft. All das helfe, Krankenhaus-Einweisungen zu vermeiden. Unterdessen habe Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen Masterplan angekündigt, der in den nächsten Wochen vorgestellt werden soll. Die Knackpunkte darin: Ein Schulterschluss mit den Ländern bei der Frage, wie die Gesundheitsämter fit gemacht werden können, und neue Regelungen zum Infektionsschutzgesetz.

Neuer Anlauf für Impfpflicht ab 60?

Bayern, Baden-Württemberg und Hessen – diese drei Bundesländer planen einen neuen Vorstoß für eine Impfpflicht für Menschen ab 60. Dieses Vorhaben ist bereits vor einigen Monaten im Bundestag gescheitert. Für einen erneuten Anlauf gebe es im Bundestag große Hürden zu überwinden, so Piechotta. Zudem seien die Auffassungen über die konkrete Ausgestaltung sehr unterschiedlich gewesen – auch innerhalb der Landesverbände der Union sowie bei der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. "Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass jetzt noch mal einen Vorstoß gemacht wird. Und ich bin sehr gespannt darauf, ob der tatsächlich noch einmal Fahrt gewinnt", sagte die Grünen-Abgeordnete.

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