Eine Frau öffnet ein Fenster, um zu lüften. (Symbolbild)
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Um Schimmel zu vermeiden, ist Lüften häufig eine gute Option. Aber: Es kommt auch auf andere Dinge an. (Symbolbild)

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Schimmelgefahr: Muss man ein gut gedämmtes Haus häufiger lüften?

Schimmelgefahr: Muss man ein gut gedämmtes Haus häufiger lüften?

Gerade in der kalten Jahreszeit ist Schimmel in Wohnungen und Häusern ein Thema. Bei BR24 diskutieren User darüber, ob eine ordentliche Dämmung eher gut gegen Schimmel ist oder ob das Risiko dadurch sogar ansteigt. Was Experten dazu sagen.

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Um es zu Hause so angenehm wie möglich zu haben, sind Neubauten heutzutage in der Regel gedämmt. Das hat Vorteile, so können etwa durch eine Dämmung der Außenwände Heizkosten eingespart werden.

Doch bringen zum Beispiel dichte Fenster nicht auch ein Risiko mit sich, wie BR24-User argumentieren? So kommentierte etwa User "baum13", dass eine Isolierung der Häuser von außen dafür sorge, dass "den Wänden das Atmen genommen" werde. Auch dicht schließende Fenster seien schlecht für den Luftaustausch. In den BR24-Kommentarspalten machen Nutzer gute Dämmung für das Auftreten von Schimmel verantwortlich.

Sechs bis zwölf Liter Wasserdampf pro Tag in der Luft

Egal ob gedämmt oder nicht – man müsse "grundsätzlich in jedem Haus für den nötigen Luftaustausch sorgen", stellt Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Oberfranken auf BR24-Anfrage klar. Seiner Aussage nach entstehen in einem Drei-Personen-Haushalt pro Tag durch das Atmen, Schwitzen, Kochen oder Duschen etwa sechs bis zwölf Liter Wasser, die als Dampf in die Luft abgegeben werden. Dieses Wasser müsse auch wieder aus dem Gebäude hinaus, sonst könne es, etwa im Winter, zu Schimmel kommen. Um das zu verhindern, benötige es eine kontrollierte Wohnraumlüftung oder regelmäßiges Stoßlüften.

Die Grundbedingung dafür, dass überhaupt Schimmel entstehen könne, sei die Tatsache, dass Wasser an kalten Stellen kondensiere, so Ruckdeschel weiter. Es gehe also auch darum, kalte Stellen, etwa an Wänden, zu vermeiden.

Vermindert oder vergrößert Dämmung das Schimmelrisiko?

Generell helfe Wärmedämmung dabei, dass weniger Wärme über die Wände verloren gehe, erklärt Andrea Bitter von der Beratungsstelle für Energieeffizienz und Nachhaltigkeit der Bayerischen Architektenkammer im BR24-Gespräch. Weil dadurch auch die Wandoberflächen innen wärmer seien, vermindere eine fachgerecht ausgeführte Dämmung das Schimmelrisiko.

Zu bedenken sei dabei, dass zum Beispiel durch neue, dicht eingebaute Fenster oder eine neue Dämmung des Dachs die Luftdichtigkeit in einem Haus ansteigen könne. Das bedeute, dass zwar weniger Wärme durch Zugluft verloren gehe, aber auch weniger Luftaustausch und damit weniger Abtransport von Feuchtigkeit stattfinde, so Bitter weiter. Wichtig sei in solchen Fällen, etwa bei Sanierungen, mit den Fachleuten des planenden oder ausführenden Unternehmens zu besprechen, wie häufig die Räume gelüftet werden sollten oder ob eine Lüftungsanlage notwendig werde. Klar sei jedoch auch: "Wenn täglich zwei Maschinen Wäsche im Wohnzimmer getrocknet werden und das Sofa in die Raumecke der Außenwand rückt, hilft die beste Planung nichts", sagt Bitter.

"Atmen", wie es der User nennt, können Wände auch ohne Dämmung nicht: Durch eine gemauerte und verputzte Wand gelangt nur sehr wenig Wasserdampf nach außen.

Bei Sanierungen auf Wandaufbau achten

"Am plötzlichen Auftreten von Schimmel ist oft auch eine falsche Sanierung schuld", schrieb BR24-User "Tom_W" Ende November. So seien etwa neue, dichte Fenster in einem Altbau ein Schimmelrisiko, wenn nicht gleichzeitig die Fassade gedämmt würde.

Es sei immer wichtig, etwa bei Altbauten den vorhandenen Wandaufbau zu betrachten, erklärt Gerd Vaupel vom Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden auf Anfrage von BR24. Man müsse sich zum Beispiel ansehen, welche Materialien verwendet wurden oder welche Verbindungen zu Fenstern und Türen ausgebildet werden müssen. Eine gute Dämmung alleine könne die Energieeffizienz eines Hauses erhöhen, sie müsse aber in Kombination mit einem effektiven Lüftungskonzept und der richtigen Bauweise erfolgen, um das Risiko von Schimmelbildung zu minimieren, erklärt Vaupel.

In der Kommentarspalte resümierte ein User, der mittlerweile nicht mehr aktiv ist, dass Schimmel letztlich "eine Folge von falschem Dämmen, kombiniert mit falschem Lüften" sei.

Das sehen auch die Expertinnen und Experten so. So meint etwa Stuckateurmeister und Gebäudeenergieberater Jörg Ottemeier gegenüber BR24, dass das Lüften beim Thema Schimmel der zentrale Punkt sei. So würden etwa bei Neubauten auch Zwangslüftungssysteme eingebaut werden, um dichte Gebäudehüllen wieder zu öffnen. Dabei sei jedoch wichtig, dass die kalte Außenluft durch technisches Know-How entsprechend vorgewärmt werden würde.

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