Alexander Kindhof, Triebfahrzeugführer bei der Bayerischen Regiobahn (BRB) hatte Glück: Über 20 Mal ist er schon mit dem Wasserstoffzug Mireo Plus H auf den Strecken Augsburg – Füssen und Augsburg – Peißenberg gefahren. Bei seinen Kollegen sah es anders aus: "Wir sind mehr nicht gefahren, als gefahren", sagt Kindhof. Auf der einen Seite gab es bei Geltendorf eine lange Streckensperrung aufgrund von Bauarbeiten, sodass der Wasserstoffzug dort nicht fahren konnte. Auf der anderen Seite musste der Zug "aus technischen Gründen" sehr oft ausfallen.
Enthusiasmus für Wasserstoff-Züge vom Bayerischen Verkehrsministerium gebremst
"Im ersten Jahr des Testbetriebs im Raum Augsburg waren sowohl der Betankungsprozess als auch das Fahrzeug selbst sehr störanfällig, sodass viele der geplanten Fahrten nicht stattfinden konnten", schreibt das Bayerische Verkehrsministerium auf BR-Anfrage. Ziel sei es nun im weiteren Testbetrieb, hier eine Stabilisierung zu erreichen und weitere Erfahrungen zu sammeln.
Immer wieder gab es Probleme mit der Brennstoffzelle, besonders im Winter, weil diese eingefroren war. Laut Siemens wurde die Schwachstelle inzwischen behoben. Dazu kommen technische Fehlermeldungen, mit denen sich die Triebfahrzeugführer auseinandersetzen müssen. "Man ist dann auch teilweise sogar sehr überrascht, wenn an einem Tag keine einzige Fehlermeldung kommt. Das ist dann aber so ein kleines Feedback, dass man dran arbeitet und die Technik weiterentwickelt", sagt Triebfahrzeugführer Kindhof.
Siemens Mobility hält Testbetrieb für wertvoll
Der Hersteller Siemens Mobility spricht dennoch von einer insgesamt positiven Zwischenbilanz. Die Rückmeldungen von Fahrgästen, Triebfahrzeugführern und vom Betreiber seien sehr gut, sagt Matthias Berghofer, Projektleiter Wasserstoffzüge bei Siemens Mobility, im BR-Interview. "Gerade befindet sich der Mireo Plus H in der jährlichen Wartung. Hier wird alles nochmal durchgecheckt. Außerdem wird ein neues Betriebssystem aufgespielt, um das Fahrzeug fit für das zweite Betriebsjahr zu machen."
Es sei normal, dass die Inbetriebnahme neuer Technologien Herausforderungen berge. Fahrgäste bekamen von den Ausfällen oft wenig mit, weil bei Störungen ein Dieselfahrzeug einsprang. So hält Siemens den Testbetrieb weiterhin für sehr wertvoll, um nachhaltige Mobilität erproben zu können.
Bayern experimentiert weiter
Der Testbetrieb läuft noch bis Juni 2027 weiter. Dann wird sich zeigen, wie gut sich der Wasserstoffzug als klimaschonende Alternative zu Dieselzügen eignet. Die im Versuch gewonnenen Erkenntnisse fließen auch in künftige Einsätze von Wasserstoffzügen in Bayern. Im August teilte das Verkehrsministerium mit, die Wasserstoff-Teststrecken auszuweiten. Ab Ende 2026 sollen deshalb drei weitere Wasserstoffzüge im Südostbayernbahn-Netz Mühldorf–Burghausen als Pilotprojekt fahren.
Den Bahnverkehr revolutionieren wird Wasserstoff aber wohl trotzdem nicht. Im Sommer sagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU): Der Zug ist zwar "eine echte Alternative", aber auch die teuerste.
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