Streuobstwiese (Symbolbild)
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Vom Baum bis ins Saftglas: Bayerischer "Streuobstpakt" kommt

Vom Baum bis ins Saftglas: Bayerischer "Streuobstpakt" kommt

Hunderte Millionen Euro, viele neue Bäume, ein Vermarktungskonzept: Staatsregierung und Naturschützer sind mit dem nun beschlossenen bayerischen "Streuobstpakt" zufrieden. Umweltminister Glauber zieht einen Vergleich zu Australiens Korallenriffen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Jahrelang wurde in Bayern um den richtigen Schutz von Streuobstwiesen gestritten, jetzt gibt es eine vorläufige Einigung: Die Staatsregierung und mehrere Verbände aus Naturschutz, Landwirtschaft und Wirtschaft haben einen sogenannten "Streuobstpakt" unterzeichnet. Bis zum Jahr 2035 sollen 600 Millionen Euro für den Erhalt der traditionellen und ökologisch wichtigen Bäume auf Streuobstwiesen im Freistaat ausgegeben werden.

Derzeit gibt es in Bayern laut Richard Mergner vom Bund Naturschutz insgesamt fünf bis sechs Millionen Bäume auf Streuobstwiesen. Das soll sich ändern: Neben dem Erhalt der vorhandenen Streuobstbäume sollen bis 2035 eine Million zusätzliche Bäume gepflanzt werden. Zur Finanzierung der Pläne sagte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler): Die Hälfte der insgesamt veranschlagten 600 Millionen Euro komme vom Freistaat, die andere Hälfte stamme aus Bundes- und Europamitteln.

Streuobst: "Pakt mit einer ganzen Generation"?

Glauber lobte die Einigung und sprach von einem seiner schönsten Tage als Umweltminister: "Was für Australien die Korallenriffe sind, sind für unsere wunderschöne bayerische Heimat die Streuobstwiesen." Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) erklärte, die Wertschätzung von Streuobst sei bedauerlicherweise verloren gegangen. Den nun beschlossenen Plan nannte sie einen "Pakt mit einer ganzen Generation".

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte, man führe eine lange Debatte zu einem guten Ende. Seit den 1960er-Jahren sei die Zahl der Streuobstbäume um fast 70 Prozent zurückgegangen. Er betonte, dass Streuobstwiesen aus wirtschaftlichen Gründen eine hohe Bedeutung für Bayern hätten, weil durch sie jedes Jahr etwa 50 Millionen Euro Umsatz generiert werde. Zugleich seien sie ein kulturelles Erbe und wichtig für den Artenschutz.

Geplant sind in Bayern künftig nicht nur der Erhalt und Ausbau der Baumbestände. Auch ein Vermarktungskonzept soll kommen: Beteiligt am Pakt sind neben Landwirten und Baumschulen auch Safthersteller. Das Ziel: Die aufwändig zu bewirtschaftenden Streuobstwiesen sollen sich für die Beteiligten auch finanziell lohnen - heimischer Saft oder Schnaps soll in den Läden und Kantinen vermehrt sichtbar werden. Derzeit komme 40 Prozent des Apfelsaftkonzentrats aus China, erklärte Naturschützer Mergner.

Vermittlung und Moderation durch Alois Glück

Der Streuobstpakt ist das Ergebnis mehrerer runder Tische und Treffen unter Leitung des früheren Landtagspräsidenten Alois Glück (CSU). Nach dem angenommenen Volksbegehren "Rettet die Bienen!" 2019 hatte es beim Thema Streuobstwiesen massive Kritik an der Umsetzung der Staatsregierung gegeben. Diese hatte den Schutz bestehender Streuobstbäume aus Sicht vieler Naturschützer herabgesetzt. Bund Naturschutz und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) hatten deshalb eine Klage beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof eingereicht. Diese Klage lassen die Verbände wegen der Einigung nun ruhen.

Die Träger des Artenschutz-Volksbegehrens zeigten sich nach der Unterzeichnung des Streuobstpakts zufrieden. Es gehe voran mit der Umsetzung und dem Schutz der Artenvielfalt in Bayern, wertvolle Lebensräume für Vögel und Insekten könnten bewahrt werden. Die stellvertretende ÖDP-Landesvorsitzende Agnes Becker sagte, 60 Jahre lang hätten "alle Regierungen mehr oder weniger zugeschaut, wie Millionen Bäume umgesägt wurden". Das Volksbegehren habe erzwungen, dass der Biotopschutz für Streuobstwiesen auf die politische Agenda komme.

Verbände mahnen Umsetzung an

Der Vorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), Norbert Schäffer, sprach von einem "wunderbaren Tag für die Natur und die Menschen im Freistaat". Streuobstbestände seien ein "einzigartiges Kulturgut", das nun erhalten werde. Nun komme es darauf an, die beschlossenen Maßnahmen auch rasch umzusetzen.

Der bayerische Bund-Naturschutz-Vorsitzende Mergner erklärte ebenfalls, er sei froh über einen "wichtigen Schritt zum Erhalt der Streuobstwiesen". Er mahnte allerdings, dass die nächsten Haushaltsberatungen den Plan nun auch umsetzen müssten. "Wir appellieren an den Landtag, dass auch wirklich genug Gelder für die Fördermaßnahmen und vor allem für das nötige Personal bereitgestellt werden", sagte Mergner.

Streuobstwiesen gehören mit rund 5000 Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Zugleich bildet der Streuobstanbau mit mehr als 2000 Obstsorten eine Vielfalt ab, die ansonsten verloren zu gehen droht.

(mit Informationen von KNA und dpa)

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