(Symbolbild) Herrmann kündigt "überraschend" Stadionallianzen in Bayern an
(Symbolbild) Herrmann kündigt "überraschend" Stadionallianzen in Bayern an
Bild
(Symbilbild) Herrmann kündigt "überraschend" Stadionallianzen in Bayern an
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sascha Thelen
Schlagwörter
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sascha Thelen
Audiobeitrag

(Symbilbild) Herrmann kündigt "überraschend" Stadionallianzen in Bayern an

Audiobeitrag
>

Fußball: Herrmann kündigt "überraschend" Stadionallianzen an

Fußball: Herrmann kündigt "überraschend" Stadionallianzen an

Sie sollen Gewalt zwischen Fußballfans verhindern: Die Stadionallianzen. In Baden-Württemberg bewährt, in Bayern von den Grünen gefordert, lange von der CSU abgelehnt, sollen sie nun doch kommen. Das kündigte Innenminister Herrmann an.

Kurz vor Abpfiff fliegen die Fäuste. Hooligans des FC Köln und des FC Nürnberg gehen aufeinander los. Massenschlägerei in Nürnberg vor zwei Wochen. Die Polizei rückt mit einem Großaufgebot an. "Es war davon auszugehen, dass sich die 'Sektion Stadionverbot' in der Stadt aufhalten würde", sagt ein Köln-Fan, der anonym bleiben will. Ultras also, die nicht ins Stadion dürfen, aber trotzdem in die Stadt fahren, in der 'ihr' Verein spielt. Die Nürnberger Polizei teilt dem BR mit: Es gab "Erkenntnisse", dass sich Köln-Ultras auf den Weg nach Nürnberg machten, die Polizei wusste aber bis zur Schlägerei nicht, ob sie sich wirklich in der Stadt aufhielten.

Polizei kann auf Expertise der Fanprojekte zurückgreifen

Der sportpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bayerischen Landtag, Max Deisenhofer, sagt, Auseinandersetzungen weit ab vom Stadion zu verhindern, bleibe immer "eine große Herausforderung". Aber: Je mehr Informationen die Polizei aus den Fanszenen bekomme, umso besser sei die Risikoabschätzung.

Seit 2019 fordert Deisenhofer daher sogenannte Stadionallianzen für Bayern. Zum einen, um im besten Fall Gewalt zu verhindern. Zum anderen aber auch, um die Zahl der Polizeieinsätze zu minimieren, wenn die Sicherheitseinschätzung dies zuließe. "In der Vergangenheit wurden manchmal sogar Spiele zwischen befreundeten Vereinen zu 'Risikospielen' erklärt, weil die Expertise der Fanprojekte gefehlt hat", so Deisenhofer. Die Konsequenz: Teure Polizeieinsätze.

Zehntausende Polizeieinsatzstunden einsparen

In Baden-Württemberg treffen sich deshalb Polizei, Stadt, Verein und Fanprojekte vor jedem Spiel. Sie bilden eine Stadionallianz und erarbeiten gemeinsam ein individuelles Sicherheitskonzept. Laut des dortigen Innenministeriums konnten seit Einführung der Stadionallianzen 2018 zehntausende Polizei-Einsatzstunden eingespart werden. Umgerechnet rund zwei Millionen Euro jedes Jahr.

Laut einer Studie der FH Potsdam sparen sich die Bundesländer mit Stadionallianzen nicht nur Geld, auch der Umgang zwischen Fans und Polizei entspannt sich. Durch die Vernetzung entstehe eine Art Verantwortungsgemeinschaft, gegenseitige Schuldzuweisungen blieben aus, die Stimmung insgesamt sei "deeskalierender und lösungsorientierter".

Grüne: "Sinneswandel" bei CSU

Mittwochabend im Bayerischen Landtag. Der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kommt auf die gewalttätige Auseinandersetzung in Nürnberg zu sprechen, als er ankündigt, Stadionallianzen einführen zu wollen. Bereits Anfang April habe er dies mit den Vereinen vereinbart. Max Deisenhofer von den Grünen spricht von "Sinneswandel". "Anfangs wurde unsere Idee in Bausch und Bogen abgelehnt, später hat man dann wenigstens mal die Pilotprojekte gestartet. Jetzt ist die CSU komplett auf unsere Linie eingeschwenkt." Tatsächlich hat die CSU-Fraktion noch im Februar im Innenausschuss gegen die Stadionallianzen gestimmt.

CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek teilte BR24 mit, dass der Innenminister den Ausbau der Stadionallianzen "schon vor einiger Zeit angekündigt" hatte, weshalb die "entsprechenden Anträge der Opposition überholt" gewesen seien. Einführen will Bayern die Stadionallianzen ab der kommenden Fußballsaison. Bei jedem Spiel in der ersten bis dritten Liga.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!