Flüchtlinge in einer Notunterkunft.
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Woher kommen Bayerns Flüchtlinge?

Woher kommen Bayerns Flüchtlinge?

Im vergangenen Jahr sind so viele Flüchtlinge nach Bayern gekommen wie seit Jahren nicht mehr. Neben Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine kamen die meisten Asylsuchenden aus Syrien und Afghanistan. Die wichtigsten Zahlen im Überblick.

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In den vergangenen Monaten ist die Zahl der Flüchtlinge in Bayern rasant angestiegen – Kommunen und Landkreise sehen vielerorts die Kapazitätsgrenzen schon überschritten. Obwohl Bayern in den letzten Monaten viele zusätzliche Aufnahmeeinrichtungen geschaffen habe, seien über 90 Prozent der Unterkünfte belegt, sagte Innenminister Joachim Herrmann dem BR am Donnerstag, den 16. Februar 2023. Zwischenzeitlich seien sie nicht nur voll, sondern überfüllt gewesen, so Herrmann – manche davon hätten eine Belegung von über 100 Prozent gehabt.

Asylbewerber hauptsächlich aus Syrien und Afghanistan

Wie viele Flüchtlinge als Asylbewerber genau nach Bayern kamen, lässt sich an Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge ablesen: Im Jahr 2022 haben etwa 38.700 Asylbewerber in Bayern Schutz gesucht. Die meisten stammen aus Syrien, danach folgt Afghanistan und etwas abgeschlagen der Irak und die Türkei.

28.944 Flüchtlinge stellten vergangenes Jahr einen Erstantrag in Bayern, was bedeutet, dass sie zum ersten Mal in Deutschland versucht haben, Asyl zu erhalten. Damit liegt Bayern zahlenmäßig auf Platz zwei – nur in Nordrhein-Westfalen stellten 2022 noch mehr Menschen einen Asylantrag.

Weniger Asylanträge durch die Pandemie

Ein Jahr zuvor gab es deutlich weniger neue Anträge – etwa 20.100. Im Jahr 2020 war diese Zahl sogar noch deutlich kleiner, damals waren es circa 12.300 Erstanträge. Grund für diese niedrigeren Zahlen waren auch die Corona-Beschränkungen. Ungeschlagen bleibt das Jahr 2016 – während der Flüchtlingskrise beantragten etwa 82.000 Menschen in Bayern Asyl.

Mehr als die Hälfte der Antragsteller bekommt positiven Bescheid

Von den Asyl-Entscheidungen, die vergangenes Jahr in Bayern getroffen wurden, gingen knapp 54 Prozent positiv für die Asylbewerber aus, nur etwa 20 Prozent der Anträge wurden abgelehnt. Weitere etwa 25 Prozent der Verfahren erledigten sich anderweitig, zum Beispiel, weil ein anderer europäischer Staat aufgrund der Dublin-Verordnung zuständig war oder Asylbewerber ihre Anträge zurückzogen.

Besonders Flüchtlinge aus Syrien konnten mit einem positiven Bescheid rechnen. Nach Informationen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge bekamen 88 Prozent der Syrer ein Aufenthaltsrecht in Bayern.

Warum Ukraine-Flüchtlinge nicht gezählt werden

Wer in den Asyl-Zahlen allerdings fehlt, sind Menschen aus der Ukraine, die vor dem russischen Angriffskrieg geflohen sind. Sie müssen keinen Asylantrag stellen, sondern sich nur registrieren. Das ist möglich, weil Anfang März 2022 die EU-Massenzustrom-Richtlinie aktiviert wurde.

Diese Richtlinie soll verhindern, dass das europäische Asylsystem überlastet wird. Sie existiert zwar schon seit 2001, kam seitdem aber noch nie zum Einsatz – auch nicht in den Jahren 2015/16 während der sogenannten Flüchtlingskrise.

Insgesamt kamen viel mehr Flüchtlinge nach Bayern als 2016

Im Zeitraum von März bis Dezember 2022 registrierte Bayern insgesamt 152.000 ukrainische Kriegsflüchtlinge. Rechnet man zu den 28.900 Asylbewerbern, die es 2022 gab, diese Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine hinzu, kamen in keinem der vergangenen Jahren mehr Menschen nach Bayern. Über 180.000 Menschen waren es nämlich insgesamt – also mehr als doppelt so viele Schutzsuchende als im einstigen Flucht-Rekordjahr 2016.

Diesen Januar kamen bereits 2.400 Menschen als Asylbewerber nach Bayern, zusätzlich dazu 2.600 Ukrainer.

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