Yavuz Gürcan vor seinem Laptop.
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Yavuz Gürcan will wissen: Wie ist der Stand seines Einbürgerungsversuches? Seit zwei Jahren hat er vom Amt keine Antwort bekommen.
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Yavuz Gürcan will wissen: Wie ist der Stand seines Einbürgerungsversuches? Seit zwei Jahren hat er vom Amt keine Antwort bekommen.

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Endlosschleife Einbürgerung: Warum das Amt zur Geduldsprobe wird

Endlosschleife Einbürgerung: Warum das Amt zur Geduldsprobe wird

Sich zu Hause fühlen und wählen dürfen – das geht mit der deutschen Staatsbürgerschaft. Seit Juni 2024 darf man in Deutschland zwei Pässe besitzen. In München dauert der Prozess bis zu 18 Monate, und eine Antwort der Behörde lässt auf sich warten.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag am .

Mehr als 54.000 Menschen haben sich im vergangenen Jahr in Deutschland einbürgern lassen. Doch hinter dieser Zahl steckt oft ein monatelanger, belastender Prozess. Wie im Fall von Yavuz Gürcan: Er wartet seit mittlerweile 26 Monaten auf eine Rückmeldung zu seinem Antrag – bisher vergeblich.

Wartezeit mit Hochzeit und Firmengründung verbracht

Yavuz Gürcan ist in Deutschland geboren, besuchte hier das Gymnasium bis zur 11. Klasse. Nach vielen Jahren in seiner zweiten Heimat Türkei – deren Staatsangehörigkeit er hat – lebt er jetzt seit fast neun Jahren wieder in Deutschland. 2023 beantragt er die doppelte Staatsbürgerschaft beim zuständigen Kreisverwaltungsreferat (KVR) München. Um rechtzeitig zum neuen Gesetz im Juni 2024 seinen zweiten Pass zu bekommen.

Ob Dokumente fehlen, wann sein Antrag genehmigt oder abgelehnt wird? Auf eine von insgesamt sieben Nachrichten gab es eine Antwort: Die zuständige Sachbearbeiterin sei nicht mehr tätig. Danach Funkstille. "Man ärgert sich natürlich, dass man irgendwie im Dunkeln steht. Man weiß nicht, ob es weitergehen wird oder ob irgendetwas von meiner Seite aus fehlt. Ob sich überhaupt jemand kümmert, um die Akte", so Gürcan. Während er über zwei Jahre auf eine Antwort hofft, passiert in seinem Leben viel. Er gründet zwei Firmen in Deutschland und heiratet. Doch für das richtige Heimatgefühl fehlt ihm der Pass.

Nächster Schritt: Anwalt

Seine letzte Nachfrage ans KVR verschickte Gürcan am 13. Juni 2025. Doch auch auf diese Mail erhält er keine Antwort. "Ich kann schon nachvollziehen, dass die Behörde sehr viel zu tun hat. Was ich nicht verstehen kann, ist, dass ich in den letzten eineinhalb Jahren überhaupt keine Rückmeldung auf meine Emails oder Nachrichten bekommen habe", erklärt Gürcan. Aufgeben ist für ihn keine Option. Jetzt sucht er sich einen Anwalt. Doch auch Juristen haben alle Hände voll zu tun, denn Gürcan ist kein Einzelfall.

Es kann auch funktionieren - mit Druck

Dass es auch anders gehen kann, zeigt das Beispiel von Mustafa Erciyas. Auch für ihn ist die doppelte Staatsbürgerschaft wichtig. Seit knapp 25 Jahren lebt er in Deutschland, seinen türkischen Pass möchte er nicht abgeben. Das sei Teil seiner Identität. Doch in Deutschland fehlen ihm damit Rechte, die er erst mit dem deutschen Pass bekommt.

Im März 2026 möchte er bei der Kommunalwahl wählen und vor allem selbst gewählt werden. Seinen Antrag für den deutschen Pass stellte er schon zwei Wochen vor Inkrafttreten des Gesetzes. Es hat geklappt, das KVR hat seinen Antrag priorisiert. Nach 12 Monaten Wartezeit erhält er nun im Juli 2025 seine Einbürgerungsurkunde. Doch auch er musste mehrmals nachfragen, zweimal seine Unterlagen einreichen und setzte schließlich dem KVR eine Frist. Ansonsten hätte auch er sich Unterstützung von einem Anwalt geholt, erzählt er.

KVR: Mehr Anträge durch neues Einbürgerungsgesetz

Der BR fragt beim Kreisverwaltungsreferat nach. Eine Sprecherin schreibt in einer schriftlichen Stellungnahme: "Der Antrag von Yavuz Gürcan befindet sich in Bearbeitung. Die Bearbeitungszeit von 26 Monaten entspricht allerdings nicht unseren Standards und wir bitten die Verzögerung zu entschuldigen."

Weiter erklärt das KVR, dass die Zahl der Anträge durch das neue Einbürgerungsgesetz massiv gestiegen sei. 2025 müsse eine Vollzeitkraft über 300 Anträge mehr als noch vor zwei Jahren bearbeiten. Geld für mehr Stellen fehle. Noch in diesem Jahr will das KVR ein Ticket-System einführen. Beim Antragstellen eröffne man so ein Ticket und kann dann jeden Bearbeitungsschritt einsehen.

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