Symbolfoto: Gewalt unter Kindern
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Gewalt unter Kindern: Wenn Minderjährige zu Tätern werden

Gewalt unter Kindern: Wenn Minderjährige zu Tätern werden

Streit, Raufereien, Mobbing: körperliche und psychische Gewalt gibt es häufig unter Kindern und Jugendlichen. Laut Polizei geht es dabei immer aggressiver und brutaler zu – vereinzelt mit extremen Folgen, wie beim Mord an einem 14-Jährigen in Lohr.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

Der 8. September 2023: Die Polizei findet in Lohr am Main einen toten 14-Jährigen, zwischen Büschen und Bäumen unweit der Schule. Ihm wurde von hinten in den Kopf geschossen. Ein gleichaltriger Mitschüler sitzt seither in Untersuchungshaft. Er schweigt. Die Waffe wurde jedoch bei ihm zu Hause gefunden. Warum der 14-Jährige getötet wurde, ist noch unklar. Die Handyauswertung dauert an. Lohr am Main – ein Extremfall?

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Zunehmende Aggressivität bei Kindern und Jugendlichen

Beim Blick auf die Bayerische Kriminalstatistik von 2021 fällt auf: Bei der gefährlichen und schweren Körperverletzung hat die Zahl der tatverdächtigen Kinder im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen – um 23,4 Prozent. In absoluten Zahlen sind das 750 Kinder zwischen acht und 13 Jahren. Bei den tatverdächtigen Jugendlichen (14-17 Jahre) ist die Zahl um dagegen um fast zehn Prozent gesunken – auf 1.814.

"Mord und Totschlag sind jedoch die absolute Ausnahme", so Pressesprecher Enrico Ball des Polizeipräsidiums Unterfranken. Aber auch er beobachtet eine zunehmende Aggressivität. Er hat sich in Lohr am Main mehrfach mit Jugendlichen unterhalten und war überrascht, wie viele 13-Jährige in der Kleinstadt Cannabis konsumieren und Gewaltfilme für Erwachsene schauen.

Kinder sind manchmal Täter und Opfer zugleich

Die häufigsten Delikte von Kindern: Körperverletzung, Diebstahl und Mobbing. Dabei geschieht vieles bei den Jugendlichen unter Alkoholeinfluss. Auslöser für Straftaten sind zunehmend psychische Erkrankungen, beobachtet der Würzburger Professor Marcel Romanos. Er leitet die Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum. In manchen Fällen seien die Täter zugleich auch Opfer. Werden psychische Erkrankungen wie ADHS nicht erkannt oder entsprechend behandelt, kann es beispielsweise zu schwerwiegenden Wutausbrüchen kommen.

Erziehung hinter Gittern

Sind Täter noch unter 14 Jahre alt, gelten sie hierzulande als strafunmündig. Für sie gibt es pädagogische Maßnahmen, u.a. bei der Diakonie Würzburg. Die jüngsten Bewohner der geschlossenen Abteilung sind zehn Jahre alt. Sie brauchen viel Unterstützung. Bewähren sie sich dauerhaft, bekommen sie Ausgang. 14 Plätze für schwere Fälle gibt es etwa in Würzburg. Die Nachfrage ist weitaus größer, betont der Vorstand Bildung und Erziehung. Wer einen Platz bekommt, hat gute Chancen. Fast alle Kinder verlassen die Einrichtung mit einem Schulabschluss.

Präventionsarbeit der Polizei

Durch Prävention versucht die bayerische Polizei, Straftaten zu verhindern. Das Projekt "Zammgrauft" zum Beispiel wendet sich an Kinder und Jugendliche zwischen elf und 18 Jahren. Hier lernen die Schülerinnen und Schüler in Übungen und Rollenspielen die Bedeutung von Gemeinschaft, Vertrauen und Zivilcourage. Auch die verschiedenen Formen von Gewalt, zum Beispiel körperliche Gewalt oder Mobbing, werden thematisiert und es werden Strategien dagegen erarbeitet.

Hilfe für Geschädigte

Auch für Opfer, deren Angehörige, aber auch Einsatzkräfte, gibt es Hilfsangebote. Eine Trauma-Ambulanz gibt es zum Beispiel am Universitätsklinikum in Würzburg. Hier werden traumatische Erlebnisse so rasch wie möglich behandelt, dann hinterlassen sie keine seelischen und körperlichen Spuren, so die Leiterin Dr. Marion Schowalter.

Dr. Marion Schowalter, Trauma-Therapeutin
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Dr. Marion Schowalter, Trauma-Therapeutin

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