Ein Mann auf einem Gehweg zeigt auf seinem Smartphone eine App.
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Richard Otto zeigt auf seinem Smartphone die App "Wegeheld", mit der er Anzeigen gegen Falschparker verschickt.

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Per App gegen Falschparker: Sicherheitsrisiko auf dem Gehweg

Per App gegen Falschparker: Sicherheitsrisiko auf dem Gehweg

Richard Otto begleitet seinen Sohn täglich auf dem Weg zum Kindergarten. Der Fünfjährige fährt mit dem Rad auf dem Gehsteig. Falsch geparkte Autos sind dort ein regelmäßiges Sicherheitsrisiko, gegen das der Vater mittlerweile selbst vorgeht.

Richard Otto ist nicht der richtige Name des Vaters. Der 31-jährige Nürnberger möchte lieber anonym bleiben, denn das, was er regelmäßig tut, kommt nicht bei allen gut an. Richard Otto ist leidenschaftlicher Radfahrer, ein Hobby, das er mit seinem fünfjährigen Sohn teilt. Der tägliche, gemeinsame Weg zum Kindergarten in der Nürnberger Nordstadt gleiche aber oftmals einer Art Hindernisparcour. Falsch oder zumindest rücksichtslos geparkte Autos blockierten den Gehweg, verschlechterten die Sicht und seien somit ein Sicherheitsrisiko, vor allem für die kleinen Verkehrsteilnehmer auf dem Rad.

Auto auf Gehweg: Keine Alternative bei Parkplatznot

Richard Otto ist Realist. Er weiß, wie schwer sich viele Anwohner in seinem Viertel tun, vor allem abends einen Parkplatz zu finden. Das Auto auf dem Gehweg zu parken oder es so abzustellen, dass die Hälfte des Steigs nicht mehr passierbar ist, sei jedenfalls keine Alternative. Richard Otto unternimmt etwas gegen die für ihn inakzeptable Verkehrssituation und meldet die Falschparker.

Vater hat schon 500 Gehweg-Parker gemeldet

Insgesamt rund 500 Anzeigen gegen Falschparker vor allem auf Gehwegen hat Richard Otto in den vergangenen eineinhalb Jahren verschickt. In digitalen Zeiten ein leichtes Unterfangen: Mittlerweile gibt es verschiedene Apps, die einen derartigen Service anbieten. Ihre Bedienung ist einfach: Foto des falsch abgestellten Autos hochladen, Beschreibung der Parksituation, Maske ausfüllen und per Handy-App abschicken, fertig. Die Anzeige landet bei den zuständigen Behörden.

"Ich bin kein Denunziant"

Richard Otto geht es nicht darum, seine Mitbürger anzuschwärzen. Er wolle grundsätzlich etwas verändern, das Bewusstsein für derartiges Fehlverhalten beim Parken schärfen. Als Denunziant sieht er sich dabei nicht. Dafür brauche es niedere Beweggründe, das sei bei ihm nicht der Fall. Er habe ein berechtigtes Interesse im Sinne der Sicherheit zu handeln, für seine Familie, aber auch für viele andere. Auf Twitter sind seine Anzeigen zum Teil nachvollziehbar. Dort gebe es viel Rückhalt, aber natürlich auch Menschen, die ihm unschöne Kommentaren schicken. Deshalb will er lieber anonym bleiben, auch wenn er zu seinen Aktionen steht.

Wenig Begeisterung bei kommunaler Verkehrsüberwachung

"Wir gehen solchen Anzeigen nach", sagt Markus Hübner vom Zweckverband Kommunale Verkehrsüberwachung im Großraum Nürnberg. Das Gehwegparken sei eine Ordnungswidrigkeit, die derzeit mit rund 20 Euro geahndet wird. Der neue, noch dieses Jahr wohl in Kraft tretende Bußgeldkatalog sehe dafür sogar Strafen ab 55 Euro vor.

Natürlich könne man schon rein personell nicht alle Verstöße jeden Tag ahnden, so Hübner. Über "private Helfer", die per App Anzeigen schicken, hält sich seine Begeisterung jedoch in Grenzen. Es sei ein Phänomen, das in jüngster Zeit durchaus zugenommen habe und auch seine Berechtigung habe, gleichzeitig beschert es dem Zweckverband zunächst einmal mehr Arbeit. Jede Anzeige müsse im Einzelnen genau auf ihre Richtigkeit überprüft werden und sei im Endeffekt vom Zweckverband auch vor Gericht zu vertreten. Letztlich habe man derzeit gar nicht ausreichend Leute für diese Aufgabe. Momentan werde Personal aufgestockt, um die Verkehrsüberwachung im Großraum Nürnberg noch flächendeckender durchführen zu können.

Auch der ADFC findet: Nürnberg ist fahrradunfreundlich

Nürnberg ist nach Ansicht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC alles andere als eine radfreundliche Stadt, auch wenn es mittlerweile viele Verbesserungen gebe. Es müsse sich aber noch viel ändern. Der Meinung ist auch Richard Otto. Er will "Gehwegparker" weiterhin anzeigen, damit der Weg zum Kindergarten für seinen Sohn und andere Kinder sicherer wird. Davon lässt er sich auch durch Hasskommentare im Netz nicht abbringen. Die Sicherheit, insbesondere der ganz jungen Radfahrer, steht für ihn schlichtweg im Vordergrund.

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