#outinchurch - Outen in der Kirche
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#OutInChurch: Eine Bilanz nach vier Monaten

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Neue Gesichter bei #OutInChurch: Eine Bilanz nach vier Monaten

Neue Gesichter bei #OutInChurch: Eine Bilanz nach vier Monaten

Einiges ist in Bewegung geraten, seit sich Ende Januar 125 Mitarbeitende der katholischen Kirche als queer geoutet haben. Mittlerweile haben sich weitere der Aktion #OutInChurch angeschlossen und zeigen öffentlich Gesicht. Ein Rück- und Ausblick.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

"Ich will, dass du bist": Mit diesen Worten werden Besucherinnen und Besucher der Augustinerkirche in Würzburg begrüßt. Sie stehen auf einer großen rostbraunen überlebensgroßen Tafel im Eingangsbereich der Kirche. Für den 34-jährigen Marcel Holzheimer das passende Motto für sein öffentliches Coming-Out im Rahmen der Initiative #OutInChurch: "Dieses bedingungslose Ja Gottes gilt allen Menschen - und das wünsche ich mir auch für unsere Kirche", sagt er.

Sein Mitbruder im Augustinerorden, Peter Reinl, hat sich der Aktion ebenfalls nachträglich angeschlossen, "um den Menschen, für die viel dran hängt, den Rücken zu stärken. Und um zu zeigen, dass es in Kirche nicht nur den heterosexuellen Cis-Mann gibt." Sein Coming Out im privaten Umfeld hat er längst hinter sich - dieses öffentliche sei deshalb für ihn persönlich kein großer Schritt mehr gewesen. "Ich bin ich, ich bin queer und das ist mein Leben."

Weitere 500 queere Menschen meldeten sich bei #OutInChurch

Die beiden Würzburger haben sich der Aktion nachträglich angeschlossen – und sind damit nicht alleine: In den vergangenen vier Monaten haben sich weitere 500 queere Menschen bei #OutInChurch gemeldet, sagt Initiator Jens Ehebrecht-Zumsande. Er arbeitet selbst als schwuler Mann fürs Erzbistum Hamburg. Die meisten derer, die sich seit dem 24. Januar 2022 gemeldet haben, wollen Teil der Gruppe werden. Denn natürlich habe die Aktion die Aufmerksamkeit auf die notwendigen Forderungen von queeren Menschen in der katholischen Kirche gelenkt, sagt Ehebrecht-Zumsande.

Aktion macht Gesprächsbedarf sichtbar - und schenkt Mut

Gleichzeitig sei abseits der Öffentlichkeit ein großes Netzwerk mit Strahlkraft entstanden. "Für viele ist da etwas ins Rollen gekommen. Manche melden sich einfach bei uns, bei denen mit dieser öffentlichen Aktion ein Knoten geplatzt ist", so Ehebrecht-Zumsande. So habe sich etwa ein 66-jähriger Pfarrer gemeldet, der sein Schwulsein bislang mit niemandem in seinem Leben geteilt habe. Das zeige: Es gebe sehr viel Gesprächsbedarf, es brauche Angebote vor Ort, die queeren Menschen die Angst und Bedenken nehmen, sich als schwul, lesbisch, trans-, inter-, bisexuell oder nonbinär zu outen.

LGBTIQ+-Gruppen in jedem Bistum

Ehebrecht-Zumsandes Vorschlag sei deshalb, dass jedes Bistum eine Gruppe schafft, die jeweils vor Ort dafür sorgt, dass die Forderungen von LGBTIQ+-Personen in der Kirche umgesetzt werden – "vielen queeren Menschen geht es vor allem erstmal darum, dass die Diskriminierung aufhört." Ein Schuldbekenntnis der Bischöfe vermisse Ehebrecht-Zumsande bis heute. "Es wäre so einfach: Anders als beim Missbrauch braucht es hier keine Studien."

Bistum Würzburg gründet Regenbogenpastoral-Gruppe

Solche Gruppen für queere Menschen in der katholischen Kirche gebe es jetzt in 15 von 27 Bistümern, die zumeist als Reaktion auf die Segnungsgottesdienste unter dem Motto #liebegewinnt im Mai 2021 entstanden sind. So auch im Bistum Würzburg. Hier hat Bischof Franz Jung die sogenannte Regenbogenpastoral-Gruppe ins Leben gerufen. Die Aufgabe: den Seelsorge-Bedarf für LGBTIQ+-Personen beantworten, so hieß es in der Pressemitteilung des Ordinariats. Für Hochschulpfarrer Burkhard Hose eine unglückliche Formulierung: "Queere Menschen sind nicht irgendwo da draußen und brauchen spezielle Formate – sie sind ja längst Teil der Kirche und im kirchlichen Dienst selbst etwa als Seelsorger aktiv."

