Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann fordert in der Münchner Runde eine Aufarbeitung des Themas im Fall Mazraoui.
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Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann fordert in der Münchner Runde eine Aufarbeitung des Themas im Fall Mazraoui.

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Fall Mazraoui: Innenminister Herrmann fordert Aufarbeitung

Fall Mazraoui: Innenminister Herrmann fordert Aufarbeitung

Vor dem Hintergrund der Ausschreitungen bei bundesweiten pro-palästinensischen Protesten diskutierte die Münchner Runde im BR Fernsehen am Mittwoch über den richtigen Umgang mit offenem Antisemitismus - im Fokus stand dabei auch der Fall Mazraoui.

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Mit einem pro-palästinensischen Post bei Instagram hatte FC-Bayern-Spieler Noussair Mazraoui in den vergangenen Tagen für Aufsehen gesorgt. In diesem Zusammenhang äußerte sich nun auch der bayerische Innenminister, Joachim Herrmann, zu der Debatte.

Herrmann betonte die besondere Verantwortung und Vorbildrolle des FC Bayern München in Europa. Deshalb müsse sich der Verein schnellstmöglich um Aufarbeitung bemühen: "Das kann nicht die Botschaft von Spielern des FC Bayern sein, die ich sonst sehr schätze." Das sei so nicht diskutabel.

Herrmann weist Forderung nach Abschiebung zurück

Mazraoui hatte nach den Angriffen der Hamas auf Israel in den sozialen Netzwerken ein Video verbreitet, in dem den Palästinensern ein Sieg gegen Israel gewünscht wird. Der Post wurde von vielen als Solidaritätsbekundung mit der radikalislamischen Hamas und als Unterstützung von deren Terror gedeutet.

Der Forderung des CDU-Bundestagsabgeordneten Johannes Steiniger, den marokkanischen Nationalspieler abzuschieben, erteilte Herrmann eine Absage: "Nun, Abschiebung kann ich in der Regel nur dann machen, wenn Aufenthaltsrecht da ist, wenn Straftaten von erheblicher Bedeutung begangen werden." Das sei aber bei Mazraoui nicht der Fall: "Deswegen muss sich der FC Bayern selber darum kümmern", erklärte Herrmann. Zudem besitzt Mazraoui neben der marokkanischen auch die niederländische Staatsbürgerschaft.

Kritik am FC Bayern und seinem ehemaligen Sponsor Qatar Airways

Ob und welche Folgen der Post für Mazraouis Zukunft beim FC Bayern hat, steht noch nicht fest. Oren Osterer, Historiker und Geschäftsführer der israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, verurteilte den Post scharf und forderte Konsequenzen: "Der Sieg, den er seinen Brüdern jetzt in der Situation wünscht, ist die Vernichtung Israels".

Osterer nannte als Positivbeispiel den Bundesliga-Club Mainz, der einen Spieler, der etwas Ähnliches gepostet hatte, mit dem Rauswurf bestrafte. Osterer betonte aber auch, dass es sich hier "nicht nur um ein Problem mit einem Spieler, der einen Tweet losschickt" handle und verwies dabei erneut auf den FC Bayern München und die Fluggesellschaft Qatar Airways, die bis vor kurzem noch Sponsor des Vereins war: "Das ist Katar, da sitzt die Hamas." Der FC Bayern München und Qatar Airways haben ihre Partnerschaft jedoch mittlerweile beendet. Der Vertrag lief nach fünf Jahren Zusammenarbeit am 30. Juni aus.

Die Forderungen nach Abschiebungen bei antisemitischen Handlungen beurteilte Osterer aber als "populistisch" und nicht zielführend, da es den Großteil derjenigen, die in Duisburg oder Berlin auf die Straße gingen, nicht betreffe: "Die meisten davon werden bereits einen deutschen Pass haben", erklärte er.

Herrmann schließt Ausschreitungen in Bayern nicht aus

Die Ausschreitungen im Rahmen zahlreicher pro-palästinensischer Demos in Großstädten wie Berlin oder Duisburg verurteilte Herrmann scharf. Bei Demonstrationen wurden Israel-Flaggen verbrannt, Polizisten mit Steinen beworfen, es kam teils zu heftigen Auseinandersetzungen. Der Innenminister betonte, dass Szenarien, wie sie sich in Berlin abspielten, bislang noch kein bayerisches Problem seien. Er könne "aber auch nicht 100 Prozent ausschließen", dass es nicht auch hier zu solchen Ausschreitungen komme.

Warnung vor Vorverurteilung von Palästinensern

Jouanna Hassoun, Geschäftsführerin von "Transaidency", einem Verein, der den interkulturellen Dialog fördert, erklärte, die aktuelle Situation sei auch für sie als Palästinenserin "schwer erträglich", es handle sich um "die Quittung von Hass und Hetze", die auch in Deutschland betrieben würden. Gleichzeitig warnte sie vor einer pauschalen Vorverurteilung einer gesamten Bevölkerungsgruppe: "In Berlin leben 45.000 Palästinenserinnen und Palästinenser. Sie sehen aber keine 45.000 auf den Straßen."

Außerdem handle es sich nicht bei allen Demonstrierenden um Palästinenser, viele der jungen Menschen würden gezielt Unruhe suchen und dabei das "Ventil des Antisemitismus" benutzen. Sie glaube allerdings nicht, dass die meisten Palästinenser antisemitisch seien - es gebe viele, die sich solidarisieren würden.

Osterer vermisst Solidaritätsbekundung von Muslimen

Osterer hingegen vermisst als Mitglied der jüdischen Gemeinde die Unterstützung von Muslimen in Deutschland. Hinsichtlich der vielen pro-palästinensischen Demos sagte er: "Keiner von denen ist auf die Straße gegangen nach dem 7. Oktober und hat gegen die Eskalation der Hamas demonstriert." Er glaube zwar, dass die Mehrheit der Palästinenser in Deutschland zumindest "keine Hamas-Anhänger" seien. Aber als Vertreter einer jüdischen Gemeinde habe er "noch keine einzige Solidaritätsbekundung" von Muslimen bekommen.

So habe er eine Kundgebung in Nürnberg organisiert, für die sich muslimische Vertreter angemeldet hätten - am Ende hätten alle abgesagt. Weil, so Osterer, "sie und ihre Kinder bedroht worden sind aus der eigenen Community." Die Mehrheit der Muslime möge wohl nicht hinter der Hamas stehen - "aber man hört sie nicht, man sieht sie nicht."

Wunsch nach mehr Mitgefühl auf beiden Seiten

Hassoun betonte als Deutsche und Palästinenserin, dass es ihr wichtig sei, auch auf das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza hinzuweisen: "Es sind über 2.000 Menschen gestorben, über 8.000 verwundet. Die humanitäre Lage ist katastrophal." Auch sie seien "Opfer der Gräueltaten, die die Hamas begangen hat." Mitgefühl müsse für alle da sein.

Innenminister Herrmann entgegnete, dass es in der deutschen Bevölkerung auch viel Mitgefühl für die Palästinenser gebe. Man müsse sich aber, betonte er, vergegenwärtigen, "dass die Ursache im Angriff der Hamas liegt." Man müsse jetzt alles tun, um "an der Seite Israels" zu stehen. Mehr Krieg könne aber keine Lösung sein.

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