Juliia Medvedieva versucht auf dem "Career Day" ihr Glück. Vor etwa drei Jahren ist sie aus der Ukraine geflohen. Jetzt zieht sie in einem Münchner Hotel von Messestand zu Messestand. Sie hofft auf "ein Praktikum, und dann eine Arbeit". Juliia Medvedieva ist einer von 40.000 erwerbsfähigen Flüchtlingen in Bayern. 2.000 von ihnen wurden zur Münchner Jobmesse eingeladen, um sich bei insgesamt 29 Unternehmen umzuschauen.
Deutsche Sprachkenntnisse sind wichtig für einen Job
Juliia Medvedieva versucht es zunächst beim Stand eines Hotels am Tegernsee. "Haben Sie Hotelerie-Erfahrung?", wird sie dort als erstes gefragt. Da muss Juliia Medvedieva passen. In der Ukraine arbeitete sie als Professorin für Hydrometeorologie. Aber zumindest ihre Sprachkenntnisse kommen bei den Hotel-Vertretern gut an.
Wie gut jemand Deutsch beherrscht, ist tatsächlich nicht nur in der Hotel-Branche ein zentraler Punkt. Anette Farrenkopf, die Geschäftsführerin des Jobcenters München sagt, Deutschland sei die Sprache "unheimlich wichtig im Arbeitsverhältnis bei den Arbeitgebern". Deswegen müsse das als Start funktionieren.
Flexibilität bei der Branchenwahl kann Flüchtlingen helfen
Für Flüchtlinge ist laut Farrenkopf außerdem das Thema Qualifikation wichtig. Denn die Abschlüsse aus dem Heimatland seien nicht immer vergleichbar. Farrenkopf rät Geflüchteten, hier flexibel zu bleiben und auch mal auf einer Ebene einzusteigen, die nicht dem beruflichen Hintergrund entspricht. Der Einstieg in die Arbeitswelt sei das Wichtigste, auch um Sprachkenntnisse zu verbessern.
Jobcenter setzt auf Kooperation mit Firmennetzwerk
Viele Arbeitgeber freuen sich über Flüchtlinge als Bewerber, das ist auf dem "Career Day" in München offensichtlich. Dort sind unter anderem Dienstleistungs-, Handels- und Elektronikfirmen vertreten. Das Jobcenter München kooperiert dabei mit dem Unternehmensnetzwerk "Tent Deutschland". Gemeinsam will man "die Eingliederung von Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt" beschleunigen, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Juliia Medvedieva hat sich mittlerweile bei sechs Infoständen erkundigt, auch bei einer Firma für Elektrotechnik. Die Ukrainerin hält bereits mehrere Visitenkarten und Infoblätter in der Hand, außerdem zwei Luftballons für ihre Kinder. Sie habe "viel Interessantes" angeschaut, sagt sie. Wo sie sich bewerben wird, weiß Juliia Medvedieva noch nicht. Aber sie hofft weiter auf "einen neuen Arbeitsweg".
Im Video: Jobmesse für Geflüchtete in München
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