Ein Versuchstag auf dem Garchinger Forschungscampus der TU München: Vom Gelände der Werksfeuerwehr steigen dicke Rauchwolken auf. Es brennt in einem 20 Quadratmeter großen Testraum, einer Art Wohnzimmer, gebaut aus Holz und gefüllt mit noch einmal 70 Kilogramm Holz. Es sind aufgeschichtete Fichtenstäbe.
Wenn sie komplett in Flammen aufgehen, entspreche das ungefähr der Brandlast eines ziemlich vollgestellten Wohnraums, erklärt Norman Werther, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion: "Das würde bedeuten, Sie hätten Sofas und die ganzen Wände mit Büchern vollgestellt."
400 Sensoren zeichnen Daten auf
Das Feuer brennt lichterloh, immer wieder brechen Teile der Deckenverkleidung ab und stürzen zu Boden. Wann das passiert, wo genau und wie – alles wird von den Forschern genau beobachtet und dokumentiert. Und 400 Sensoren zeichnen Daten wie etwa die Temperaturentwicklung auf.
Nach gut eineinhalb Stunden werden die Flammen immer kleiner. Was bleibt, sind vor allem Glutberge. Die Feuerwehr, die erst ganz am Ende des Versuchs eingreifen darf, hat leichtes Spiel. Einsatzleiter Jürgen Wettlaufer stellt in seiner ersten Bilanz zufrieden fest, dass der Holzbau für die Feuerwehr "letztlich kein größeres Problem" darstelle: "Wir brauchen keine neue Technik, wir können das Löschmittel Wasser verwenden, wir müssen uns über keine neuen Taktiken Gedanken machen."
"Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert"
Noch wichtiger ist für die Forscher: Die tragende Konstruktion des Testraums hat den Flammen standgehalten, ebenso die aufgesetzte Fassade, mit der Obergeschosse angedeutet werden. Entsprechend fällt das Fazit des Projektleiters Professor Stefan Winter aus: "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert, und er hat funktioniert – es ist genau passiert was wir erwartet haben."
In den nächsten Wochen sollen zwei weitere Versuche folgen – dann auch mal mit einem größeren Testraum und mit noch mehr Massivholzwänden. Die Forscher wollen weitere Beweise sammeln, dass der Brandschutz selbst bei mehrgeschossigen Holzbauten bei entsprechender Ausführung funktioniert – genauso wie zum Beispiel bei Gebäuden aus Ziegeln oder Stahlbeton.
"Sichere Holzkonstruktionen bis zur Hochhausgrenze"
Professor Winter ist überzeugt, dass es auch in Deutschland künftig bis zu 22 Meter hohe Holzhäuser geben wird. Denn die Versuchsergebnisse sollen in den Bauordnungen der Bundesländer ihren Niederschlag finden. Es sei ja erklärter Wille, dass mehr mit Holz gebaut werden soll, betont er.
Denn das könne dazu beitragen, die Klimaschutzziele auch beim Bauen zu erreichen. Deshalb sei es "auch der Wille, sichere Holzkonstruktionen bis zur Hochhausgrenze zu ermöglichen". Wenn das gelingt, freuen sich nicht zuletzt auch die Zimmerer: Die bayerische Landesinnung gehört zu den Förderern des Forschungsprojekts.
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