"Queere Menschen nicht mehr Objekte von Seelsorge, sondern Subjekte"

Der Würzburger Hochschulpfarrer war bereits beim großen öffentlichen Aufschlag von #OutInChurch Ende Januar dabei. "Seitdem hat sich die Wahrnehmung glaube ich dahingehend geändert, dass queere Menschen nicht mehr als Objekte von Seelsorge gesehen werden, sondern auch als Subjekte." Hose ist schwuler Priester und selbst Teil der Pastoralgruppe. "Es ist gut, Ansprechpartner vor Ort zu haben, Stichwort Safe Space. Ich erlebe immer wieder bei Studierenden, dass das Coming-Out im familiären Umfeld immer noch ein großes Thema ist."

Die Regenbogenpastoral-Gruppe habe es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, alle Menschen in der Kirche sensibler für Diskriminierungsmuster gegenüber LGBTIQ+-Personen zu machen. So hinterfragen Hose und seine Kolleginnen und Kollegen etwa, dass der wiederkehrende Ehevorbereitungskurs binär ausgelegt ist – auf Mann und Frau. Auch im Bereich der Jugend- und Bildungsarbeit müsse viel getan werden.

#OutinChurch-Mitglied: Es ist nötig, weiterhin Forderungen zu stellen

Sein Kollege in Würzburg Stephan Schwab, schwuler Priester und Mitglied von #OutinChurch, ist sich sicher, dass man die nächsten Schritte nicht der Kirchenleitung überlassen dürfe: "Wenn wir es dabei belassen, würde sich nichts verändern." Denn die bisherigen Zugeständnisse seien Einzelfälle - ohne ernsthafte Perspektive. "Es ist irgendwie kein Bewusstsein dafür entstanden, dass Kirche hier noch falsch läuft. Dass es hier nicht nur mit der Änderung des Arbeitsrechts getan ist.“

Eine Kernforderung: Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts

Zu den Kernforderungen zählen ein diskriminierungsfreier Zugang zu allen Berufen in der Kirche, eine Änderung der kirchlichen Sexuallehre sowie die Öffnung von Segnungshandlungen und Sakramenten für queere Paare und Personen. Nach der aktuell geltenden Grundordnung, die von den Mitarbeitenden Loyalität zur kirchlichen Glaubens- und Sittenlehre verlangt, muss, wer in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt, um seinen oder ihren Arbeitsplatz bangen.

Initiative übergibt 117.600 Unterschriften an Bischöfe

Viel habe sich in den letzten vier Monaten bewegt, wo man vorher annahm, dass solch große Schritte innerhalb der katholischen Kirche Jahre brauchen würden. Jetzt müsse man dran bleiben, sagt #OutInChurch-Initiator Jens Ehebrecht-Zumsande, "sonst, so befürchte ich, verschwinden und verstauben unsere Forderungen in Schubladen." Durch den öffentlichen Druck glaube er aber, dass viele Bischöfe erkennen, dass sie das Thema nicht mehr vom Tisch bekommen.

Denn das Echo, das die Initiative #OutInChurch zusammen mit der ARD-Dokumentation "Wie Gott uns schuf" ausgelöst hat, ist riesig: Es wurden 117.600 Unterschriften gesammelt und der Deutschen Bischofskonferenz bei deren Vollversammlung am 9. März 2022 übergeben. So viele Menschen unterstützen die Forderungen nach einem Ende der Diskriminierung queerer Menschen in der Kirche. Mittlerweile haben mehr als 120.000 Menschen diese Petition unterschrieben.

Würzburger Bischof garantiert Schutz vor Kündigungen

Noch sind keine schlussendlichen Entscheidungen seitens der Deutschen Bischofskonferenz getroffen worden. Nur vereinzelt haben Bistümer ihre Solidarität zugesagt. So etwa Würzburgs Bischof Franz Jung, der bereits am 9. Februar 2022 eine Selbstverpflichtungserklärung abgegeben hat: Queere Beschäftigte müssten in seinem Bistum nicht mehr mit Kündigungen oder Disziplinarmaßnahmen rechnen. Er schließt sich damit den Beschlüssen des Synodalen Wegs an, dem Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland. Auf eine offizielle Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts wollte der Bischof nicht warten.

Queer in der Kirche
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Mehrere Mitarbeitende der katholischen Kirche haben sich als queer geoutet. So auch zwei Augustinerpater aus Würzburg.

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