04.06.2024, Bayern, Regensburg: Ein Frau (l) fotografiert in der Altstadt am Donauufer das Hochwasser. Seit Tagen kämpfen die Helfer in Bayern gegen die Flut und ihre Folgen. Foto: Sven Hoppe/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe
Audiobeitrag

Hochwasser in Bayern - Regensburg

Audiobeitrag
>

Pegelstände in Bayern: Wann fließt das Hochwasser ab?

Pegelstände in Bayern: Wann fließt das Hochwasser ab?

Die Hochwasserlage bleibt in vielen Teilen Bayerns angespannt. Entlang der Donau sind die Höchststände teils noch nicht erreicht. In anderen Gebieten sinken die Pegel dagegen - doch wie lange dauert es, bis das Wasser abfließt?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Während mit dem ausbleibenden Niederschlag vielerorts die Pegel der überfluteten Flüsse sinken, wachsen die Wassermassen entlang der Donau weiterhin an. Die Scheitelwelle, also der Höchststand der Überschwemmungen, soll im Laufe des Tages erreicht werden. Eine Übersicht über die aktuellen Pegelstände gibt die interaktive Bayernkarte.

Entspannung am Wochenende an der Donau

Entlang der Donau erreicht das Hochwasser fast überall die Meldestufe 4. Das heißt, Wohngebiete sind in größerem Umfang überflutet und der Einsatz von Sandsäcken und mobilen Dämmen ist erforderlich. Auch in Deggendorf tritt die Donau über die Ufer, der Katastrophenfall wurde ausgerufen. Der übersättigte Boden, der kein Wasser mehr aufnehmen kann, sorgt dafür, dass die Donau überläuft.

Jetzt, wo sich die Wetterlage entspannt hat und kein Starkregen mehr fällt, sinken die Pegel jedoch vielerorts. "Am 8. Juni wird laut Prognose die Meldestufe 1 unterschritten", erklärt Siegfried Ratzinger, der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes in Deggendorf. Am Wochenende wird sich die Lage an der Donau also voraussichtlich entspannen.

Wie funktioniert die Vorhersage der Pegel?

Die Prognose über die Pegelstände der Donau beruht auf statistischen Berechnungen der Hochwasservorhersagezentralen, die es für alle Flusseinzugsgebiete in Bayern gibt. Die Hochwasservorhersage wird vom Hochwassernachrichtendienst (externer Link) des Landesamts für Umwelt herausgegeben. In enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst werden die erwarteten Niederschlagswerte in Abflussmodelle eingespeist.

Aus den Wettervorhersagen lässt sich ein hydrologisches Modell erstellen, das die Pegel an den Messstellen der Flüsse berechnet, erklärt Prof. Harald Kunstmann, der Inhaber des Lehrstuhls für Regionales Klima und Hydrologie an der Uni Augsburg. "Danach kann man aus einem hydraulischen Modell, das zeigt, wo welches Stadtviertel liegt, schließen, welches Haus wie überschwemmt wird", so Kunstmann.

Mit bis zu 50 Wettervorhersagen arbeitet der Hochwassernachrichtendienst im Krisenfall. Weil jeder Wetterbericht leicht unterschiedlich ist, entsteht laut Kunstmann "eine Spannbreite an Unsicherheiten". Damit kann zum Beispiel auch der Worst Case eines Hochwassers berechnet werden. Neben Prognosen verweist Kunstmann ebenfalls auf die Erfahrungswerte der Hochwasserkatastrophe im Juni 2013. "Damals hat es in Passau zwei bis drei Tage gedauert, bis das Wasser abgelaufen ist." Ähnlich wie damals kann das Wasser nach der Scheitelwelle innerhalb einer Woche ablaufen.

Überschwemmungen nicht die einzige Gefahr

Nicht nur die Überschwemmungen sind ein großes Problem für die Donauregion. Auch das Grundwasser, das in die Keller von Wohnhäusern eindringt, kann großen Schaden verursachen. Ratzinger vom Wasserwirtschaftsamt in Deggendorf erklärt: "Im Donautal haben wir durchlässige Kiesböden. Nach normalem Regen entwässert das Grundwasser in die Flüsse. Aktuell ist es andersrum: Die Donau drückt sich in das Grundwasser ein." Damit steigt auch der Grundwasserspiegel und das Wasser dringt in Keller und Tiefgaragen.

Dramatisch ist das in alten Städten entlang der Donau. In den mittelalterlichen Gebäuden in Regensburg und Passau sind oftmals nur Lehmböden in den Kellern verbaut, dort steigt das Wasser besonders leicht. Ratzinger rät: In Wohnhäusern im Hochwassergebiet keine wertvollen Gegenstände oder elektrischen Geräte im Keller aufbewahren. In der Hochwasserschutzfibel des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (externer Link) können Hausbesitzer nachlesen, welche Präventionsmaßnahmen sie zum Hochwasserschutz treffen können.

Grundwasser braucht länger zum Abfließen

Die Problematik mit dem Grundwasser in den Kellern dauert laut Kunstmann länger als die Überschwemmungen. Ein Lichtblick im Unglück: Steigt das Wasser aus dem Boden in den Keller, handelt es sich um sauberes Grundwasser. Anders als verunreinigtes Wasser, das aus den Flüssen abläuft. Durch die großen Regenmengen kann das Wasser unterirdisch nicht abfließen. Es dauert also deutlich länger als bei oberirdischen Flüssen, bis das Grundwasser abfließen kann. Haben sich die Pegelstände der Flüsse wieder normalisiert, kann das Grundwasser unterirdisch zum nächsten kleinen Bach, Vorfluter genannt, fließen. Dort tritt es dann an die Oberfläche.

Nach der Flut: Mühsame Aufräumarbeiten

Oft bleibt Betroffenen nichts anderes übrig, als den Keller mühsam auszupumpen. Besonders in Passau, wo am Nachmittag der Pegelstand der Donau auf zehn Meter gestiegen ist, dürfte das in den kommenden Wochen auf viele Bewohner zukommen. Ratzinger vom Wasserwirtschaftsamt in Deggendorf rät, bei Neubauten in hochwassergefährdeten Gebieten auf Keller zu verzichten oder sie so wasserdicht wie möglich zu gestalten. Eine hochwasserresistente Abdichtung von bestehenden Gebäuden lohne sich ebenfalls. Wer nachrüsten möchte, kann beispielsweise auf wasserdichte Kellerfenster, Wassersperren für die Kellertür und einen Hochwasserschutz für die Einfahrt zurückgreifen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!